FC Bayern München:Gekommen, um zu überraschen

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  • Die Zugänge Sebastian Rudy und Niklas Süle nehmen im Kader der Bayern die Rolle der Außenseiter ein.
  • Bei seiner Präsentation in München sagt Rudy: "Man will es den Kritikern schon ein bisschen beweisen und ihnen zeigen, dass sie falsch liegen."
  • Auch Trainer Carlo Ancelotti traut seinen Zugängen einiges zu.

Von Maik Rosner

Die Tür ging auf, herein kamen Sebastian Rudy und Niklas Süle. Vergnügt und voller Neugier kletterten die beiden Zugänge aus Hoffenheim aufs Podium im Pressestüberl des FC Bayern München. Er sammele gerade zahlreiche Eindrücke beim FC Bayern, erzählte Süle später, und festgestellt habe er bereits: "Es ist alles viel größer hier." Vielleicht war es ganz gut, dass Rudy und Süle noch nie beim FC Bayern vorbeigeschaut haben, wenn ein Zugang vorgestellt wird. Denn vermutlich war es zu einem derartigen Anlass noch nie so leer im Presseraum der Münchner wie am Sonntag.

Bundestrainer Löw hat Rudy und Süle bereits vorgemerkt

Mit dem geringen Medieninteresse ist viel darüber erzählt, wie überschaubar die Erwartungen des Publikums an diese beiden Transfers ausfallen. Wenn man Rudy allerdings richtig verstanden hat, scheint er überzeugt zu sein, dass im Mai 2018 ein überraschendes Saisonfazit gezogen wird, zumindest in persönlicher Hinsicht. Gefühlt hat er sein Resümee bereits mit Bleistift vorgeschrieben. Grob zusammengefasst lautet der Inhalt: Erfolg, Bestätigung, bin angekommen. Er sagte: "Ich weiß, dass viel Konkurrenz da ist, aber ich scheue mich vor niemandem." Und die Skepsis des Publikums? "Man will es den Kritikern schon ein bisschen beweisen und ihnen zeigen, dass sie falsch liegen. Man hat natürlich schon Erwartungen, dass man spielt."

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Nun ist es kein Alleinstellungsmerkmal, beim neuen Arbeitgeber überzeugen zu wollen. Im Fall des hauptamtlichen Mittelfeldspielers Rudy (27 Jahre alt, Vertrag bis 2020) und des hauptamtlichen Innenverteidigers Süle (21, 2022) sticht aber hervor, mit wie viel Selbstgewissheit sie dies vortragen. Die beiden Confed-Cup-Gewinner wissen natürlich, dass sie im Kader die Rolle der Außenseiter einnehmen. "Die öffentlichen Erwartungen sind vielleicht nicht so hoch, aber diese Chance will ich nutzen. Ich kann befreit aufspielen", sagte Rudy zuletzt. Am Sonntag ergänzte er: "Ich möchte mich entwickeln und an meine Grenzen kommen." Seine Grenze sieht er offenbar in der Frage, ob es 25 oder eher 30 Ligaspiele werden. Keineswegs darin, ob er häufiger auf der Bank sitzt als auf der Tribüne.

Ablösefrei ist er übergelaufen und muss sich nun der Konkurrenz auf der Doppelsechs durch Corentin Tolisso stellen, mit 41,5 Millionen Euro Ablöse der teuerste Bundesligazugang überhaupt, sowie der Konkurrenz durch Arturo Vidal und Thiago Alcántara. Süle, für etwa 20 Millionen Euro gekommen, hat die Weltmeister Mats Hummels und Jérôme Boateng vor sich, zudem Javier Martínez. "Es gibt nichts Besseres für einen jungen Spieler wie mich, als von den Besten zu lernen", findet Süle hoffnungsfroh.

"Ich bin sicher, dass sie unsere Mannschaft verbessern werden"

Sein Lernziel haben ihm Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Kaderplaner Michael Reschke bereits mit so viel Zutrauen erläutert, dass er es fast als fest verabredet betrachten darf, sein Lernziel auch zu erreichen. "Sie haben mir eine großartige Perspektive aufgezeigt", sagte Süle zuletzt. Vorläufig steht dieser Aussicht allerdings ein bisschen die Einschätzung von Trainer Carlo Ancelotti im Wege, wonach die Innenverteidigung jener Mannschaftsteil sei, der im Kader am besten besetzt ist.

Bei Süle ist es vor allem das Talent, das die Hoffnung nährt, gekommen zu sein, um zu überraschen, spätestens mittelfristig. Beim erfahreneren Rudy ist es der Entwicklungssprung, der ihn schon in dieser Saison fest an eine wichtige Rolle im Ensemble des FC Bayern glauben lässt. Noch immer wird Rudy ein bisschen unterschätzt, obwohl er in der Vorsaison in Hoffenheim und beim Confed Cup den ballsicheren Fixpunkt im defensiven Mittelfeld gab.

"Seine Ruhe und Souveränität am Ball, gerade auf dieser wichtigen Position, das ist klasse. Er tritt nicht immer spektakulär in Aktion, aber er ist für das Team und die Organisation sehr wichtig", lobte Joachim Löw danach, "er macht das Spiel einfach und flüssig." Dass der Bundestrainer ihn und Süle schon einmal mit dem Bleistift vorgemerkt hat für den WM-Kader im kommenden Sommer in Russland, darf angenommen werden. Und Ancelotti sagte am Sonntag sogar: "Ich bin sicher, dass sie unsere Mannschaft verbessern werden."

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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