FC Bayern:Plädoyer für Pep

FC Bayern: Leidenschaftlich wie immer: Bayern-Trainer Pep Guardiola

Leidenschaftlich wie immer: Bayern-Trainer Pep Guardiola

(Foto: AFP)

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Die uneingeschränkte Aufmerksamkeit wurde Robert Lewandowski wegen der zusätzlichen Abwehrsorgen durch die neuerliche Verletzung von Javier Martínez zwar nicht zuteil, doch zumindest seine Landsleute widmeten sich dem Mann des Sonntagabends in aller Ausführlichkeit. Noch lange nach seinen beiden Toren im Spiel gegen die TSG Hoffenheim stand der polnische Nationalstürmer im Bauch der Münchner Arena und beantwortete geduldig all die Fragen der Reporter aus seiner Heimat.

Entspannt stützte sich der 27-Jährige auf seinen Rollkoffer und sprach über seine Saisontore 18 und 19 aus der 32. und 64. Minute, mit denen er sich beim souveränen 2:0 (1:0)-Sieg des FC Bayern im Fernduell mit Pierre-Emerick Aubameyang wieder bis auf einen Treffer an den Angreifer von Borussia Dortmund angenähert hatte. Jedenfalls durfte vermutet werden, dass Lewandowski nun auf Polnisch erneut auf die für ihn angenehmen Aspekte dieser debattenreichen Tage beim FC Bayern einging.

"Ich freue mich, dass wir gewonnen haben und ich zwei Tore geschossen habe", hatte Lewandowski zuvor auf Deutsch wissen gelassen und die Gelegenheit genutzt, nach der Unruhe durch einen ominösen Maulwurf und den weiteren Ausfall von Martínez einen Appell zu formulieren, der vor allem nach innen gerichtet war. "Egal, welche Probleme wir haben: Wir müssen Charakter zeigen", sagte er.

Zumindest gegen die weitgehend harmlosen und akut abstiegsbedrohten Hoffenheimer war den Münchnern das gelungen. Spielerisch verbessert präsentierte sich der Tabellenführer im Vergleich zum noch recht unrunden Rückrundenauftakt vor zehn Tagen beim Hamburger SV. Und auch der gute Vertretungsdienst des eigentlich fachfremden Joshua Kimmich in der Abwehr ließ sich als Zeichen deuten, dass die Bayern ihrem vierten Meistertitel in Folge zur Not wohl auch ohne hauptamtliche Verteidiger entgegen streben. Zumal allein Lewandowski mit seinen zwölf Torschüssen für ein deutlich höheres Resultat hätte sorgen können, wenngleich noch unangenehmere Gegner als Hoffenheim auf die Münchner warten.

Guardiola empfiehlt Neuer für die Innenverteidigung

So ähnlich schätzt offenbar auch Pep Guardiola die Lage ein, nachdem der Maulwurf ja von einem angespannten Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer berichtet hatte. "Natürlich haben wir ein Problem in der Verteidigung, wir haben nur einen Verteidiger, Holger Badstuber. Es ist die gleiche Situation wie letzte Saison. Da haben wir es gut gemacht, und wir werden es wieder gut machen", sagte Guardiola nun zu den Ausfällen und bemühte sich um Gelassenheit und Zuversicht im Reizklima. Durch Kimmich "haben wir einen guten neuen Verteidiger. Joshua hat gezeigt: Er hat die Qualität", befand der Katalane. Zur Not sei da ja auch noch der fußballerisch durchaus talentierte Torwart Manuel Neuer, der in der Abwehr einspringen könne. "Vielleicht hat Manu früher oder später die Qualität", witzelte Guardiola. Galgenhumor.

Der Trainer begegnet der angespannten Personallage in seiner Hintermannschaft mit Pragmatismus. "Mein Wunsch war von Anfang an, dass alle Spieler im richtigen Moment der Saison fit sind. Aber das wird nicht passieren, okay", sagte Guardiola, um schnell anzufügen: "Wir haben zwei Lösungen: Lamentieren oder nach vorne gehen. Ich bin mir sicher: Wir werden uns die zweite Lösung suchen."

Zumindest den öffentlichen Äußerungen zufolge hat sich auch die kickende Belegschaft für diesen Ansatz entschieden. Bei Arjen Robben war es sogar mehr als das. Der Niederländer, nicht unbedingt Liebling des Trainers, formulierte gar ein Plädoyer für Pep. "Wir haben einen super Trainer. Wenn wir ihm folgen, wird er Lösungen finden", sagte Robben.

Rummenigge zweifelt Existenz des Maulwurfs an

Die Maulwurfdebatte wollen sie schnell wieder loswerden, das war nicht nur bei Karl-Heinz Rummenigge erkennbar, der gar die Existenz eines Spielers anzweifelte, der Interna und die angebliche Missstimmung im Team ausgeplaudert hatte. "Vielleicht gibt es diesen Spieler ja gar nicht", befand der Vorstandsvorsitzende mit der etwas kuriosen Begründung, "sonst hätte er sich ja namentlich benennen lassen." Auch Neuer sagte: "Die Mannschaft ist intakt. Wir arbeiten gut mit dem Trainer zusammen." Und Kapitän Philipp Lahm erklärte: "Dass die Mannschaft dem Trainer immer noch folgt, auch das ist gegeben."

Das sollte beruhigend klingen. Doch vielleicht ist es auch so ähnlich wie bei der nun noch einmal aufgekommenen Frage nach einer kurzfristigen Verstärkung für die Abwehr. Lahm sagte dazu: "Ich habe eine Meinung, und die werde ich intern mitteilen."

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