FC Bayern spielt 1:1 in Valencia:In höchster Not trifft Thomas Müller

Der FC Bayern spielt gegen den FC Valencia lange in Überzahl - kommt aber nur dank eines späten Tores zu einem glanzlosen 1:1. Der Einzug ins Achtelfinale der Champions League ist damit perfekt, für den Gruppensieg fehlt noch ein Erfolg gegen Borissow.

In der 79. Minute lief Mario Gomez auf den Platz, unter anderen Umständen wäre das eine hübsche Extra- Pointe gewesen beim FC Bayern: der erste Einsatz seit der Europameisterschaft für den Nationalstürmer, das Ende einer fast viermonatigen Leidenszeit. Bloß: Es war nichts zum Lachen in diesem Moment. Die Bayern spielten zwar in Überzahl, seit einer Dreiviertelstunde bereits, aber nun lagen sie 0:1 zurück. Sie waren ein Mann mehr und hatten trotzdem gerade ein Gegentor kassiert, ein krummes Ding von Sofiane Feghouli. Gomez kehrte also zurück - und es war gleich Ernstfall angesagt.

Und ein bisschen hat der (nach Lionel Messi) zweiterfolgreichste Torschütze der vergangenen Champions-League-Saison dann tatsächlich mitgeholfen, das Blatt doch noch zu wenden für die Münchner im Auswärtsspiel beim FC Valencia. Eine Hereingabe von links. Gomez ließ den Ball durch. Thomas Müller schoss ihn ins Tor der Spanier (82.). 1:1 also. Nun sah die Welt schon wieder anders aus für die Münchner: Sie stehen sicher im Achtelfinale. Und weil sie dank des 2:1-Sieges im Hinspiel auch den direkten Vergleich mit den Spaniern gewannen, haben sie nun auch die beste Ausgangsposition für den Gruppensieg, wenn am 5. Dezember Bate Borissow in der Münchner Arena zu Gast ist.

Zufriedenheit klingt trotzdem anders als das, was etwa der Torschütze Müller nach dem Abpfiff zu Protokoll gab: "Das war sicher kein Spiel, für das wir uns feiern können", klagte er, eher "Schadensbegrenzung". Und wenn man auch die weiteren Partieren "nur so medium" bestreite, fügte er noch hinzu, "dann wird das auch in der Meisterschaft kein Spaziergang, wie es vielleicht derzeit jeder denkt". Ohne seinen Treffer in höchster Not stünde Valencia bereits als Gruppensieger fest.

Valencia CF v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League

Valencia CF v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League VALENCIA, SPAIN - NOVEMBER 20: Thomas Mueller (C) of Bayern Muenchenscores the first team goal during the UEFA Champions League group F match between Valencia FC and FC Bayern Muenchen at Estadio Mestalla on November 20, 2012 in Valencia, Spain. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

So ging also ein Abend zu Ende, der für beide Teams lange vor dem Anpfiff der eigenen Partie begonnen hatte: Um viertel vor sieben war Halbzeit in Minsk, beim anderen Spiel der Gruppe F zwischen Borissow und dem OSC Lille. Und zur Überraschung nicht nur der Bayern führten die bislang sieglosen Franzosen da bereits 2:0 - das war auch der Endstand. Möglicherweise haben die Weißrussen ihren nationalen Meistertitel, den sie vor gut einer Woche klargemacht hatten, etwas ausufernder begossen, als es sich mit ihren internationalen Ambitionen vertrug. Für die Ausgangslage in der Gruppe schuf diese Niederlage einige Klarheit: Valencia war nun bereits sicher durch, die Bayern benötigten fürs Weiterkommen noch einen Punkt.

Worauf es ankommen würde gegen den spanischen Traditionsklub? Auf "Härteverträglichkeit", ahnte der Sportvorstand Matthias Sammer. Und lag damit richtig. Zunächst übten sich die Bayern - dank ihres umsichtigen Spielaufbaus - zwar eher in Sachen Härtevermeidung: Der Ball lief präzise von Station zu Station gegen die wie üblich tief stehenden Gastgeber, Zweikämpfen gingen die Bayern durch emsige Laufarbeit und antizipierendes Stellungsspiel geschickt aus dem Weg. Nach 17 Minuten bot sich dem Verteidiger Dante eine Kopfballchance, die Valencias Torhüter Vicente Guaita nur mit Mühe parieren konnte.

Da sah es noch so aus, als sollte es nur eine Frage der Zeit sein, ehe sich die Münchner für ihre Beharrlichkeit belohnen würden. Zumal sie, anders als noch beim 1:1 am Samstag beim 1. FC Nürnberg, formal wieder in Bestbesetzung aufliefen: mit den beim Club zunächst geschonten Philipp Lahm und Javier Martínez, außerdem mit Franck Ribéry, der angeblich seine Rippenprellung auskuriert hatte (auch wenn es bisweilen anders aussah).

Müde Spanier

Dazu konnten die Bayern auch noch jene Glückshormone in die Waagschale werfen, die Holger Badstuber durchflutet haben müssen, weil er erstmals in dieser Saison Innenverteidiger spielen durfte. Und auf der Bank saß dann ja auch noch Gomez, zum ersten Mal nach Sprunggelenk-OP und langwieriger Reha. Jetzt musste es nur noch so weitergehen wie in der ersten halben Stunde.

Ging es aber nicht. Erste Irritationen schlichen sich ins Spiel, als Feghouli den Torwart Manuel Neuer zu einem katzenhaften Abwehrreflex zwang (32.). Und seltsamerweise änderte sich an der Unsicherheit der Münchner auch nichts, nachdem Antonio Barragan vom Platz geflogen war: Nach einer gesundheitsgefährdenden Grätsche, mit der er David Alabas Härteverträglichkeit prüfte, sah er Rot (33.). Valencia also nur noch zu zehnt. Und die Bayern irgendwo zwischen Sorglosigkeit und einsetzendem Grübeln.

Die letzte Viertelstunde der ersten Halbzeit jedenfalls gehörte den Spaniern. Ebenso wie die erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit - der Versuch, sich auf die neue Lage einzustellen, gelang den Bayern nur teilweise. In der 62. Minute setzte Roberto Soldado sogar einen Gewaltschuss knapp über die Latte - und je länger es beim 0:0 blieb, um so klarer wurden neben den Vorzügen auch die Tücken der Gruppenkonstellation: Das Achtelfinale war für die Bayern weiter zum Greifen nah - das Ausscheiden blieb aber möglich.

Die Spanier wurden nun müde; Bayern-Trainer Jupp Heynckes brachte Mario Manduzkic und Xherdan Shaqiri für Claudio Pizarro und Toni Kroos. Das half: Nach einer Flanke des Schweizers Shaqiri setzte der Kroate Mandzukic den Ball per Kopf an den Außenpfosten - es war die beste Gelegenheit bis zu diesem Zeitpunkt. Dann traf Feghouli zum 1:0 für die Spanier (77.), nach einem ergaunerten Freistoß - aber kann man das einem Team in Unterzahl vorwerfen?

Dann kam Mario Gomez. Und es wurde, was das Ergebnis angeht, doch noch alles gut für die Bayern. "Aber wir haben jetzt wichtige Wochen vor uns", sagte Philipp Lahm, der Kapitän. Er klang, als mache er sich Sorgen.

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