FC Bayern:Thomas Müller beschert stressfreie Weihnachten

FC Bayern: Wer darf in Zukunft die Elfmeter der Bayern schießen? Thomas Müller (r.) und Robert Lewandowski diskutieren.

Wer darf in Zukunft die Elfmeter der Bayern schießen? Thomas Müller (r.) und Robert Lewandowski diskutieren.

(Foto: Michael Sohn/AP)
  • Die Bayern gehen durch den 1:0-Sieg gegen Hannover 96 und der Niederlage von Borussia Dortmund mit acht Punkten Vorsprung in die Winterpause.
  • Obwohl die Pause gelegen kommt, ist den Münchnern die Lust am Fußballspielen keinesfalls vergangen.
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Von Matthias Schmid, Hannover

Thomas Müller wird am Sonntag nicht an der Säbener Straße in Harlaching vorfahren. Er hat alles zu Hause, was er braucht. Ein gemeinsames Auslaufen hat Trainer Pep Guardiola nach dem letzten Spiel des Jahres nicht mehr vorgesehen, er hat allen seinen Spielern freigegeben. Es werde aber bestimmt den einen oder anderen Mitspieler geben, erzählte der Bayern-Stürmer im Souterrain des Stadions in Hannover lausbubenhaft, der seinen Spind noch ausräumen werde, "weil er sein Deo vergessen hat."

Müller hatte geradezu prächtige Laune, als er am Samstagabend auf dem Weg aus der Kabine zum Mannschaftsbus kurz Halt machte, um seine Eindrücke vom gerade Erlebten wiederzugeben. Mit dem 15. Sieg im 17. Ligaspiel - und dank Dortmunds Niederlage - vergrößerte der FC Bayern nach dem 1:0 gegen Hannover 96 seinen Vorsprung in der Tabelle auf acht Punkte. "Das nimmt uns ein bisschen Stress", bekannte Müller. Auch wenn es die Bayern-Profis vorher nicht zugeben wollten, die Dortmunder machten den Münchnern in den vergangenen Wochen doch mehr zu schaffen als ihnen lieb war.

Lob für Hannovers Torwart

Den Sieg in Hannover zum Abschluss eines imposanten Jahres nahmen die Münchner nicht als selbstverständlich hin, obwohl sie sich in der ersten Hälfte fast slapstickartig im Vergeben bester Chancen hervorgetan hatten. "Ich bin glücklich, dass wir gewonnen haben, denn das war kein Sieg im Vorbeigehen", sagte Müller.

Er selbst hatte es nach einem Pfostentreffer von Robert Lewandowski (32.) fertig gebracht, den Nachschuss aus fünf Metern nicht ins Tor zu bugsieren, weil Ron-Robert Zieler noch sein rechtes Bein zwischen Ball und Linie brachte. "Er hat zweimal glänzend reagiert", lobte Müller.

Doch in der 40. Minute sprang Zieler dann in die falsche Ecke, als Müller den Elfmeter verwandelte, nachdem Christian Schulz die Sportart verwechselt und Volleyball statt Fußball gespielt hatte. Man konnte nicht nur an Müller erkennen, dass die Bayern-Profis noch einmal richtig Lust aufs Kicken hatten, sie rannten, sie grätschten, als wäre es schon Mai und das Champions-League-Finale stünde kurz bevor, was man angesichts frühlingshafter Temperaturen in Hannover und vielen Eis essenden Menschen auch vermuten konnte. "Für uns war es in der Tat ein kleines Finale heute", sagte Müller, "wir haben noch mal alles rausgehauen, weil wir wussten, dass für uns anschließend eine zweiwöchige Pause wartet."

Den nächsten Elfmeter darf Lewandowski schießen

Auch Pep Guardiola war angetan vor der leidenschaftlichen Darbietung seiner Mannschaft. In Joshua Kimmich, Sebastian Rode und Jan Kirchhoff saßen nur drei Feldspieler draußen - so wenige sieht man normalerweise bei Spielen in der Kreisliga. "Nach den vielen Ausfällen wollten wir heute das Spiel in erster Linie kontrollieren", sagte der Spanier, der sich nichts anmerken ließ, dass am Tag danach sein Abschied verkündet wird nach drei Jahren beim FC Bayern. Er widmete sich fast ausschließlich dem Spiel. Auch schon vor der Partie hatte er seinen bevorstehenden Weggang nicht thematisiert, wie Müller anmerkte.

"Großes Lob an meine Spieler", fügte Guardiola also hinzu: "Sie haben es das ganze Jahr über super gemacht." Dass er in Hannover darauf verzichtete, Nachwuchsspieler wie Gianluca Gaudino oder Sinan Kurt zu nominieren, begründete er damit, dass diese Heranwachsenden schon seit Tagen im Urlaub befinden würden.

Einfach nur in den Tag reinleben zu können, das sehnte auch Müller herbei. "Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich die Pause nicht nehmen würde. Aber wenn übermorgen ein Spiel wäre, würde ich auch mitmachen und hätte Spaß", sagte er. Das nimmt man ihm sofort ab.

Doch eines wollte er noch klarstellen, bevor er in die warme Nacht und in den Urlaub entschwand. Dass er sich vor dem Elfmeter den Ball schnappte, obwohl es auch andere Bewerber gegeben hatte und es kurz sogar so aussah, dass sich er sich gleich mit Robert Lewandowski wie zwei pubertierende Jungs um das schönste Mädchen im Dorf raufen würde, das habe alles seine Richtigkeit gehabt.

"Wir haben eine Liste, auf der ich ganz oben stehe", sagte Müller, um nach ein, zwei Sekunden des Nachdenkens generös hinzuzufügen: "Beim nächsten Mal werde ich den Ball aber Robert überlassen, er hat gut für die Mannschaft gearbeitet." Der Pole wird froh sein, wenn er nun mal ein paar Tage Ruhe hat vor den Frotzeleien seines Mitspielers.

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