FC-Bayern-Physio Fredi Binder:Der ewige Zweite muss gehen

FC-Bayern-Physio Fredi Binder: Jahrelang die Münchner Erstversorgung: Müller-Wohlfahrt vorne, Fredi Binder hinten

Jahrelang die Münchner Erstversorgung: Müller-Wohlfahrt vorne, Fredi Binder hinten

(Foto: imago sportfotodienst)

Nach 36 Jahren und ungezählten Wettläufen mit Arzt Müller-Wohlfahrt verzichtet der FC Bayern München auf Physiotherapeut Fredi Binder. Sportchef Sammer richtet die Bayern-Klinik neu aus.

Von Klaus Hoeltzenbein

Er war der ewige Zweite. Spieltag für Spieltag bestritt Fredi Binder (mindestens) ein Rennen, das er nicht gewinnen konnte. Sobald der Schiedsrichter das Signal gab, dass die Männer mit dem Koffer den Rasen betreten durften, war das wie ein Startschuss in der Leichtathletik. Dann ging er los, der Sprint der medizinischen Abteilung, und viele unter den Zuschauern wussten, dass Fredi Binder ein guter Fußballer war, aber Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt der bessere Leichtathlet. Vermutlich ist Letzterer noch heute der schnellste 72-Jährige der Republik.

Dieses Rennen, eine Art Einlage-Wettbewerb während der Bayern-Spiele, versehen mit dem Applaus von der Tribüne, wird es nie wieder geben. Bekanntlich kam es nach Kabinen-Turbulenzen beim Champions-League-Viertelfinale beim FC Porto (1:3) zur bundesweit beäugten Trennung von Chefmediziner Müller-Wohlfahrt, und nun wird auch Binder, 56, nicht länger für den Rekordmeister tätig sein.

Nach 36 Jahren, nach ungezählten Wettläufen mit MW hin zu den sich vor Schmerz am Boden windenden Patienten wie einst Augenthaler, Matthäus, Scholl oder zuletzt Robben und Ribéry.

Zur Wochenmitte soll Binder von Matthias Sammer, dem Bayern-Sportvorstand, der Trennungsbeschluss übermittelt worden sein. Binder galt nicht nur als Wettlauf-Rivale, sondern auch als Vertrauter von Müller-Wohlfahrt. Er war beim Zerwürfnis von Porto dabei, nach dem der Bayern-Doc seine Blitz-Kündigung vollzog, weil die Medizinmänner aus "unerklärlichen Gründen für die Niederlage hauptverantwortlich gemacht" worden seien.

Es war das bittere Ende einer Konflikt-Serie, die sich zwischen Arzt und Trainer zugespitzt hatte. Pep Guardiola hatte oft Klage geführt, dass er beim FC Barcelona eine konkretere Betreuung der Spieler genossen habe, und dass die Profis in München meist länger krankgeschrieben seien, als unbedingt geboten.

Innerhalb des Vorstands kommt nun auf Matthias Sammer die Aufgabe zu, die Bayern-Klinik neu aufzustellen. Als Sofortmaßnahme war gerade erst verkündet worden, dass mittels Blut- und Urintests im Training drohende Verletzungen prophylaktisch erkannt werden sollen. Unabhängig davon, aber auch wer ihn beerbt, wird man in Müller-Wohlfahrts Praxis im Münchner Zentrum wohl weiterhin den ein oder anderen Profi entdecken können. Denn auch beim FC Bayern wird das Prinzip der freien Arztwahl nicht aufgehoben sein.

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