FC Bayern München:Die Peitsche ist unschuldig

06 07 2017 Fussball 1 Bundesliga 2017 2018 Saisonvorbereitung BCF Wolfratshausen FC Bayern Münc; Giovanni Mauri

"Der Beste der Welt": Carlo Ancelotti (r.) über Fitnesstrainer Giovanni Mauri (l.).

(Foto: Bernd Feil/M.i.S./imago)
  • Nach der Verletzung von Kapitän Manuel Neuer diskutiert man beim FC Bayern, ob jemanden eine Mitschuld trifft.
  • Seinen Fitnesstrainer und langjährigen Wegbegleiter Giovanni Mauri verteidigt Carlo Ancelotti demonstrativ, hält ihn gar für "den besten der Welt".
  • Weil Neuer lange ausfällt, haben die Verantwortlichen den 36-jährigen Tom Starke reaktiviert.

Von Benedikt Warmbrunn

Geboren ist der Fußballtrainer Carlo Ancelotti am 10. Juni 1959, er ist also einen Tag älter als der Schauspieler Hugh Laurie und drei Tage jünger als der amerikanische Vizepräsident Mike Pence, und weil beide, Laurie und Pence, 58 Jahre alt sind, muss Ancelotti also zwingend im Recht sein, wenn er behauptet: "Ich bin nicht gestern geboren."

Dass er schon ein bisschen länger auf dieser manchmal doch sehr eigenartigen Welt ist, darauf hat Ancelotti am Donnerstagmittag ausdrücklich verwiesen, nicht zum ersten Mal in den vergangenen Tagen. Der Trainer des FC Bayern hat ja ein paar Wochen hinter sich, die selbst für ihn als besonders eigenartig gelten müssen. Er hatte, je nach Stimmungslage, in dieser Saison schon alles unter Kontrolle, dann wieder gar nichts, es ging hin und her, manchmal an einem einzigen Abend. Zurzeit, nach drei Siegen in Serie und 10:0 Toren, hat er eher wieder ziemlich viel unter Kontrolle, aber Ancelotti ist lange genug dabei, um zu wissen, dass auch das wieder täuschen könnte. Aber um sich selbst macht sich Ancelotti ohnehin wenig Sorgen, er verliert seine Ruhe niemals, nicht seit dem 10. Juni 1959. Sorgen macht sich Ancelotti um Giovanni Mauri.

Wurde Neuer zu früh eingesetzt?

Mauri, Jahrgang 1956, ist im Sommer 2016 mit Ancelotti zum FC Bayern gekommen, als Fitnesstrainer. Aufgefallen ist er lange Zeit nur als cooler Typ, Filmstar-Sonnenbrille, Stoppuhr um den Hals, gemütliches Bäuchlein. Gekommen ist er übrigens mit dem Spitznamen Die Peitsche; dass die Spieler unter einem ungewöhnlich harten Training leiden würden, ist allerdings nicht bekannt. Der Öffentlichkeit ein bisschen bekannter wurde er, als im August der neue Sportdirektor Hasan Salihamidzic ein Rauchverbot für den Kabinengang ausgesprochen hatte. Betroffen davon: Ancelotti. Und eben auch: Mauri. Der zog daraus seine Konsequenzen, indem er fortan auf dem Rasen rauchte.

Nachdem sich Manuel Neuer am Montag erneut einen Haarriss am Mittelfuß zugezogen hat, wurde beim FC Bayern jedoch ausgiebig diskutiert, ob jemand an der Verletzung Schuld sei, und falls ja: wer. Alle fragen sich ja, ob der Torwart im Frühjahr, als er noch nicht ganz so schwer verletzt war, zu früh eingesetzt wurde; damals fiel er anschließend monatelang aus, so wie nun auch wieder. Als ein möglicher Schuldiger wurde nun gelegentlich genannt: Giovanni Mauri. Ancelotti fragt sich auch, was vielleicht hätte anders laufen sollen; er nennt aber auch einen, der ganz sicher nicht der Schuldige sei: die Peitsche. Dieser werde einbezogen, wenn es darum gehe, ob ein Feldspieler wieder fit sei. Als es darum ging, ob Neuer wieder spielen könne, sei er jedoch "der einzige Mann" gewesen, der "nicht beteiligt" war.

21 Jahre gemeinsam mit Mauri verbracht

"Ich bin im Fußball seit 30 Jahren", sagte Ancelotti am Donnerstag in einer für seine Verhältnisse ungewöhnlichen Schärfe (also nach wie vor: eher mittelscharf), "und meiner bescheidenen Meinung nach ist Giovanni Mauri der beste Fitnesstrainer der Welt."

Von den 41 Jahren, die Ancelotti insgesamt im Profifußball verbracht hat, hat er 21 gemeinsam mit Mauri erlebt. Dieser begleitet ihn seit 1996, als Ancelotti den AC Parma trainierte. Und seitdem ist der Trainer zu dem Fitnesstrainer bedingungslos loyal. Als Ancelotti Real Madrid trainierte, gab es einmal mehrere Verletzungen, die Bosse stellten Ancelotti vor die Wahl: Mauri weg - oder Ancelotti weg. Es blieben dann Ancelotti und Mauri, und der Trainer sagte über den Fitnesstrainer: "Er ist der Beste der Welt."

Arjen Robben wieder im Kader

Mauri wird von der zurzeit gängigen Rotation beim FC Bayern also weiterhin verschont bleiben, aber natürlich war diese auch vor der Partie an diesem Freitag (20.30 Uhr) das große Thema. So kehrt Arjen Robben nach überstandener Grippe in den Kader zurück, dafür fehlt Thiago nach einem Schlag auf die Hüfte. Wer beim 3:0 am Dienstag gegen Schalke nicht gespielt habe, kündigte Ancelotti an, habe gegen Wolfsburg "mehr Möglichkeiten" auf einen Einsatz. Kurz: "Ich will rotieren."

Wieder zum Kader zählt seit Donnerstag auch Tom Starke, der eigentlich seine Karriere im Sommer beendet hatte. Bis zu Neuers Rückkehr wird er nun als dritter Torwart noch einmal aushelfen; erster Ersatzmann ist Christian Früchtl, 17. Für Starke spricht, dass auch er nicht erst gestern geboren ist, sondern am 18. März 1981.

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