FC Bayern:Ribéry ist auf einer Mission

Lesezeit: 2 min

Franck Ribéry (rechts) wirkt von seinem neuen Trainer Carlo Ancelotti sehr angetan. (Foto: AFP)

Der Franzose wirbt hemmungslos für Carlo Ancelotti - doch so leicht lässt sich das Erbe von Pep Guardiola beim FC Bayern nicht beschädigen.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Wie sehr der Charakter in den Jugendjahren noch reifen kann, das muss Franck Ribéry niemand mehr erzählen. Ribéry musste erst aus dem Internat geschmissen werden, er musste wegen einer Prügelei aus dem Kader ausgemustert werden, er musste Gerichtsverhandlungen wegen einer unschönen Affäre überstehen, er musste bei der WM 2010 eine Revolution gegen den damaligen französischen Nationaltrainer Raymond Domenech anführen, er musste immer wieder Teamkollegen Zahnpasta unter die Türklinke reiben, bevor er nun, als 33 Jahre alter Mann, über die Reife verfügt, um gönnerhaft das Sein anderer Menschen in ihren Jugendjahren beurteilen zu können.

Es war ein langer Weg, aber beendet hat ihn Ribéry vorläufig als innenpolitischer Sprecher des FC Bayern München.

Während der USA-Reise des Vereins ist auch Ribéry auf einer Werbetour, er wirbt für Carlo Ancelotti, 57, den neuen Coach - "ein richtig guter Trainer, eine große Persönlichkeit, ein guter Mensch"; er gebe den Spielern all das, "was wir vorher ein bisschen vermisst haben". Mit diesen Schmeicheleien wirbt Ribéry auch für eine neue Betrachtung des Vorhers, der drei Jahre unter Pep Guardiola. In Chicago zum Beispiel sagte Ribéry fast schon entschuldigend, dass Guardiola nun einmal "noch keine lange Karriere als Trainer" habe. Und: "Er ist jung." Und: "Ihm fehlt Erfahrung."

FC Bayern
:Ribéry schickt Grüße an Pep Guardiola

Der Franzose findet den neuen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti cool - und erzählt offen, wie er den alten fand.

Von Martin Schneider

Bei dieser Werbetour des Franck Ribéry handelt es sich jedoch nicht um einen dieser Sololäufe, wie der Franzose sie in diesen Tagen wieder häufiger auf dem Spielfeld zeigt. Ribéry darf vielmehr derjenige sein, der ausspricht, was auch andere im Verein fühlen und denken - bisher hat ihn keiner auf seiner Mission aufgehalten.

Guardiola, 45, wird respektiert, weil er zum Ende seiner Jugendjahre als Trainer den FC Bayern zu einer der spektakulärsten Mannschaften des Planeten geformt hat - er wird aber nicht geliebt wie dessen Vorgänger Jupp Heynckes oder Ottmar Hitzfeld, die vielleicht nicht ganz so detailverliebt in taktischen Fragen waren. Die dafür manchmal so spielen ließen, wie es sich die Spieler vorstellten. (Was bei Ribéry heißt, dass er gar keinen Vorgaben folgen muss.) Hitzfeld und Heynckes haben beim FC Bayern nicht als Revolutionäre gearbeitet, aber sie hatten ein Klima geschaffen, in dem Freigeister wie Ribéry sich in ihrer Kreativität nicht eingeengt fühlten. Und beide gewannen mit dieser großonkeligen Lässigkeit die Champions League.

Vielleicht ist der FC Bayern im Sommer 2016 tatsächlich so reif, dass es der Mannschaft guttut, wenn sie wieder von einem Trainer betreut wird, der "mehr Herz" zeige, wie es Ribéry betont hat. Sie ist es dann aber auch, weil Guardiola ihr in drei Jahren ein ausgezeichnetes taktisches Gehirn eingepflanzt hat.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fußball
:Badstuber trainiert für ein Ende der Leiden

964 Tage war Holger Badstuber in den vergangenen dreieinhalb Jahren verletzt. Bei der Rückkehr möchte sich der Verteidiger diesmal viel Zeit lassen.

Von Benedikt Warmbrunn

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: