FC Bayern:Vater und Sohn

16 07 2016 Fussball Saison 2016 2017 Testspiel Vorbereitungsspiel SV Lippstadt 08 FC Bayern

Befördert auf die zweite Assistentenstelle: Davide Ancelotti, 27 (vorne), Sohn von Bayern-Chefcoach Carlo Ancelotti (r.). Hermann Gerland (l.) nimmt zukünftig den Platz von Paul Clement (2. v. r.) ein.

(Foto: Team2/imago)

Assistenztrainer Paul Clement verlässt den FC Bayern Richtung England, Ancelotti junior rückt deshalb auf die zweite Assistentenstelle auf. Und das Münchner Urgestein Hermann Gerland wird vom zweiten zum ersten Co-Trainer befördert.

Von Christof Kneer

Eine ganze Elf fehlte, als sich der FC Bayern am Dienstag zum Abflug nach Katar traf. Die seriöseste Entschuldigung hatte Jérôme Boateng vorzuweisen, eine Operation am Brustmuskel verhindert seine Teilnahme am Trainingslager. Aber auch die abwesenden Arjen Robben, Franck Ribéry, Mats Hummels, Manuel Neuer, Douglas Costa, Arturo Vidal, Robert Lewandowski, Thiago und Rafinha müssen keine disziplinarischen Maßnahmen befürchten, auch ihre Absenzen waren offiziell abgesegnet. Sie werden Katar direkt aus ihren Urlaubsorten anfliegen. Nur der elfte fehlende Mann fiel etwas aus dem Rahmen: Paul Clement war nicht im Urlaub und wurde auch nicht operiert, und er wird Bayern weder nach Katar begleiten noch wird er in München bleiben. Er wird den Verein verlassen, was Klubchef Karl-Heinz Rummenigge vor dem Abflug bestätigte: "Wir wollten Paul die Chance nicht verbauen und wünschen ihm alles Gute."

Das war schön gesagt. Für viele Anhänger des FC Bayern war mit dieser Nachricht allerdings auch eine Frage verbunden: Wer ist noch mal Paul Clement?

Clement, 44, ist ein guter Typ, das versichern alle beim FC Bayern, aber wenn der Klub seine mehrere Tonnen schwere Buchchronik mal erneuert, wird es Clement kaum über das Namensregister hinaus schaffen. Er wird dort zwischen Cerny und Coman geführt werden, und in Klammern wird man lesen können: Co-Trainer unter Carlo Ancelotti (1. 7. 2016 bis 31. 12. 2016).

Clement wird nun Swansea City als Cheftrainer übernehmen, für den Tabellenletzten der Premier League ist das eine deutlich größere Nachricht als für den Tabellenersten der Bundesliga. Clement kam mit erheblicher Reputation nach München, er galt als Taktikflüsterer des Vorgesetzten Ancelotti, mit dem er schon in Chelsea, Paris und Madrid zusammengearbeitet hatte. Allerdings ist Taktik für Ancelotti keine konspirative Disziplin, über die man sich zur Vermeidung von Geheimnisverrat nur flüsternd austauscht; insofern ist auch Clement in den paar Monaten nicht gerade zu einer unersetzlichen Größe geworden.

Dass die Bayern Clements Planstelle nicht sofort neu ausschreiben, zeigt, dass sie zurzeit ihren alten Hausrezepten vertrauen. Richten soll es die individuelle Klasse der Spieler, weniger der Geistesblitz der Trainer. Hermann Gerland, nicht direkt der Typ "Taktikflüsterer", rückt zum ersten Co-Trainer auf, die Stelle des zweiten Assistenten übernimmt Ancelottis Sohn Davide, 27. Die Arbeit werde auch ohne Clement dieselbe sein, sagte Ancelotti junior am Dienstag trocken, das Vater-Sohn-Duo auf der Bank sei "eine gute Erfahrung".

Weitere Abschiede erwarten die Bayern nicht, auch Einkäufe sind im Winter nicht geplant. Nur Holger Badstuber dürfe noch gehen, falls er den Wunsch äußern würde, heißt es. Dass tatsächlich ManCity, der Klub des Taktikflüsterers Guardiola, an Badstuber interessiert ist, wie es Gerüchte besagen, halten sie in München aber für ausgeschlossen.

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