FC Bayern nach dem Arsenal-Spiel:"Das Spiel wirft Fragen auf in unserer heilen Welt"

FC Bayern Muenchen v Arsenal FC - UEFA Champions League Round of 16

Thomas Müller: ratlos nach dem Spiel gegen Arsenal.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Spieler wie Thomas Müller und Philipp Lahm sind ratlos, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge wütend. Die harschen Reaktionen nach dem 0:2 gegen Arsenal zeigen, wie groß die Angst ist, dass aus einer perfekten Saison eine wird, in der der FC Bayern weniger Titel gewinnt als erhofft.

Aus dem Stadion von Saskia Aleythe

Ein seltsames Schauspiel war das schon: Hochgradig niedergeschlagen war am Mittwochabend in der Münchner Allianz Arena niemand. Hochgradig erfreut aber auch nicht. Sie waren alle irgendwie wütend und ratlos. Der FC Bayern war gerade ins Viertelfinale der Champions League eingezogen, der FC Arsenal hatte mit dem 2:0 aber knapper als gedacht eine Sensation verpasst.

Das bestimmende Gefühl bei den Spielern war: Ratlosigkeit. Freude über das Weiterkommen ließ sich nicht mal im Gesicht von Thomas Müller erkennen. "Das Spiel wirft Fragen auf in unserer heilen Welt", sagte er, "vier Gegentore in zwei Spielen: So viel haben wir zuletzt vielleicht in sechs Wochen kassiert."

Diese heile Welt, in der der FC Bayern die letzten Monate wandelte, wurde nun also durch das dritte mäßige Spiel in Folge zerrüttet. Ein Zittersieg gegen Hoffenheim Anfang März, das 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf am Wochenende und jetzt diese Niederlage. Gegen einen FC Arsenal ohne Lukas Podolski und Jack Wilshire Außerdem schonte Trainer Arsene Wenger auch noch Stammtorhüter Wojciech Szczesny. Angesichts dieser Untergangstaktik hätte schon die Krabbelgruppe des Bayern-Nachwuchs übers Feld purzeln müssen, um das Viertelfinale noch zu verpassen - hatte man vor dem Spiel gedacht.

Bei den Verantwortlichen dagegen herrschte eher Wut denn Ratlosigkeit: Uli Hoeneß schoss als Mann klarer Worte mit Kritik um sich. "Wir spielen seit drei Wochen schönen Dreck. Wenn wir so wie heute spielen, gewinnen wir gegen keinen", sagte er und appellierte weiter: "Wir müssen froh sein, dass wir das geschafft haben. Wir müssen jetzt aufpassen." Die Niederlage gegen die Engländer bezeichnete der Präsident als "rechtzeitigen Warnschuss".

Die Vorstellung von drei Titeln, die der FC Bayern diese Saison gewinnen könnte, hat man in München sehr lieb gewonnen. Die harschen Reaktionen zeigen nun, wie groß die Angst ist, dass aus einer perfekten Saison eine wird, in der die Münchner dann doch nur einen Titel gewinnen - und international früher scheitern als geplant. Und auch den DFB-Pokal haben sie noch nicht in Händen.

Warnschuss und Appell

Allerdings: Warnschuss und Appell - hatte man das aus dem Lager der Münchner nicht schon am Wochenende vernommen? Philipp Lahm hatte nach dem holprigen Sieg gegen Düsseldorf noch von einem "Zeichen" für das Team gesprochen. Bewirkt hat dieses offensichtlich nichts. Nun liegt die Vermutung nahe, der Schlendrian sei zurück beim FC Bayern.

"Wir wussten alle, dass ein 0:2 zum Weiterkommen reicht. Ich hätte das nie für möglich gehalten, aber vielleicht ist das auch der Fehler", gab Müller nach der Partie zu. Die gute Ausgangslage aus dem Hinspiel hatte sich trotz aller Dementi im Vorfeld in den Köpfen niedergeschlagen. Karl-Heinz Rummenigge sprach enttäuscht von mangelnder Demut im Team. In der Champions League "hängen die Trauben höher", sagte er, "da darf man nicht glauben, dass man von selbst weiterkommt."

Freilich jammern die Bayern auf hohem Niveau, denn Arsenal war vor allem durch zwei eher glückliche Tore der Sieg gelungen. Nach dem schnellen 0:1 durch Olivier Giroud, das David Alaba durch einen Verstolperer verursacht hatte, brach bei den Bayern nicht die nackte Panik aus, sie bestimmten die Partie weiterhin - nur eben nicht mehr nach Belieben, wie man es nach all den bereits aufgestellten Rekorden in dieser Saison gewohnt war.

So kam es in der Tat erschreckend daher, wie harmlos die bajuwarische Offensive werkelte. Vor allem ihre Torgefahr hatte die bisherige Überlegenheit der Bayern dieser Saison ausgemacht. Eine druckvoll nach vorne spielende Mannschaft gab es gegen Arsenal kaum zu sehen - stattdessen nur Einzelakteure, die mit ihren Vorstößen ein ums andere Mal scheiterten.

Der Punkt, der den Rekordmeister am meisten beunruhigen sollte, ist jedoch: Auch wenn die Motivation gegen Arsenal bei vielen nicht unermesslich gewesen ist, Bastian Schweinsteiger und Franck Ribéry fehlten am Mittwochabend schmerzhaft. In dem viel gepriesenen Kollektiv des FC Bayern sind diese zwei Spieler eben doch herausragend: Schweinsteiger, der das Gerüst zusammenhält - und Ribéry, der das Gerüst des Gegners zu sprengen vermag.

Auch Jupp Heynckes war klar, dass Schweinsteiger dem Spiel merklich fehlte, versuchte aber, auf Nachfragen ausweichend zu reagieren - und scheiterte. "Das dürfen wir jetzt nicht anführen, es kann ja sein, dass er wieder mal nicht dabei sein wird", sagte Heynckes. Deutlicher hätte er das Problem gar nicht benennen können.

Die Statistiken zum Spiel

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