FC Bayern:Peps Kader der Extremisten

(FILE) Pep Guardiola To Take Over At Man City FC Bayern Muenchen v 1. FC Koeln - Bundesliga

Ein fordernder Trainer: Bayerns Pep Guardiola.

(Foto: Alexander Hassenstein)

14 Muskelverletzungen in einer Saison: Bayern-Coach Guardiola mag für diverse Fußball-Wunder verantwortlich sein - der Schutzheilige der Adduktoren ist er sicher nicht.

Kommentar von Werner Bartens

Die Menschwerdung des Josep Guardiola vollzog sich erstaunlich schnell. Bis vor Kurzem wurde dem gebenedeiten Pep ja zugetraut, die kleineren und größeren Wunder (z.B. Triple mit dem FC Bayern) eher so im Vorbeigehen zu bewirken. Allein die Anwesenheit dieses Rasenheiligen in der schönsten Stadt der Welt mache aus jedem Grottenkick ein Feuerwerk des Fußballs, so die naheliegende Vermutung. Pep wäre sogar nachgesehen worden, wenn er Philipp Lahm zum Torwart umgeschult hätte.

Und jetzt? Kaum hat der beste Fußballtrainer der Welt den weltbesten Fußballverein Deutschlands mit Liebesentzug gestraft und die Vertragsverlängerung verweigert, schwinden seine magischen Kräfte. Missgünstige Medien rechnen Guardiola vor, dass es unter seiner Trainingsleitung mit dem Ausfall von Jérôme Boateng bereits zur 14. Muskelverletzung eines Münchner Spielers in dieser Saison gekommen sei. Kaum eine Faser zwischen Großzehe und Leiste, die nicht schon in Mitleidenschaft gezogen wurde. Offenbar taugt Pep nicht mal mehr als Schutzheiliger der Adduktoren.

Man muss Guardiola ein bisschen in Schutz nehmen

Ihm werden inzwischen sogar regelrecht Vorwürfe gemacht: Falsches Training mit falschen Übungseinheiten überfordere die Spieler! Zudem nehme Guardiola zu wenig Rücksicht auf angeschlagene Profis und setze verletzte Spieler zu früh wieder ein! Für ihn seien Kicker zudem nur "Material", taktische Verschiebemasse. Zur Not könne in der Dreierkette zur Vorneverteidigung am gegnerischen Strafraum auch ein Salzstreuer rotieren.

Man muss Guardiola hier unbedingt ein bisschen in Schutz nehmen. Der Grund für die Verletzungsmisere ist auch im Kader selbst zu suchen - einem Kader der Extremisten. Ein Spieler wie Arjen Robben kann nie - und auch nicht nach überstandener Verletzung - mit halber Kraft trainieren. Robben kann nur 120 Prozent. Ein Spieler wie Jérôme Boateng, der mit 120 Stundenkilometern in die Abwehr zurückeilt, hat so viel Dampf in den Muskeln, dass schon mal was kaputtgehen kann. Und wer wie Franck Ribéry, Philipp Lahm, Douglas Costa, Kingsley Coman oder Mario Götze in der Lage ist, jeden Gegner 120-mal pro Spiel schwindelig zu spielen, mutet seinen Muskeln solche rapiden Richtungswechsel zu, dass die das nicht immer und nicht auf Dauer aushalten. Einzig Thomas Müller, der aufgrund einer seltenen Mutation über keine Beinmuskeln verfügt, wird voraussichtlich von Muskelblessuren verschont bleiben.

Die Art der Verletzungen spricht für die Anfälligkeit des Kaders. Von einer Zerrung oder einem banalen Muskelfaserriss ist längst nicht mehr die Rede. Athletik, Geschwindigkeit und irrwitzige Rotationen bringen gerade beim FC Bayern solche Kräfte, Drehmomente und Hebel mit sich, dass inzwischen ganze Muskelbündel nachgeben oder sogar der komplette Muskelansatz am Knochen rausgerissen wird. Schon wird gemunkelt, dass Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt nach Guardiolas Weggang im Sommer wieder die medizinische Betreuung übernimmt und mit seinen berühmten Fingern überlastete Muskelpartien frühzeitig ertastet.

Einen anderen Weg gehen die in Dortmund und Leipzig weltberühmten Trainer Tuchel und Rangnick. Die leichtgewichtigen Übungsleiter haben ihre Teams auf Diät gesetzt und Kohlenhydrate verbannt; kaum Weizen, kaum Zucker, dafür gerne mal Kressesüppchen. Mats Hummels soll fünf Kilo abgenommen haben, Ilkay Gündogan auch. Doch Idealgewicht hin oder her - zu viel Hungern hilft auch nicht. Klar, wer weniger Muskelfasern hat, kann sich weniger Muskelfasern reißen. Aber mit knurrendem Magen holt man die Bayern sicher nicht ein.

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