FC Bayern:Robben? Ribéry? Fast schon egal

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Hat nach seiner Verletzung noch nicht mit der Mannschaft trainiert: Bayerns Arjen Robben. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Arjen Robben drängt gegen Dortmund nach seiner Verletzung zurück ins Team des FC Bayern.
  • Doch Trainer Guardiola braucht ihn derzeit gar nicht.
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Von Christopher Gerards

Pep Guardiola trug diesmal nicht das schwarze T-Shirt von damals, er sagte auch nicht, dass Arjen Robben spielen werde, wenn er fit sei. Guardiola, der Trainer des FC Bayern, trug am Freitag ein blaues T-Shirt, und über Robben sagte er dies: "Ich weiß nicht, ob er am Sonntag spielen kann." Guardiola hatte also hier und dort ein Detail geändert; aber hätten nicht hinreichend viele Menschen das Gegenteil bezeugen können - man hätte annehmen dürfen, dass die Sportkanäle der Republik Wiederholungen aus dem Pressesaal des FC Bayern sendeten.

Guardiolas Rede fand am gleichen Ort statt wie vor einem halben Jahr, sie hatte den gleichen Anlass, und das gleiche Thema hatte sie auch. Bayern gegen Dortmund, Robben verletzt, Robben vor der Genesung: Diese Geschichte ist schon einmal erzählt worden, Ende April war das. Im Halbfinale des DFB-Pokals konnte Robben zumindest eingewechselt werden, nach einer Verletzung seiner Bauchmuskeln.

16 Minuten spielte er seinerzeit, mit dem Ergebnis, dass ihm ein Muskelbündel riss und Dortmund im Elfmeterschießen gewann. Diesmal ist nicht sicher, ob Robben überhaupt im Kader sein wird, eine Adduktorenverletzung plagt den Holländer. Das zum einen. Aber es gibt einen weiteren Unterschied zum April: Noch nie konnte es dem FC Bayern derart egal sein, ob Robben gegen Dortmund nun mitspielt oder nicht. In München erleben sie gerade ungewöhnliche Wochen.

Guardiola lobt Costa, Götze, Coman

Franck Ribéry fällt verletzt aus, Arjen Robben fällt verletzt aus, aber dem FC Bayern gelingt etwas, was jahrelang als größte Unwahrscheinlichkeit der Branche gehandelt wurde: Der FC Bayern scheint ganz gut ohne Ribéry und Robben leben zu können. Er gewinnt auch so seine Spiele, und wenn er mag, gewinnt er sie 5:1 (gegen Wolfsburg) oder 5:0 (gegen Zagreb). Pep Guardiola hat am Freitag auch über die gute Form von Robert Lewandowski gesprochen, zehn Tore hat er in den zurückliegenden drei Spielen geschossen.

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Natürlich, sagte Guardiola, Lewandowski sei ein guter Spieler, aber dass er derart viele Tore schieße, verdanke er auch seinen Mitspielern. "Douglas Costa, Mario Götze, Thiago, Thomas Müller, Jérôme Boateng, Kingsley Coman" - diese Namen ließ Guardiola in den Presseraum tröpfeln, aber Arjen Robben kam nirgends vor. Robben ist noch immer einer der wichtigsten Spieler des FC Bayern; aber wenn er ausfällt, dann spielt halt einer der Comans, Götzes oder Costas, sind ja auch okaye Fußballer.

Der FC Bayern hat in den vergangenen Jahren ein sehr nutzenoptimales Verhältnis zu seinem Angestellten Arjen Robben gepflegt, nicht wenige Menschen haben darin eine Abhängigkeit gesehen. Vor sechs Jahren wechselte der Niederländer von Real Madrid nach München, und es ist kein Zufall, dass der Klub plötzlich wieder in Champions-League-Finals mitspielen durfte, kurz nach der trüben Roy-Makaay-und-Luca-Toni-Ära.

Robben spielte wie Robben, er zog von außen in die Mitte und schoss mit links in den Winkel; jeder kannte das, fast keiner konnte es verhindern. Wenn Robben gut war, war der FC Bayern gut. Ein Problem bekam der FC Bayern oft dann, wenn Robben und Ribéry nicht spielten, zum Beispiel im vergangenen April, im Halbfinale der Champions League - 0:3 verlor Bayern das Hinspiel gegen den FC Barcelona.

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In München haben sie insofern daraus gelernt, als sie im Sommer jede Position konsequent doppelt besetzt haben: Außenstürmer Costa kam aus Donezk (für geschätzte 30 Millionen Euro), Außenstürmer Coman aus Turin (Leihgebühr: 7 Millionen Euro). Bilanz nach sieben Spieltagen: zehn Vorlagen durch Costa, zwei Tore durch Coman. Bayerns Kader ist in dieser Saison so breit aufgestellt, dass schon viel zusammen kommen muss, ehe er nochmal in eine solche Situation gerät wie damals in Barcelona.

Mit der Mannschaft habe Robben nach seiner Verletzung noch nicht trainiert, hat Guardiola am Freitag noch gesagt. Robben sei "in der letzten Phase" seiner Genesung, deshalb wisse er nicht, wie es am Sonntag aussehe. Es gab keine weiteren Nachfragen, und Guardiola sprach über Arturo Vidal, David Alaba und Robert Lewandowski. Noch mehr okaye Fußballer.

© SZ vom 04.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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