4. Offensivtrainer
Van Gaal liebt "mooie elftallen" - auf gut niederländisch: Teams, die attraktiv und offensiv spielen. Das ist ehrenwert, aber auch seriöses Verteidigen ist Teil des Spiels. Den Bayern fehlt häufig das taktische Gleichgewicht, van Gaal denkt und lehrt fast nur Vorwärtsfußball. Im Spielaufbau sind schlichte Lösungen verpönt, was zuweilen folgenschwere Ballverluste verursacht. Im zentralen Mittelfeld verzichtet er seit dem - berechtigten - Verkauf van Bommels oft auf einen robusten Stabilisator mit defensiver Kernkompetenz. Zugang Luiz Gustavo wäre so einer, er bewies das beim 1:0 in Mailand, wurde danach aber wieder in die Abwehr versetzt. Diese Abwehr wird von den Vorderleuten oft im Stich gelassen, ein Verteidigungskonzept für die gesamte Elf ist nicht ersichtlich, auch das Pressing wirkt schon länger halbherzig. Absurd sind die vielen Gegentore nach Standards, bei denen die im Schnitt recht geringe Körpergröße der Bayern auffällt: Schweinsteiger (1,83 Meter) verlor entscheidende Kopfballduelle gegen Dortmunds Hummels (1,92 m) und Schalkes Höwedes (1,88 m). Inter Mailand bolzte im Champions-League-Finale viele lange Bälle auf den Stürmer Pandew (1,84 m), der sich geschickt zu Außenverteidiger Lahm (1,70 m) gesellte. Zuletzt bat man van Gaal intern inständig, mehr Augenmerk auf die Defensive zu richten - ein spätes Umdenken.