FC Bayern nach Gewinn der Klub-WM:"Weltspitze muss Normalität werden"

Club-WM - Bankett Bayern München

Party mit Bauchtanz: Dante, Claudio Pizarro und Tom Starke (von limks nach rechts) beim Bankett nach dem Gewinn der Klub-WM

(Foto: dpa)

Der FC Bayern hat alles gewonnen - wo soll die Entwicklung 2014 noch hinführen? Sportlich und wirtschaftlich steht der Verein so gut da wie nie, selbst die nächste Meisterschaft ist bereits in Sicht. Trotzdem plagt den Klub eine große Sorge.

Von Jonas Beckenkamp, Marrakesch

Vom schicken "Stade de Marrakech" im Norden der Stadt ins Mannschaftshotel des FC Bayern führen mehrere weite Boulevards, die zu später Stunde sogar weitgehend staufrei blieben. So fand sich der frisch gekürte Klubweltmeister kurz nach Mitternacht mit 300 geladenen Gästen im "Four Seasons" ein, um noch einmal den Partymotor anzuschmeißen. Karl-Heinz Rummenigge stand inmitten seiner Alles-Abräumer und schwärmte vom erfolgreichsten Jahr der Vereinsgeschichte, als seine Stimme plötzlich ins Stocken geriet.

Um die sportliche Zukunft des Klubs sei ihm nicht bange, verkündete der Vorstandsvorsitzende in seiner Bankettrede im prachtvollen "Ballroom" des Hotels, deshalb habe er zwei Tage vor Weihnachten "nur einen Wunsch: Dass diese Geschichte mit Uli Hoeneß gut ausgeht."

Im Moment des großen Triumphs setzte spürbar ein Druckabfall bei den sonst immer aufs Gewinnen getrimmten Münchnern ein. Nur eine Sorge blieb offenbar: der nahende Steuerprozess gegen den Präsidenten, der auch in dieser Siegesnacht über der Bayern-Familie schwebte.

Doch es war Hoeneß selbst, der den Fokus wieder auf die fünf Pokale auf dem Podium lenkte, als er direkt nach Rummenigge das Wort ergriff. Die Spieler hätten dem FC Bayern Ruhm und Ehre beschert wie nie zuvor, sagte er: "Wir sind im Moment der beste Verein der Welt - und ich bin stolz, Präsident dieses Vereins zu sein. Danke!" Dann presste er sichtlich bewegt die Lippen aufeinander und rückte wieder in den Hintergrund. Als die Fete ihren Lauf nahm, verdichtete sich ein ganzes Jahr, das beim Rekordmeister keiner so schnell vergessen wird.

Soviel sportlicher und wirtschaftlicher Sonnenschein war nie beim Krösus aller Klassen - das wohl tatsächlich beste Team der Welt ließ in Marokko noch einmal 3,65 Millionen Euro in die Klubkassen prasseln, eine fürstliches Belohnung von der Fifa. Damit beläuft sich die Summe an Preisgeldern und Einnahmen aus der Vermarktung 2013 auf rund 125 Millionen Euro. Tendenz steigend, schließlich gibt es nun sogar ein neues Trikot, das auf dem Bruststreifen ein Weltmeister-Wappen ziert.

Die Kasse brummt und die Geschicke auf dem Feld erst recht. Unter Trainer Pep Guardiola hat sich die Mannschaft zu einer taktisch grenzenlos variablen Siegermaschine entwickelt. Wo soll das noch hinführen?

Läuft alles - auch im Schlaf

"Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, dass es hier mit guter Arbeit so weitergeht", sagte Sportvorstand Matthias Sammer, "es heißt immer, man könne nicht immer gewinnen. Warum nicht? Für uns muss Weltspitze einfach Normalität werden." Es sind beängstigende Aussichten für die Konkurrenz. Egal ob in Europa oder in der Bundesliga - die Erfolgskrake FC Bayern dürfte auch 2014 alles daran setzen, alles zu umschlingen, was ihren Weg kreuzt. Weil es aber besser kaum geht, bleibt als Steigerung nun nur: nochmal alles zu gewinnen.

"Das kann man nicht toppen", sagte Rummenigge, der das Niveau des aktuellen Teams im Vergleich zu den Triple-Bayern von Guardiolas Vorgänger Jupp Heynckes "noch ein Stück höher" ansiedelt. Von der Heimat waren die Münchner in Marokko gefühlt und geographisch weit entfernt, aber die Nachrichten vom 17. Liga-Spieltag rundeten die Stimmungslage endgültig ab. Dortmund und Leverkusen vergeigten ihren Jahresabschluss, die Bayern überwintern nun mit sieben Punkten Vorsprung und einer Partie weniger an der Tabellenspitze.

"Wir haben ohne zu spielen einen großen Schritt zur deutschen Meisterschaft gemacht", sagte Toni Kroos. Er selbst habe die Bundesliga am Samstag aber einfach verschlafen. Soweit ist es gekommen: Die Münchner müssen sich ums Gewinnen gar nicht mehr kümmern. Läuft alles im Schlaf.

Bliebe als einzige Herausforderung die schwierige Situation von Uli Hoeneß. Dem stehen beim Prozess im März 2014 weitaus größere Hürden bevor als das Marrakescher Verkehrschaos.

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