FC Bayern:Ribéry und Robben spielen Jojo mit Hertha

FC Bayern: Wie gut wäre der FC Bayern eigentlich, wenn diese beiden nicht so oft verletzt gewesen wären: Robben und Ribéry.

Wie gut wäre der FC Bayern eigentlich, wenn diese beiden nicht so oft verletzt gewesen wären: Robben und Ribéry.

(Foto: Getty/dpa)

Beim 3:0 des FC Bayern gegen willen- und tatenlose Berliner dürfen sich zwei alternde Helden austoben. Robben und Ribéry zeigen, dass sie doch nicht so einfach zu ersetzen sind.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Carlo Ancelotti konnte nicht gestikulieren wie es für einen Italiener in diesem Moment standesgemäß gewesen wäre. Er saß auf dem eigentlich sehr breiten Podium im Innenraum des Münchner Stadions, doch sein Pressemann Dieter Nickles und Hertha-Trainer Pal Dardai hatten sich rechts und links so eng an ihn gekuschelt, dass kaum Spielraum für Bewegungen blieb. So zog er seine famose linke Augenbraue hoch, dann die Schultern, er machte große Augen und erklärte mit einem schiefen Lächeln. "Ich kenne sie, ich habe schon früher einige Male gegen sie gespielt."

Der neue Bayern-Trainer schaffte es trotz der eingeklemmten Lage, eine riesengroße Wertschätzung auszudrücken. Pal Dardai daneben lächelte dazu wissend, denn natürlich hatte Ancelotti gerade nicht seine Berliner Mannschaft gemeint. Die hatte sich willen- und fast tatenlos der Münchner Übermacht ergeben und mit dem 0:3 noch großes Glück gehabt. Nein, Ancelotti sprach über "Robery". Eine Boygroup, die zwar langsam ins Genre Oldies abdriftet, den jungen Nachfolgern aber immer noch zeigt, wie man mit dem Gegner Jojo spielt.

Frank Ribéry und Arjen Robben, im Duett Robery genannt, starten gerade ihre achte gemeinsame Saison beim FC Bayern. Das ist im Fußball heutzutage eine Ewigkeit und so könnte man meinen, dass es irgendjemandem langweilig wird. Von wegen.

Der Franzose, inzwischen 33 Jahre alt, ist so freudig unterwegs wie seit Jahren nicht. In dem Gemütsmenschen Ancelotti hat er nun einen Vorgesetzten, der ihm jedes Plaisierchen gewährt, ganz im Gegensatz zum Asketen Pep Guardiola. Ribéry spielte gegen Hertha generell links vorne, durfte aber augenscheinlich machen, was er will. Wenn der Gegner ihn auch noch machen lässt, was er will, dann gerät so ein Dienstagabend für ihn zu einem Fest.

Beim 1:0 ließen die Gäste ihren bedauernswerten Mitspieler Peter Pekarik alleine mit Ribéry im Strafraum, der wackelte zweimal mit der Hüfte, bis der Slowake das Gleichgewicht verlor und sich auf den Boden kugelte wie ein Käferlein. Dann stocherte Ribéry den Ball an Torwart Rune Jarstein vorbei ins Netz.

Es hätten auch andere Bayern-Spieler Tore schießen können oder sogar müssen. Auch der Franzose selbst ist zu geißeln, dass es bis zur 68. Minute nur 1:0 stand. Umso mehr Bewunderung erhielt er für sein Tor. "Es war eine tolle Einzelleistung von einem großartigen Spieler", huldigte ihm der Berliner Sportchef Michael Preetz.

Die Berliner staunen nur

Dasselbe hätte Preetz über Arjen Robben sagen können, doch dem wäre das Lob diesmal egal gewesen. Der Niederländer war so glücklich, dass er später Mühe hatte, Worte dafür zu finden. Wahnsinn sei es gewesen, als er auf den Platz gelaufen sei und die Zuschauer ihn stehend bejubelten. Ein "Gänsehaut"-Moment, es sei ihm durch den Kopf gegangen, wie hart er zuletzt in der Reha für diese Rückkehr arbeiten musste. Am 5. März hatte er sein vorher letztes Pflichtspiel bestritten, im Testspiel in Lippstadt vor dieser Saison war seine Adduktorenverletzung dann noch einmal aufgebrochen.

Der Niederländer ist nun 32 Jahre alt, seine Krankenakte reicht locker aus, um ein Seminar an der Fakultät für angehende Sportmediziner zu füllen. Der FC Bayern hat mit Kingsley Coman und Douglas Costa (beide zuletzt auch verletzt) Nachfolger engagiert und ist weiter auf der Suche nach Flügeldribblern. Doch schon ein paar Minuten reichen, um allen im Stadion zu zeigen, dass es auch für diesen schwerreichen Klub schwer ist, Arjen Robben zu ersetzen.

Nach 64 Minuten kam er für Thomas Müller, machte mit seinen hibbeligen Bewegungen am Ball die Berliner nervös und holte die heimischen Zuschauer aus ihrer zeitweiligen Apathie. Er dribbelte sich durch zwei Gegenspieler, ließ sich fallen. Schimpfte, haderte, weil der Schiedsrichter nicht Elfmeter pfiff. Dann "kam ein schöner Pass von Thiago, ich habe noch einmal quer gelegt und das Tor geschossen", berichtete Robben vom 3:0. Er strahlte, wie er immer gestrahlt hat, wenn er von einer seiner Verletzungen zurückkehrte.

Wie lange wird das gutgehen mit den beiden Künstlern und ihren verletzlichen Körpern? Beide spielen um ihre letzten Titel, vielleicht noch einmal um die Champions League. Bei beiden läuft der Vertrag in München aus am Ende der Saison. Das Thema, ob der Klub mit ihnen verlängert, wird sie durch dieses Spieljahr begleiten.

Ancelotti zog bei dem Thema die Schultern hoch, dann natürlich seine herrliche Augenbraue. "Wir haben viel Zeit, um über neue Verträge zu sprechen. Das wichtigste ist, dass sie der Mannschaft helfen und gut drauf sind." Für den Rest der Liga ist das freilich keine gute Nachricht.

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