FC Bayern:Persönliche Enttäuschung für Lewandowski

Alexander Schwolow SC Freiburg 1 haelt den BallRobert Lewandowski FC Bayern Muenchen 9 FC Baye

Das Sinnbild: Robert Lewandowski (rechts) schießt, Alexander Schwolow hält.

(Foto: imago)

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Betrübt sah Robert Lewandowski auf dem Podium aus. Schultern und Kopf hingen nach unten, während die Kollegen um ihn herum die Meisterschale beklatschten und rot-weißer Konfettiregen sich in den biergetränkten Haaren verklebte. Dabei rahmten rührende und erbauliche Momente den Saisonausklang ein: die Verabschiedungen von Philipp Lahm und Xabi Alonso in den Fußball-Ruhestand etwa sowie ein 4:1 (1:0)-Heimsieg gegen den SC Freiburg.

Aber eben auch die Enttäuschung für Lewandowski, dass nicht er, sondern Borussia Dortmunds Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang die meisten Ligatore in dieser Saison angehäuft hatte. Den fünften Meistertitel der Münchner in Serie feiern? Interviews geben? Lewandowski verweigerte zunächst. Der spätere Auftritt auf dem Rathausbalkon vor den Fans geriet für ihn zu einer lästigen Pflichtaufgabe.

Die beiden Kontrahenten um die Torjäger-Krone flunkerten

"Er war schon etwas geknickt, er wäre gerne Torschützenkönig geworden", berichtete Mannschaftskollege Mats Hummels aus der Kabine, "wir haben es am Anfang auch extrem versucht. Es gab eine Szene, da hat Arturo Vidal den Ball bei einer freien Schussmöglichkeit auf fast schon groteske Weise zu ihm spielen wollen." Doch es wurde nichts mit Lewandowskis persönlicher Titelverteidigung, trotz seiner zahlreichen Chancen. Als die letzte vergeben war, hatte der 28-Jährige resignierend den Kopf hängen gelassen.

Immerhin die Vorlage zum Endstand war ihm noch geglückt. Arjen Robben (4.), Arturo Vidal (74.), Franck Ribéry (90.+1) und Joshua Kimmich (90.+4) hatten die Tore des FC Bayern erzielt. Der ehemalige Münchner Nils Petersen hatte zudem in der 76. Minute für die Freiburger getroffen, die nun auf einen Pokalsieg von Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt hoffen. Als Tabellensiebter dürften sie dann an der Qualifikation für die Europa League teilnehmen.

Nicht vom polnischen Nationalstürmer Lewandowski, sondern von Aubameyang wurden später vergnügte Sätze übermittelt. "Die Mannschaft hat eine große Arbeit geleistet. Ich muss mich dafür bei allen bedanken", sagte der Gabuner, der durch seine beiden Treffer beim 4:3 gegen Werder Bremen noch an seinem Münchner Kontrahenten vorbeigezogen ist. Mit einem 30:31 aus Lewandowskis Sicht endete damit das Fernduell um die sogenannte Torjägerkanone, von der beide Angreifer behauptet hatten, diese interessiere sie eigentlich gar nicht. Dass dies geflunkert war, ließ sich nun am geknickten Lewandowski erkennen. "Leider hat's nicht geklappt. Es ist auch ein bisschen Pech, dass Aubameyang zwei Dinger macht", sagte Thomas Müller.

Vordergründig ein Bild der guten Laune

Mit seiner persönlichen Enttäuschung taugte Lewandowski nebenbei auch ein bisschen zum Sinnbild für die Saisonbilanz des gesamten FC Bayern. "Unvollendet" steht nun als Fazit unter diesem Spieljahr. Nach der ersten Saison unter Trainer Carlo Ancelotti gaben die mit Bier um sich spritzenden Münchner nur vordergründig ein Bild der guten Laune ab. "Meine erste Weißbier-Dusche war sehr kalt, aber es hat sehr viel Spaß gemacht", erzählte Ancelotti.

Doch der Dominanz in der Liga standen die herben Enttäuschungen mit dem Viertelfinal-Aus in der Champions League und im Halbfinale des DFB-Pokals gegenüber. Single statt Triple, versehen mit dem Zusatz: nur.

Rummenigge freut sich auf den Transfermarkt

"Die Saison war okay mit einem Titel. Aber dass wir uns mehr vorgenommen haben, ist auch klar", hatte Weltmeister Lahm gesagt, nachdem der Meistertitel und das Single durch den 6:0-Sieg beim VfL Wolfsburg am 29. April feststand. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge versucht seither, mehr Wertschätzung für den insgesamt 27. Meistertitel einzufordern. Wirklich überzeugend gelang das auch diesmal nicht.

"Das wird eine super Feier", sagte er vor der Fahrt zum Rathaus und der anschließenden internen Party, "wir werden eine deutsche Meisterschaft immer so feiern, wie wir das für entsprechend halten", also angemessen. "Ich freue mich immer auf den Transfermarkt. Das ist die interessanteste Zeit des Jahres. Macht mir Spaß", sagte er. Das ließ sich beinahe als Ankündigung für größere Vorhaben verstehen.

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