FC Bayern:Philipp Lahm: "Da hab ich ausgeschaut wie ein kleiner Junge"

Vor fast 15 Jahren spielte er erstmals für den FC Bayern. Nun kündigt Lahm seinen Abschied an. Seine Karriere in Bildern.

Von Martin Schneider

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(Foto: Imago)

Der Tag, an dem die Profi-Karriere eines der erfolgreichsten Spieler des FC Bayern begann, war kalt und bedeutungslos. Der FC Bayern traf in der Champions League auf den RC Lens (3:3). Das Spiel war fast zu Ende, da wechselte Trainer Ottmar Hitzfeld nochmal durch, in der 92. Minute: Philipp Lahm, zwei Tage zuvor 19 Jahre alt geworden, kam für Markus Feulner (übrigens kurz nachdem ein gewisser Bastian Schweinsteiger eingewechselt worden war). Gerade mal 22 000 Zuschauer verirrten sich damals ins Olympiastadion, die zentrale Achse im Bayern-Spiel bildeten die beiden Kovac-Brüder, im Tor stand das spätere Outdoor-Jacken-Modell Stefan Wessels. Viel zum Spiel bei trug Philipp Lahm natürlich nicht mehr. Aber immerhin nahm er das Foto von seinem ersten Einsatz mit. Als er kürzlich auf den Einsatz zurückblickte, sagte er: "Da hab ich ausgeschaut wie ein kleiner Junge."

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(Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Dann ging Lahm auf Leihbasis zum VfB Stuttgart. Der damalige VfB-Trainer Felix Magath stellte ihn als Linksverteidiger auf. In der Champions League warf er ihn 2004 ins Achtelfinale gegen den FC Chelsea, Lahms erstes K.-o.-Spiel. Stuttgart verlor das Hinspiel mit 0:1 durch ein Eigentor von Fernando Meira, auf Lahms linker Seite kombinierte er mit dem späteren Schalke-Manager Horst Heldt. An Lahm lag die Niederlage offensichtlich nicht. Der Spiegel verteilte "Bestnoten" an den "fleißigen Jungnationalspieler". Lahms Ausbilder Hermann Gerland war da schon sehr froh, dass er Lahm überhaupt bei einem Bundesligisten untergebracht hatte. "Ich habe da einen Riesen", sagte Gerland, aber "er sieht aus wie ein Konfirmand". Interesse an Lahm hatten aber nur zwei Bundesliga-Trainer. Magath - und Peter Neururer.

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(Foto: Olivier Matthys/dpa)

2005 riss sich Lahm das Kreuzband, und man erinnert sich kaum noch daran, dass dieser eigentlich immer fitte Profi mal so lange verletzt war. Auch vor der WM 2006 plagte ihn eine Verletzung am Ellbogen. Doch zum Eröffnungsspiel gegen Costa Rica war Lahm rechtzeitig fit - und schoss ein derart schönes Führungstor, dass ihn danach die ganze Republik kannte. Lahm spielte seinerzeit noch als Linksverteidiger. Also dribbelte er von links in den Strafraum, er schlenzte den Ball aufs Tor, und dieser Ball schlug herrlich im Winkel ein.

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(Foto: Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Lahms Spielstil lässt sich wahrscheinlich am besten als souverän unauffällig beschreiben. Man kann es auch so sagen: Philipp Lahm macht keine Fehler. Die Saison 2009/10, seine erste unter Trainer Louis van Gaal, zeigt das ganz gut. Er absolvierte alle 34 Bundesliga- und alle 13 Champions-League-Spiele. In Erinnerung blieb er auch mit Aussagen außerhalb des Platzes: In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung im November 2009 kritisierte Lahm die Bayern-Führung scharf, er musste die seinerzeit höchste Strafe in der Klubgeschichte zahlen - angeblich 50 000 Euro. In den folgenden Monaten steigerte sich sein Team, erreichte das Finale der Champions League. Erst dort scheiterte Bayern an Inter Mailand, Diego Milito und José Mourinho.

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(Foto: imago)

Viel ist über das Finale Dahoam 2012 geschrieben worden, und Philipp Lahm spielte in diesem Drama gegen den FC Chelsea nicht die dramatischste Hauptrolle, das übernahmen andere. "Wir waren 120 Minuten besser", musste der nun hauptamtliche Kapitän Philipp Lahm nach der 3:4-Niederlage im Elfmeterschießen ein Spiel analysieren, das kaum zu analysieren war. "Dieses Ende ist sehr ungerecht, heute Abend ist alles sehr schwer", sagte er. Später erklärte er, dieses Spiel habe Kräfte freigesetzt, es sei eine Art Trumpf gewesen. Doch das schwerste Spiel, sagte Lahm einmal, sei ein anderes gewesen.

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(Foto: Alex Livesey/Getty Images)

"Von den 99 Champions-League-Spielen war schon das eine oder andere schwierige Spiel dabei", sinnierte er kurz vor seinem 100. Champions-League-Spiel im Frühjahr 2016. "Das schwierigste war für mich persönlich das Finale 2013. Wir waren enorm unter Druck". Die Wörter "enorm" und "Druck" verwendete er in diesem Moment so häufig, wie es sonst nur Oliver Kahn tut. Jetzt nach dem Spiel könne man das nicht mehr so nachvollziehen, sagte Lahm. Aber vor dem Match gegen Dortmund im Londoner Wembley-Stadion habe man eben zwei Finals verloren. Durch die Tore von Mario Mandzukic und Arjen Robben verlor der FC Bayern nicht auch noch ein drittes.

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(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Über Lahms Generation hatte es eine Zeitlang geheißen, sie gewinne keine Titel. Aber spätestens seit 2014 hat man diesen Satz nicht mehr gehört. Als Kapitän führte Lahm die DFB-Elf zum WM-Titel in Brasilien. Ihn selbst begleiteten während des Turniers einige Debatten, ob er, der begnadete Außenverteidiger wirklich im defensiven Mittelfeld spielen solle. Schließlich beorderte Bundestrainer Joachim Löw ihn wieder auf die Position des Rechtsverteidigers. Nach dem Turnier beendete Lahm schließlich seine Nationalelf-Karriere.

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(Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Wer verstehen will, wie gut Lahm spielte und spielt, der muss nur Pep Guardiola zuhören. Drei Jahre lang war der Katalane Lahms Coach beim FC Bayern. Lahm sei der "intelligenteste Spieler", den er je trainiert habe, sagte Guardiola einmal. Er schätzte zum Beispiel Lahms Spielintelligenz, Guardiola wusste, dass er den Rechtsverteidiger auch als defensiven Mittelfeldspieler antreten lassen konnte. Noch so ein Satz: "Es war eine Ehre, sein Trainer zu sein."

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nun also hat Lahm seinen Abschied vom FC Bayern verkündet, kurz nach seinem 500. Einsatz in der Bundesliga. "Ich habe den Verantwortlichen Bescheid gesagt, dass ich am Ende der Saison aufhören werde, Fußball zu spielen", sagte er. Und auch den Posten des Sportdirektors wird er nicht übernehmen. "Erstmal ist es so, dass es Gespräche gab. Am Ende der Gespräche habe ich für mich beschlossen, dass es für mich jetzt nicht der beste Zeitpunkt ist, beim FC Bayern danach einzusteigen." Wann man ihn wiedersehen wird? "Am Samstag. Da spielen wir gegen Ingolstadt."

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