FC-Bayern-Sieg in Mainz:"Riesen-Glückwunsch" an einen echten Gegner

1. FSV Mainz 05 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Spaß in Mainz: Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Beim 2:0-Erfolg des FC Bayern führt Mainz vor, wie dem souveränen Tabellenführer der Fußball-Bundesliga eventuell beizukommen ist. Die Bayern freuen sich auf die Meisterfeier - und Manchester United.

Von Jonas Beckenkamp, Mainz

Wer es noch einmal kurz zusammengefasst haben wollte, musste nur Thomas Müller zuhören. Der Nationalspieler pendelte zwischen Fernsehkameras und Kabinentrakt, als er zu einer an alle gerichteten Instant-Analyse ansetzte: "Bayern hat gewonnen, Mainz war gut." Damit war eigentlich alles zu diesem Spiel gesagt, das Müller und seine Kollegen mit einiger Mühe 2:0 (0:0) für sich entschieden. Lange Zeit hatte sich an diesem kühlen Nachmittag eine Überraschung angedeutet. So empfanden das die meisten Beteiligten, so gab es auch die Anzeigentafel wieder. Dort stand bis zehn Minuten vor Ende: nichts.

Ein 0:0 wäre eine Option gewesen, denn die Bayern bekamen es diesmal nicht mit Frankfurtern unter weißer Flagge oder bibbernden Bremern zu tun, sondern mit Thomas Tuchels Mainzern. "In Mainz habe ich noch kein leichtes Auswärtsspiel erlebt", erklärte Müller - und er wusste auch, warum es so kompliziert war: "Wir hatten sicher schon bessere Auftritte, aber wir sind eben auch nur Menschen." Das ist doch mal eine Erkenntnis: Die Bayern sind keine Außerirdischen, sondern Typen wie du und ich. Vielleicht spielen sie sogar eines fernen Tages wieder mal Unentschieden.

Einen neuen Rekord schafften diese gewöhnlichen Fußballwesen immerhin: Nach 90 Minuten stand der 18. Erfolg in Serie zu Buche. Dass es 82 Minuten dauerte, ehe Bastian Schweinsteiger mit einem energischen Kopfball das 1:0 erzielte, beschäftigte später die Beobachter. 82 Minuten! Gemessen an der sonstigen Torausbeute der Münchner wirkte die Darbietung wie Gemurkse aus prähistorischen Zeiten. Erst Mario Götzes Treffer zum 2:0 in der Schlussminute lenkte das Ergebnis in halbwegs gewohnte Bahnen.

Zuvor war die Partie so umkämpft, dass den Mainzern dafür besondere Anerkennung gebührte. Endlich führte eine Mannschaft vor, wie die Über-Bayern in Bedrängnis zu bringen sind: Mit biestigem Pressing, mit Verschieben im Kollektiv, mit abgeschnürten Passwegen in der Spielfeldmitte. "Kompliment an Mainz, sie haben richtig Druck gemacht und sind wahnsinnig viel gelaufen", räumte Arjen Robben ein. Er war mit seinem Gegnerlob nicht allein. "Mainz war anfangs immer einen Schritt schneller", stellte Müller fest. Und Trainer Pep Guardiola kam aus dem Schwärmen gar nicht heraus: "Riesen-Glückwunsch an sie. Sie spielen sehr gut nach vorne und lassen einem keine Zeit zum Nachdenken."

Als der Katalane munter Blumen verteilte, saß neben ihm Thomas Tuchel auf dem Podium - er nahm die Huldigungen gerne entgegen. "Jeder hat gespürt, dass wir es wirklich versucht haben", sagte er, "wir haben mit enormer Überzeugung gespielt und großen Aufwand betrieben." Diese Analyse traf vor allem auf die erste Halbzeit zu, als der FSV vieles richtig machte. Ähnlich wie beim 4:1-Sieg der Bayern in der Hinrunde hatte Tuchel seiner Elf einen Plan mitgegeben, den die Spieler leidenschaftlich umsetzten: Rennen, attackieren, konzentrieren. Dass diese Taktik erst am Ende bröckelte, lag einzig am Kräfteverschleiß - Tuchels Leichtathletik-Laufgruppe war im Schlussspurt die Luft ausgegangen.

Sammer und der Rhythmus

Johannes Geis, der im Mittelfeld für Zwei arbeitete, verteilte schließlich Komplimente in beide Richtungen: "Wir haben es sehr gut gemacht, aber Bayern war noch ein bisschen besser." So intensiv waren die Münchner in der Bundesliga schon lange nicht mehr gefordert worden - und irgendwie schien ihnen das sogar Spaß zu machen. Es kann ja nicht schaden, vor den Duellen gegen Manchester United in der Champions League einmal unter echten Wettkampfbedingungen zu testen. "Für uns war das eine gute Übung", meinte Robben, "so wird es auch in Old Trafford."

Ähnlich sah es Matthias Sammer, dem klar war, "dass wir mal wieder so einen Gegner brauchten." Und natürlich betete Bayerns Chefmahner herunter, "dass wir unbedingt im Rhythmus bleiben müssen." Immer weiter, nur nicht nachlassen - der Sportvorstand predigt dieses Mantra vermutlich auch täglich dem Pförtner am Bayern-Trainingsgelände. Ach ja, Meister sind die Münchner noch nicht geworden, aber damit hatte nach ehrlichem Bekunden auch keiner gerechnet. "Den Titel holen wir früher oder später eh", gab sich Sammer zuversichtlich, "jetzt haben wir es in Berlin in der Hand."

Zum Schluss also noch eine Prognose: Sollte bis kommenden Dienstag nicht ein Meteorit die Menschheit auslöschen, gibt's in der deutschen Hauptstadt Weißbier aus Riesengläsern. Die Meisterfeier werde dann "spontan über die Bühne gehen", so Reiseleiter Thomas Müller, "wir haben noch keinen Plan skizziert." Es wäre der nächste Rekord. Meister nach 27 Spielen - das gab's noch nie.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: