FC Bayern:Uli Hoeneß tanzt sich ein

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß träumt immer noch vom Basketball in der Allianz Arena.

(Foto: Teresa Tropf/dpa)

Der designierte Präsident des FC Bayern nutzt den weniger populären Basketball, um sich in Szene zu setzen - es bleibt Zeit für zarte Spitzen gegen die Fußball-Konkurrenz.

Von Philipp Schneider

Uli Hoeneß hat sich einen neuen Fernseher gekauft. Das offenbar sehr scharfe Gerät hat Hoeneß am Montagabend gleich mehrmals erwähnt. Es scheint, als sei der Mann, der ein eher kompliziertes Verhältnis zu E-Mails und anderen Formen elektronischer Post pflegt und lieber traditionell mit einem Fax-Gerät vom Tegernsee aus korrespondiert, regelrecht begeistert von seinem neuen Flachbildaggregat. Tolle Sache, sagt Uli Hoeneß, diese Bildqualität heutzutage: "Wenn man da Fußballspiele oder Tennisspiele sieht, erkennt man den Schweiß auf der Stirn. Und auch die Falten der Nachrichtensprecherinnen."

Die öffentlichen Auftritte von Uli Hoeneß nehmen zu vor seiner allgemein erwarteten Wiederwahl zum Präsidenten des FC Bayern München im November. Wenn er Interviews gibt, so war das in den vergangenen Wochen, nutzt er gerne den weniger populären Basketball als Bühne für seine Botschaften, nicht den kulturdominanten Fußball. Der Basketball ist das Parkett, auf dem Hoeneß sich locker eintanzen kann für den großen Tango, der sicher bald folgen wird.

Dieser Montag ist der Tag, an dem Hoeneß sagt: "Über Fußball wollen wir heute noch nicht reden." Dann macht er es doch. Denn der Montag ist der Tag, an dem Hoeneß zum ersten Mal seit seiner Haftstrafe Spitzen setzt gegen die Konkurrenten in der Fußball-Bundesliga. Er sagt: "Hoffenheim wird Schwierigkeiten haben, eine Internationalisierung voranzutreiben." Er schätze den Klub von Mäzen Dietmar Hopp sehr. Doch müsse er zunächst sein "Hauptaugenmerk darauf legen, sich national durchzusetzen".

"Wir streiten uns, wir vertragen uns wieder"

Die Basketballabteilung des FC Bayern hatte am Montag zu einem sogenannten Business-Circle geladen, Vorstand Jörg Wacker sprach über "Internationalisierung - Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb". Hoeneß hockte an der Seite eines weiß möblierten Saales unweit des Nymphenburger Schlosses. So wie er lauschte, wirkte Hoeneß fast wie ein gewöhnlicher Zuhörer. Er redete auch nicht auf dem Podium, erst später, auf Wunsch einer Journalistenrunde. Die Internationalisierung im deutschen Fußball (der FCB besitzt schon Büros in New York und Shanghai) könnten derzeit nur Klubs wie Dortmund und Bayern anstreben, sagt er: "Ein Verein wie Hamburg nur, wenn er besser spielen würde." Und der VfL Wolfsburg? "Der hat das auch mal vorgehabt, solange der VW-Konzern richtig Geld in die Hand genommen hat."

All dies sind Auszüge aus einer viertelstündigen Rede, in der Hoeneß vor allem seine Leidenschaft für Basketball in Worte presst. Sasa Djordjevic, der neue Trainer, sei ein "Weltmann", der einen "unglaublich dynamischen und athletischen Basketball" spielen lasse. In den kommenden Tagen werde ein wichtiger Spieler vorgestellt (bei dem es sich um den dringend benötigten Point Guard handeln kann), nach der bald anstehenden Partie gegen Meister Bamberg wisse der FC Bayern, wo er sportlich stehe.

Apropos: Zu Bambergs Aufsichtsratschef Michael Stoschek habe er ein "intimes Verhältnis" sagt Hoeneß: "Wir streiten uns, wir vertragen uns wieder." Auf Leute wie den Chef des Automobilzulieferers Brose sei der deutsche Basketball angewiesen. "Er hat mir mal gesagt, Bamberg bestehe nicht nur aus Brose, sondern auch aus anderen. Glauben tue ich das nicht." Dann lächelt Uli Hoeneß. Er weiß ja selbst: Die Abteilung Attacke ist zurück.

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