FC Bayern München:Mini-Krise? War was?

Gegen das Krisen-Geraune liefert der FC Bayern ein 4:1 gegen die PSV Eindhoven. Die leisen Zweifel an seiner Herbstform kann das Team aber nicht ganz beseitigen.

Aus dem Stadion von Benedikt Warmbrunn

Am Ende war es dann ganz einfach. Robert Lewandowski nickte einmal kurz, mehr musste er nicht machen. Dieses kurze Nicken reichte, um die Stimmung wieder aufzuhellen.

Schuss Arjen Robben, Kopfball Lewandowski, so endete also die erste Mini-Krise des FC Bayern unter Trainer Carlo Ancelotti. Es war der Treffer zum 3:1 gegen den PSV Eindhoven, die Entscheidung. Doch er fiel erst in der 59. Minute. Und bis zu dieser 59. Minute war der Auftritt des FC Bayern voller Momente, in denen der Fortbestand der Mini-Krise nicht ausgeschlossen war. Auch nicht, dass sie dann nicht mehr nur eine Mini-Krise sein würde.

Aber dann nickte Lewandowski einmal.

Die Stimmung beim FC Bayern vor dem zweiten Heimspiel in dieser Champions- League-Saison ließ sich gut in Zahlen fassen: 0:1, 1:1, 2:2, das waren die Ergebnisse der vergangenen drei Partien. Kein Sieg in dreieinhalb Wochen - im Kosmos des FC Bayern fast schon eine kleine Krise. Was auch daran zu erkennen war, dass sich alle Beteiligten bemühten, das mit der Krise ganz weit von sich zu weisen. Fehlte, wie von Trainer Ancelotti nach dem 2:2 in Frankfurt kritisiert, die Einstellung? Fehlt Ancelotti der Zugang zu seiner Mannschaft? Es durfte wild spekuliert werden.

Das 4:1 (2:1) am Mittwoch gegen den PSV Eindhoven lieferte genug Stoff, um all das Geraune zu beenden, es stimmte ja zumindest schon wieder das Ergebnis. "Das war die Reaktion, die ich erwartet habe von der Mannschaft", sagte Ancelotti. Und es waren auch einige Ansätze im Spiel des FC Bayern, die nicht zu dem Krisengeraune passen wollten. Doch ganz konnte die Partie die leisen Zweifel an der Herbstform des Teams nicht beseitigen.

Ancelotti hatte vor dem Spiel seine Akteure erstmals in seiner Amtszeit in der Nacht vor der Partie in ein Hotel beordert, ließ sie also nicht zu Hause schlafen. Und auch sonst demonstrierte er, dass er dieses Spiel ernst nahm. In der Startelf verzichtete er auf Experimente, er stellte die elf zurzeit formstärksten Spieler auf; ihm fehlte nur der am Oberschenkel verletzte Franck Ribéry. Auf den offensiven Außenpositionen spielten Thomas Müller und Robben, die oft ins Zentrum rückten, um Platz frei zu machen für nachrückende Spieler. Links nutzte diesen Platz der eifrige David Alaba, rechts Joshua Kimmich. Punkt eins also: Ancelotti weiß schon, wie er einen Zugang zu seiner Mannschaft findet.

Vor allem aber, Punkt zwei: Die Einstellung an diesem Abend stimmte. Zumindest über weite Strecken.

"Wir haben gut gespielt, müssen aber in den nächsten Spielen unser Bestes geben, um gegen Atlético um den ersten Platz zu spielen", fand Trainer Ancelotti. Nach 30 Sekunden kam der Gastgeber erstmals gefährlich in den Strafraum. Alaba flankte, aber Lewandowski konnte den Ball nicht kontrollieren. So ging das munter weiter. Müller spitzelte den Ball am Pfosten vorbei (3.); er verlor, bereits in der Luft schwebend, in guter Kopfballposition die Balance (7.). Robben traf nach einer Kurzpassstafette das Außennetz (9.). Alaba schoss unkoordiniert vorbei (11.). Weitere zwei Minuten später wehrte PSV-Torwart Jeroen Zoet einen Schuss von Lewandowski zur Ecke ab. Die führte Robben schnell und flach aus, am ersten Pfosten schoss Müller einmal, Zeot parierte, Müller schoss zum zweiten Mal, die Führung (13.).

Krise? Welche Krise? Auch in den folgenden Minuten spielte der FC Bayern furios nach vorne, unterstützt von einer zahmen PSV-Defensive, die auch dort Räume öffnete, wo sie sich der Gastgeber überhaupt nicht erhofft hatte. In der 21. Minute fälschte Joshua Brenet eine Flanke von Alaba ab, der Ball flatterte dem Tor entgegen. Am zweiten Pfosten stand Kimmich, er traf mit dem Kopf. In diesem Tempo ging das ein paar Minuten weiter, Robben (25., 31.) und Kimmich (29.) hätten die Führung ausbauen können. Sie scheiterten stets am starken Zoet.

Dann lag der Ball plötzlich im Tor von FCB-Keeper Manuel Neuer, Gastón Pereiro hatte getroffen - allerdings aus einer Abseitsposition heraus (39.). Es hätte eine Warnung sein können. War es aber nicht.

Zwei Minuten später lag der Ball wieder hinter Neuer, nach einem zügigen Konter hatte Luciano Narsingh getroffen, aus keiner Abseitsposition. Alaba kam von seiner zwischenzeitlichen Außenstürmerposition etwas zu langsam zurück.

Es hätte noch mal brenzlig werden können, und die zweite Halbzeit war auch nicht frei von Fehlern im Spiel des FC Bayern; in der 53. Minute zum Beispiel klärte Neuer gegen Pereiro. Aber da war auch weiterhin dieser unbedingte Drang nach vorne. Und eine Idee, wie dieser Drang am besten ausgelebt werden könnte, über außen, in die Mitte. In der 59. Minute dribbelte Robben von rechts in den Strafraum, Zoet wehrte seinen Schuss ab. Aber dann stand da Lewandowski, und er nickte kurz.

Die letzte halbe Stunde, sie wurde nun ganz entspannt, Robben traf noch mit dem Kopf zum Endstand (84.). War was?

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