FC Bayern: Thomas Müller:Routine Rom

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Thomas Müller wirkt nach einem rasanten Jahr mit 21 Jahren routiniert wie ein Alter. Der Angreifer des FC Bayern streut häufiger kleine, kesse Späße und will in der Champions League seine Müdigkeit überwinden.

Moritz Kielbassa

Thomas Müller hatte Geburtstag am Montag, er ist jetzt 21, doch auf ein Ständchen von den Reportern verzichtete der Himmelsstürmer: "Nee, nee", nicht singen, bat Müller, "das ist mir lieber so". Der kleine Scherz zur Eröffnung des Gesprächs zeigte: Müller ist gut drauf, warum auch nicht? Der FC Bayern hat zwar in der Bundesliga zweimal nicht gewonnen, was in München schon als Kriselchen gilt. Anderseits eignen sich Geburtstage, um Entwicklungen im großen Maßstab zu reflektieren. Als Müller 20 wurde, kannte ihn kaum jemand in der Champions League, mit zwei Toren in Haifa (3:0) begann damals, vor 365 Tagen, seine internationale Supersaison - mit dem Schlusspunkt Südafrika. Jetzt, wenn die Bayern am Mittwoch (20.45 Uhr) den AS Rom empfangen, sind europäische Festabende Alltag für Müller, er kennt sich inzwischen aus in der Liga mit den Sternen und der Hymne.

In dieser Bundesliga-Saison hatte Thomas Müller bisher selten Grund zu jubeln. (Foto: AP)

Ohne Ribéry in der Pflicht

Fußball ist ein Spiel in Zeitmaschinen, manchmal wird in Windeseile aus fernen Zielen ein gelebter Traum - und im nächsten Schritt: Routine. "Ich mache das ja alles jetzt schon eine Zeit lang mit", sagte Müller anlässlich des Champions-League-Auftakts. Etwas bisher Unbekanntes für den erfolgsverwöhnten Profi waren allerdings zwei Spiele nacheinander ohne Tor und gute eigene Zensuren. In Kaiserslautern (0:2) hatte er frei vor dem Tor das 1:0 verschusselt, weil er nicht quer passte zu den erzürnten Kollegen Klose und Olic. Beim 0:0 am Samstag gegen Bremen spielte Müller dann in einer Szene vor dem Tor ab - ebenfalls ohne Erfolg. Was also tun beim nächsten Mal, wo doch beides falsch war? Mit solchen Reporterfragen lässt sich Müller im 22. Lebensjahr nicht mehr triezen. "Dann muss ich jetzt wohl", konterte er spitz, "mit Fußball aufhören".

Müller ist nicht auf den Mund gefallen, er mag kleine Gags - als Novize bei den Profis traute er sich das noch nicht. Heute sagt er selbstironisch über seine dünnen Beine: "Ich trainiere ständig, aber da wächst nix hin." An Franck Ribérys neue windschnittige Frisur knüpft er die Hoffnung: "So holt er noch ein paar Zehntel Tempo raus!" Und zur 1:5-Rasur des AS Rom am Wochenende in Cagliari fällt ihm augenzwinkernd ein: "Die italienische Liga hat ja gerade sehr gutes Niveau - habe ich gelesen." Dass die Lage auch bei den Bayern gerade ernst ist, dessen ist sich Müller jedoch bewusst, er ist ja auch ein sehr seriöser Jungprofi. Zur Deeskalation schlägt er vor: "Wir müssen erstmal wieder ein Tor schießen - und gegen Rom gewinnen, denn so eine spannende Gruppenphase wie letztes Jahr wollen wir vermeiden."

Keine Zeit für eine Pause

Ende 2009, als Müller für Trainer Louis van Gaal der einzige Lichtblick eines schattigen Herbstes war, drangen die zweimal besiegten Bayern nur dank Schützenhilfe von Bordeaux in die Playoffs der Champions League vor. Diesmal ist Rom der schwerste Gruppengegner, neben den Leichtgewichten Cluj und Basel, umso wichtiger wäre ein gutes Gelingen im ersten Heimspiel. In welcher Funktion Müller auf die Italiener trifft, ist offen. Gegen Bremen begann er rechts auf der Planstelle des verletzten Arjen Robben, auf seinem angestammten Platz als Halbspitze versuchte sich Miroslav Klose - mehr schlecht als recht. "Das ist sicher nicht meine Lieblingsposition", formulierte Klose betont vorsichtig, er verlor sich in den Tiefen des Mittelfelds, bis ihn Toni Kroos zur zweiten Hälfte ablöste.

Das große Handicap gegen Rom: Neben Robben fehlt auch der zweite Flügelartist, der kurz geschorene, noch rotgesperrte Ribéry. Müller darf daher keine Müdigkeit vorschützen, obwohl Müdigkeit, respektive mangelnde Fitness, gerade ein zentrales Thema der Bayern ist. "Aber ich bin eh nicht der Typ", sagt Müller, "der zum Trainer geht und sagt: Ich brauch' ne Pause!"

Holger Badstuber, Bayerns zweiter Senkrechtstarter, empfiehlt im Kampf gegen schwere Beine ein sehr einleuchtend erscheinendes Rehaprogramm: "Sich noch mehr ausruhen und besser vorbereiten!" Für den Geburtstag seines Kumpels Müller war Badstuber weniger gut präpariert. Ein Geschenk, gab der Verteidiger zu, müsse er sich "noch überlegen".

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© SZ vom 14.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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