FC Bayern:Per Du mit Jupp

Bayern München - 1899 Hoffenheim

"Jetzt darf ich Jupp sagen": Hoffenheims Julian Nagelsmann (r.) im Gespräch mit Bayerns Trainer Heynckes.

(Foto: dpa)
  • Bayerns Trainer Jupp Heynckes verteilt nach dem Sieg trotz 0:2-Rückstands gegen Hoffenheim viele Komplimente an seinen Kollegen Julian Nagelsmann.
  • "Sie spielen flach am Boden, laufen sehr viel in die Zwischenräume", lobt auch Thomas Müller nach dem 5:2-Sieg, "das ist Fußball, wie ich ihn mag."
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Aus dem Stadion von Maik Rosner

Jupp Heynckes und Julian Nagelsmann traten vergnügt miteinander plauschend aufs Podium, Arm in Arm verließen sie es wieder. Dazwischen lagen die Einlassungen der Trainer des FC Bayern und der TSG Hoffenheim zu jenem unterhaltsamen 5:2 (2:2), das nicht nur eine erstaunliche 2:0-Führung für Nagelsmanns Mannschaft hervorgebracht hatte, sondern neben der Wende zum 18. Bayern-Sieg im 19. Pflichtspiel unter Heynckes auch eine neue Gesprächsebene zwischen dem ältesten und dem jüngsten Bundesligatrainer. "Jetzt darf ich Jupp sagen. Vorm Spiel habe ich ihn noch gesiezt", berichtete Nagelsmann, nachdem er seine Glückwünsche an den FC Bayern und "an Jupp" öffentlich übermittelt hatte.

Vor dem Spiel waren viele Vergleiche zwischen dem 72 Jahre alten Heynckes und dem 30 Jahre alten Nagelsmann gezogen worden. Herausgearbeitet worden waren dabei vor allem die Unterschiede, allen voran die 42 Jahre oder 15.415 Tage Altersdifferenz, die größte zwischen zwei Trainern in der Bundesligageschichte. Hinterher ging es eher um die Parallelen, was auch damit zu tun hatte, dass Nagelsmanns Hoffenheimer wesentliche Beiträge zum zeitweise packenden Treiben dieses Samstagnachmittags geleistet hatten.

Viel mehr als "der Altersunterschied ist hoch" fiel Sandro Wagner jedenfalls nicht ein, als er die Unterschiede zwischen den beiden Trainern benennen sollte. Inhaltlich lenkte der Nationalstürmer die Aufmerksamkeit lieber auf die Gemeinsamkeiten. "Es sind beides tolle Trainer", befand Wagner, der im Winter aus Hoffenheim zu seinem Heimatverein nach München gewechselt war und nun mit seinem ersten Bundesligator überhaupt für den FC Bayern den Endstand erzielt hatte (90.). Er sei "auch Fan von Julian, ein Riesentalent, ein super Trainer", führte Wagner aus, wenngleich Heynckes "nochmal ein anderes Kaliber" sei wegen seiner reichen Erfahrung und vielen Erfolge.

Müller lobt Nagelsmann - und gleich danach natürlich Heynckes

Auch bei anderen Münchnern, die noch nicht mit Nagelsmann zusammengearbeitet haben und nach allem, was aus beiden Vereinen zu vernehmen ist, in der kommenden Saison nicht werden, ließ sich viel Wertschätzung für den vor allem von Bayern-Präsident Uli Hoeneß geschätzten Hoffenheimer Fußballlehrer erkennen. "Sie spielen flach am Boden, laufen sehr viel in die Zwischenräume", sagte Thomas Müller, "das ist Fußball, wie ich ihn mag." Zwar habe Nagelsmann diese gepflegte Spielweise nicht erfunden, aber Anerkennung klang schon an. Um nicht als Nagelsmann-Befürworter missverstanden werden zu können, schob Müller über Heynckes rasch nach: "Wir haben aktuell den mit Abstand besten Mann an der Seitenlinie. Was der für ein Feuer versprüht - und das in seinem Alter." Abgesehen vom Verweis auf Heynckes' Alter ging auch das als Gemeinsamkeit mit Nagelsmann durch.

Hervorgebracht hatte dessen Hoffenheimer Mannschaft eine seltene Spannung in der Münchner Arena. Früh waren die mutig anlaufenden Gäste in Führung gegangen, nachdem Joshua Kimmich den an Hoffenheim ausgeliehenen Serge Gnabry elfmeterreif behindert hatte. Sven Ulreich parierte Gnabrys Strafstoß zwar, doch Mark Uth traf im Nachschuss zum 0:1 (3.). Und als Gnabry mit einem präzisen Distanzschuss rasch das 0:2 folgen ließ (12.), stand erstmals seit grob geschätzten 15.415 Tagen ein Münchner Misserfolg in der eigenen Arena in Aussicht.

"Der Gegner hat das sehr gut gemacht", lobte Heynckes später und verteilte zahlreiche Komplimente an seinen jungen Kollegen, teils direkt, teils indirekt. Er sagte, trotz der erzwungenen Wende durch die fünf Bayern-Tore von Robert Lewandowski (20.), Jérôme Boateng (25.), Kingsley Coman (63.) und Arturo Vidal (66.) sowie nach Wagners Schlusspointe: "Hoffenheim hat von der gesamten Leistung und Organisation so gespielt, wie ich sie im letzten Jahr gesehen habe." Geformt habe Nagelsmann "eine Mannschaft, die gut organisiert und strukturiert ist, die die Räume gut nutzt, die der Gegner ihr lässt und die sehr konterstark ist."

Hinzu gekommen war zunächst das konsequente Anlaufen der Hoffenheimer, wodurch sie viele Fehler der Bayern im Aufbau provozierten. Dennoch sei er "insgesamt zufrieden, obwohl ich ein Trainer bin, der lieber zu Null spielt", sagte Heynckes und begründete seine Nachsicht mit einem weiteren indirekten Lob an den Kollegen: "Aber das war heute ein starker Gegner." Nagelsmann lauschte den Schmeicheleien, und mitnehmen durfte er trotz seiner ersten Niederlage gegen die Bayern im vierten Spiel den Eindruck, dass Heynckes in seiner Beurteilung von Trainern, wie bei den Spielern, nicht in alt und jung unterscheidet - sondern nur in gut und schlecht.

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