FC Bayern:Uli Hoeneß: schöner, besser, klüger

Jahreshauptversammlung FC Bayern München

Seit Uli Hoeneß' Rückkehr ist schnell wieder die alte Schärfe in die Scharmützel der Bundesliga gekommen.

(Foto: dpa)

Der Bayern-Präsident spottet über die Konkurrenz. Mit den Fakten hält er es jedoch nicht so genau.

Kommentar von Claudio Catuogno

Jetzt hat der Dortmunder Hans- Joachim Watzke dem Münchner Uli Hoeneß also "eine Wahrnehmungsstörung" attestiert, soeben in der Welt am Sonntag. Dazu zwei Erläuterungen. Erstens: Watzke hat das nicht medizinisch gemeint. Das wäre auch eine Diagnose gewesen, die seine Kompetenzen als Diplom-Kaufmann weit überschritten hätte. Und zweitens: Watzke hat recht. "In diesem Fall gab es wohl eine Wahrnehmungsstörung", das sagte Watzke nämlich wörtlich; und der Fall, in dem es die Wahrnehmungsstörung gab, war wiederum ein Interview.

Von Uli Hoeneß, Anfang Januar, bei Sky. Der Präsidentenrückkehrer des FC Bayern hatte da über die maue Saison des BVB gespottet: "Dortmund hat mal gemeint, jetzt ist es ein Jahr, in dem sie dem FC Bayern richtig auf die Pelle rücken", sagte er - und nun, haha!, seien es "wieder zwölf Punkte" Abstand in der Tabelle! Darauf nun Watzke, der Vorstands-Chef des BVB: "Darüber habe ich mich sehr gewundert. Niemand bei Borussia Dortmund hat auch nur einen Satz gesagt, der auf diese höhnische Art hätte interpretiert werden können."

Seit Hoeneß' Rückkehr kommt die alte Schärfe in die Scharmützel

Ach, Alphatiere. Muss man die immer ernst nehmen? Nun, zumindest darf man mit Interesse feststellen, dass seit Hoeneß' Rückkehr schnell wieder die alte Schärfe in die Scharmützel gekommen ist, die ihn einst zur Reizfigur der Liga hat werden lassen. Hoeneß sagt etwas - und alle reiben sich daran. Tatsächlich dürfte man keine Dortmunder Kampfansage finden, die Hoeneß' Auf-die-Pelle-Spott eine faktische Grundlage gäbe. Zumal in einer Saison, in der sie beim BVB nicht nur die Leistungsträger Mkhitaryan und Gündogan ersetzen müssen, sondern auch den Kapitän Hummels (jetzt FC Bayern). Aber würde Hoeneß einfach nur erzählen, was die Bayern gut machen, wäre das ja wirklich nur halb so interessant, wie wenn er betont, was sie besser machen. Besser als die anderen!

Zum Beispiel: nach Katar ins Trainingslager fliegen. "Da waren die Bayern wieder mal klüger", jubelte Hoeneß gerade in der Schweiz bei einem Symposium. Andere Teams würden "im Süden Spaniens und Portugals frieren - ich komme aus Doha, dort sind die Temperaturen angenehm, und der Rasen wird mit der Nagelschere gepflegt". Dass die Bedingungen für Gastarbeiter in Katar "nicht perfekt" seien, hat Hoeneß immerhin eingeräumt, mehr zu bemitleiden schien er aber den BVB, im Regen von Marbella.

Darauf die Dortmunder: In ihrem Trainingslager in Spanien sei es eigentlich auch warm und recht trocken gewesen.

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