FC Bayern schlägt Hertha BSC:Mit der letzten Kraft der zwei Marios

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Mann des Spiels: Mario Mandzukic erzielte zwei Tore.

(Foto: AFP)

Sie schleppen sich über den Platz statt zu rennen: Den Spielern des FC Bayern ist beim knappen 3:2-Erfolg gegen Hertha große Müdigkeit anzusehen. Nur Mario Mandzukic und Mario Götze überzeugen. Immerhin hat Pep Guardiola nach dem Spiel Erbarmen.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Thomas Müller rannte auf Pep Guardiola zu, er fuchtelte wild mit den Armen und brüllte. Eben war in der 24. Minute Toni Kroos vom Platz geschickt worden, es zwickte ihn an der Leiste. Und nun meldete Schreihals Müller dem Trainer: Auch Arjen Robben kann nicht mehr.

Es war ein wenig ungewöhnlich, dass Pep Guardiola den humpelnden Robben nicht registriert hatte, obwohl kaum einer auf einem Fußballplatz so viel registriert wie der Katalane. Ein wenig ungewöhnlich waren auch die zwei frühen Auswechslungen - und die Tatsache: Eigentlich hätte Guardiola in den ersten 30 Minuten der Partie gegen Hertha BSC fast jeden Bayern-Spieler auswechseln können. An diesem Samstag wirkten die Fußball-Millionäre so matt und unkonzentriert, als haben sie zu lange in der Herbstsonne an der Isar gelegen.

Der FC Bayern gewann das Spiel nach dem frühen 0:1-Rückstand doch noch 3:2 (1:1), erfreut über den Sieg wirkte nach Schlusspfiff allerdings kaum einer der Spieler. Vielmehr waren sie erschöpft. Bastian Schweinsteiger schlich wortlos zum Ausgang, der Blick leer, den Rücken ein wenig nach vorne gebeugt, als sei der Kulturbeutel, den er unter den Arm geklemmt hatte, so schwer wie ein Ziegelstein. Bei den Spielern, die noch Kraft hatten zu sprechen, kam immer dasselbe Wort vor: "Müdigkeit".

Jérôme Boateng sagte: "Wir waren sehr schwerfällig." Guardiola befand: "Unsere Beine waren nicht gut." Philipp Lahm räumte ein: "Bei uns hat man Müdigkeit gespürt - auch in den Köpfen." Immerhin war der Kapitän geistig noch so klar, dass er nach dem Duschen daran dachte, seinen Ehering wieder anzustecken. Und Müller, der dann in der 64. Minute vorzeitig erlöst wurde, mutmaßte: "Es war körperlich sehr schwer. Vielleicht lag es an der Luft." Allerdings ging diese Logik nicht ganz auf, denn die äußerst munter aufspielenden Berliner atmeten in Fröttmaning ja das gleiche Gemisch aus Stickstoff und Sauerstoff ein.

Nur Dante und Xherdan Shaqiri gingen nach dem Spiel beschwingt durch die Stadiongänge. Der eine grinste vergnügt, der andere schnippte mit den Fingern. Der Grund: Sie sind beide verletzt und konnten sich seit ein paar Tagen ausruhen, während die Kollegen ein Spiel nach dem anderen absolvieren mussten. Mainz, Pilsen, Hertha in acht Tagen. Alles Heimspiele, aber 90 Minuten Fußballspielen schlaucht eben - egal ob in Fröttmaning, Florenz oder auf den Färöer Inseln. Dass bei Kroos und Robben die Adduktoren dicht machten, überrascht nicht.

Guardiolas Wechsel-Händchen

Was auffällt: Die Bayern hatten zuletzt mehrmals Probleme, ins Spiel zu finden - und zwar immer dann, wenn es in der Bundesliga gegen einen vermeintlich unterlegenen Gegner ging. Gegen Mainz drehten sie erst nach der Pause auf, gegen die Hertha wachten sie immerhin schon nach 30 Minuten auf, auch wenn sie nie ganz hellwach waren und der Gegner deutlich hartnäckiger als Mainz. Steht dagegen ein Champions-League-Spiel an und das womöglich noch gegen einen starken Gegner wie Manchester City, agieren die Münchner von Beginn an fokussiert und gewinnen souverän.

Das Marathonprogramm bringt jedoch auch positive Erkenntnisse für die Bayern. Es kann als erfreulich verbucht werden, dass auch Münchner, die sich über den Platz schleppen statt zu rennen, in der Lage sind, ein Spiel zu drehen - und das gegen eine gut eingestellte Mannschaft. Nach dem 0:1-Rückstand traf erst zweimal Mario Mandzukic per Kopf (20., 51.), anschließend köpfelte Mario Götze ins Tor (54.). Der Anschlusstreffer der frechen Hertha nutzte nichts mehr (58.).

Guardiola darf sich zudem etwas darauf einbilden, beim Wechseln einmal mehr den richtigen Riecher bewiesen zu haben. Die beiden Torschützen hatten ja nur wenige Minuten vor ihren Treffern den Platz betreten. Mario Mandzukic ist im Sechzehner der beste Spieler der Welt", lobte Guardiola den Stürmer und in gewisser Weise auch sein Wechsel-Händchen.

Zudem stellte der Trainer während der Partie von einem 4-1-4-1-System auf 4-2-3-1 um mit Lahm und Schweinsteiger als Doppelsechs, was sich stabilisierend auf das Aufbauspiel der Münchner auswirkte und der Hertha weniger Raum ließ. So reichte es gegen die starken Berliner doch noch für einen knappen Sieg.

Berlins Trainer Jos Luhukay resümierte: "Dass die Bayern zurückgekommen sind, zeigt den guten Charakter und die mentale Stärke der Mannschaft." Guardiola hatte auch lobende Worte für den Gegner: "Das war die beste Mannschaft, gegen die wir bislang gespielt haben." Für den Sonntag gab er seinen ermatteten Spielern trainingsfrei.

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