FC Bayern München:Aufschwung für das Fußball-Land

Gute Nachricht für Fußball-Deutschland: Ribéry bleibt in München. Das erhöht zwar die Gefahr einer bayerischen Dominanz, aber die Liga darf sich auf weitere Stars freuen.

Johannes Aumüller

Die Bayern haben ihn vermisst. Seine Dribblings, seine Ideen, seine Kreativität. Wer weiß, wie das Champions-League-Finale in Madrid ausgegangen wäre, wenn Franck Ribéry nicht wegen einer Rotsperre hätte zusehen müssen? Wenn sich die Inter-Mannschaft in der Deckungsarbeit nicht auf Arjen Robben hätte konzentrieren können?

Bayern München ist Pokalsieger

Eine Liaison für weitere fünf Jahre: Franck Ribéry und Präsident Uli Hoeneß.

(Foto: dpa)

Die Spekulationen darüber sind müßig. Fest steht aber nun: Es gibt in den nächsten Jahren noch einige Möglichkeiten, dass Franck Ribéry in einem Champions-League-Finale für den FC Bayern aufläuft. Denn was sich in den vergangenen Tagen immer mehr abgezeichnet hatte, bestätigte der Verein am Morgen nach dem 0:2 gegen Inter Mailand. Der Franzose verlängert seinen Vertrag beim deutschen Rekordmeister bis 2015.

Das ist für Fußball-Deutschland eine gute Nachricht, in erster Linie natürlich für den FC Bayern. Noch vor wenigen Monaten schien es nicht um die Frage zu gehen, ob Franck Ribéry wechselt, sondern lediglich um die Frage, wohin Franck Ribéry wechselt. Zu Real Madrid? Zum FC Barcelona? Oder vielleicht doch zum FC Chelsea? Und nun signalisiert der Franzose: Die besten Jahre meines Fußballerlebens werde ich nicht in Spanien oder England verbringen, sondern beim FC Bayern. Nicht nur sportlich, sondern auch im Bemühen ums beste Personal hat der FCB Europas Spitze die Stirn geboten. Das zeigt, welchen Stellenwert dieser Klub mittlerweile genießt.

Es mag sein, dass sich im Laufe der Zeit diese Einschätzung ändern und sich Ribéry doch wieder mehr im Ausland umsehen wird - fürs Erste können die Münchner stolz auf sich sein, dass es ihnen gelungen ist, einen solchen Mann längerfristig zu binden. Denn sie haben sich diese längerfristige Bindung redlich verdient. Sie haben seine permanente Wechselkoketterie überhört, sie haben ihn nicht fallen lassen, als die Sex-Affäre in der französischen Nationalmannschaft hochkochte und sie haben ihn in Person von Trainer van Gaal geschickt in die Mannschaft integriert, obwohl er die Rolle des Überspielers mittlerweile an Arjen Robben abgeben musste. Der familiäre, der sportlich erfolgreiche und der wirtschaftlich potente FC Bayern haben sich gut ergänzt.

Van Gaal dürfte nun ziemlich erleichtert sein. Noch nach dem titelbringenden Sieg gegen Bochum am 33. Spieltag hatte er orakelt, im kommenden Jahr gebe es eine andere Mannschaft. Nun muss er sich um einen seiner wichtigsten Bausteine keine Gedanken mehr machen. Mit den Champions-League-Einnahmen als Finanzpolster könnte es in der Defensive noch zu Transfers kommen (Hoeneß kündigte im SZ-Interview an, einen Außenverteidiger holen zu wollen, die Forderung nach einem neuen Innenverteidiger dürften nach dem Inter-Spiel neue Nahrung bekommen). Die Offensive, zu der ja auch noch Toni Kroos stößt, hingegen steht. Nur falls Klose oder Gomez den Verein verlassen sollten, würde der FC Bayern in diesem Mannschaftsteil noch einmal aktiv werden müssen. Das ist eine gute Basis für ein Fortsetzen der diesjährigen Erfolge.

Doch Ribérys Vertragsverlängerung ist auch für die gesamte Bundesliga gut. Zwar mag die Aussicht auf eine Überdominanz der Münchner manchen Fan erschrecken. Aber erstens verzückt ein Ribéry in Hochform ja nicht nur die Anhänger des FCB, sondern auch die vieler anderer Vereine. Und zweitens ist die Entscheidung des Franzosen Bestandteil einer für die Liga famosen Entwicklung.

Da widersteht im vergangenen Frühjahr Philipp Lahm dem Werben hochkarätiger ausländischer Klubs und verlängert beim FC Bayern. Da kommt im Sommer ein Ausnahmespieler wie Aliaksandr Hleb nach Stuttgart (wenngleich der seine Ausnahmequalitäten nur andeutete), im Herbst ein Ausnahmespieler wie Arjen Robben nach München und im Winter ein Ausnahmespieler wie Ruud van Nistelrooy nach Hamburg - und nun bleibt auch noch Ribéry.

Und weil Qualität in der Regel weitere Qualität anzieht, darf sich Fußball-Deutschland noch auf manchen prominenten Zugang freuen.

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