FC Bayern:Schmerzhafte Sause

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart - Bundesliga

Mats Hummels verletzte sich, kurz bevor er die Meisterschale stemmen durfte.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern verliert zum Saisonabschluss überraschend deutlich mit 1:4 gegen den VfB Stuttgart.
  • Vor dem Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt wollen die Münchner das Ergebnis schnellstmöglich als Betriebsunfall abhaken.
  • Sorge macht dem Rekordmeister die Verletzung von Abwehrchef Mats Hummels.

Von Maik Rosner

Die Zuschauer pfiffen nach dem Spielende, Robert Lewandowski rang sich ein gequältes Lächeln ab, als er die Kanone für seine 29 Saisontore überreicht bekam, womit er ähnlich unangefochten Klassenbester wurde wie die gesamte Mannschaft des FC Bayern. Und auch später, als der seit September verhinderte Manuel Neuer im Torwarttrikot als Letzter zur Meisterehrung schritt, gerieten die Feierlichkeiten nur schleppend in Schwung. Nicht jeder aus der Belegschaft wollte jene Meisterschale, die Neuer von DFL-Präsident Reinhard Rauball in Empfang genommen hatte, in die Höhe recken. Selbst die unvermeidlichen Bierduschen unterließen die Münchner nach ihrem sechsten Titel in Serie zunächst weitgehend. Erst nach und nach bespaßten sie sich und das Publikum, indem sie unter anderem Co-Trainer Hermann Gerland nach einer Verfolgungsjagd übergossen. "Er hat zwar ein paar Haken geschlagen wie ein Hase, aber wie ein älterer Hase", sagte Thomas Müller, der erfolgreiche Gerland-Jäger.

Dass die Partylaune nur mäßig ausgeprägt war, hatte auch damit zu tun, dass die national unangefochtenen Bayern eine Woche vor dem Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt keinen Zugang zum letzten Ligaspiel gegen den VfB Stuttgart gefunden hatten. Verdient 1:4 (1:2) unterlag der Meister gegen den Aufsteiger, der nun sogar noch in die Europa League einziehen könnte. "Das waren ungünstige Voraussetzungen, weil wir es nicht gewohnt sind, hier hoch zu verlieren", sagte Müller über die müde Party, "aber dafür haben wir es ganz gut gemacht."

1038: Heynckes überholt Otto Rehhagel

Begonnen hatte der Nachmittag mit der nachträglichen Verabschiedung von Stuttgarts Innenverteidiger Holger Badstuber, der sein letztes Spiel für den FC Bayern schon am 23. November 2016 bestritten hatte. Vorgezogen wurde zudem die Verabschiedung des Münchner Trainers Jupp Heynckes, der sein letztes Spiel seiner gesamten Karriere aber noch im Pokalfinale erleben wird, nun aber zumindest in der Münchner Arena zum letzten Mal auf der Bank saß. Einen Blumenstrauß, eine Fotocollage mit Unterschriften der gesamten Mannschaft und viel Applaus hatte der 73-Jährige vor seinem Bundesligaausstand bekommen.

Ein freudiger Abschied von dieser Bühne wurde Heynckes allerdings nicht zuteil in seinem insgesamt 1038. Auftritt als Spieler und Trainer, womit er Otto Rehhagel (1037) überholte. Es wurde im Gegenteil ein missratener Ausstand, weil seine Mannschaft ihre Kräfte offenbar für die interne Feier am Abend in einer Brauerei bündelte. Äußerst spannungsfrei trat sie auf und kassierte auch deshalb ihre erste Heimniederlage seit dem 1:2 gegen Mainz am 2. März 2016, weil die Stuttgarter ihren beeindruckenden Aufschwung unter Trainer Tayfun Korkut beim Meister unerschrocken fortsetzten. Daniel Ginczek (5./55.), Anastasios Donis (42.) und Chadrac Akolo (52.) trafen für den strukturierten und beachtlich konternden Zweiten der Rückrunde, Corentin Tolisso glich zwischenzeitlich aus (21.).

Heynckes bereitet seine Meister bereits auf das Pokalfinale vor

Heynckes hatte sich nach dem Abpfiff rasch in den Kabinengang zurückgezogen. Auch, um der seiner Meinung nach "überholten Aktion Bierdusche" aus dem Weg zu gehen nach einer Niederlage, die er mit Nachsicht abhakte. "Solche Tage gibt es", sagte Heynckes milde und empfahl: "Mund abputzen, Niederlage verdauen und ab Dienstag optimal auf das Pokalendspiel vorbereiten." Erst dann steht wieder Training an. Und in Berlin, das konnte Heynckes trotz der schmerzhaften, aber noch nicht näher diagnostizierten Fußblessur von Mats Hummels schon versprechen, werde das Publikum "natürlich eine andere Bayern-Mannschaft sehen".

Auch der Innenverteidiger kündigte an, die Bayern würden "ein anderes Gesicht zeigen". Hummels will gegen Frankfurt selbst dazu beitragen, obwohl nach dem Stuttgart-Spiel noch nicht feststand, ob er wird auflaufen können. "Wir werden es uns morgen, übermorgen noch mal genauer anschauen. Wir gehen davon aus und hoffen", sagte Hummels, "dass es irgendwie nichts Größeres, nichts Ernsteres ist." In Berlin soll es dann besser laufen als gegen den VfB, als sich die Bayern "mehrfach selbst ins Bein geschossen" hatten. Die Formulierung von Hummels war treffend: Er hatte sich seine Verletzung selbst zugezogen bei einem Foul an Stuttgarts Anastasios Donis kurz vor Abpfiff. "Ich habe mir selbst irgendwie weh getan, wie genau, weiß ich nicht", sagte der Abwehrchef, dessen linker Fuß danach dick bandagiert werden musste.

Seinem Trainer Jupp Heynckes war nach dem ernüchternden Abschluss durchaus wichtig, noch einmal auf seine Gesamtbilanz seit Oktober zu verweisen. Die empfindliche Niederlage gegen den VfB, befand er, "hat natürlich nicht weggewischt, was wir in dieser Saison geleistet haben". Diese sei schon jetzt "überragend" ausgefallen, wenngleich das von den Bayern erhoffte Double noch aussteht.

Müllers Laune und Vorfreude auf die Feier am Abend war später schon wieder hergestellt. Man werde das happige 1:4 gegen den VfB "als Betriebsunfall abhaken", und dieser sei "ein guter Aufhänger" für das Trainingsmotto "volle Kraft voraus" vor dem Pokalfinale, sagte er. Was die Saisonbilanz angeht, hatte Müller auch schon eine Idee: "Ich würde vorschlagen, das fließt nicht in die Bewertung ein." Sprach's, und zog bald darauf in den Feierabend.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: