FC Bayern:Müller-Wohlfahrt über Guardiola: "Er wusste alles besser"

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Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt war beinahe vier Jahrzehnte lang Teamarzt des FC Bayern - dann verließ er kurzzeitig den Klub. (Foto: AFP)
  • Bayern-Arzt Müller-Wohlfahrt erklärt in einer Buch-Veröffentlichung, wie es zum Zerwürfnis mit dem Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola kam.
  • Er bezeichnte Guardiola als Menschen "mit schwachem Selbstbewusstsein".

Bemerkenswert heftige Vorwürfe hat Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Arzt der deutschen Nationalmannschaft und des FC Bayern, gegen Pep Guardiola geäußert. Müller-Wohlfahrt wirft dem früheren Münchner Trainer in einem vorab von Bild in Auszügen veröffentlichten Buch unter anderem vor, ihn permanent kritisiert, zu einem Befehlsempfänger degradiert und "in meinem Ehrgefühl" verletzt zu haben. Klubchef Karl-Heinz Rummenigge reagierte am Dienstag mit Befremden auf die Veröffentlichungen.

Er bezeichnete sie als "ungewöhnlich und überflüssig". Der 75 Jahre alte Müller-Wohlfahrt ist seit dieser Saison wieder Vereinsarzt des FC Bayern. Im April 2015 war er nach einem Streit in der Kabine im Anschluss an das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League beim FC Porto (1:3) zurückgetreten. Müller-Wohlfahrt greift Guardiola, der 2013 zum FC Bayern gekommen war, auch persönlich heftig an.

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt
:Immer dabei

Im Streit verließ Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt den FC Bayern. Nun ist der Mannschaftsarzt wieder da - mit Jupp Heynckes arbeitete er schon vor langer Zeit zusammen.

Er halte ihn für einen Menschen "mit schwachem Selbstbewusstsein, der alles dafür tut, um andere darüber hinwegzutäuschen". Guardiola, so Müller-Wohlfahrt weiter, "scheint deshalb in ständiger Angst zu leben, nicht so sehr vor Niederlagen, sondern vielmehr vor dem Verlust von Macht und Autorität". Konkret wirft Müller-Wohlfahrt dem angeblich innovativen Guardiola vor, beim FC Bayern "die Uhren zurückgedreht zu haben".

Er sei so weit gegangen, "dass er unser medizinisch durchdachtes, jahrelang bewährtes Vorbereitungsprogramm vor dem eigentlichen Fußballtraining auf den Kopf stellte". Der Trainer sei stets vorwurfsvoll und ungehalten gewesen, wenn es um Verletzte ging, und: "Er wusste alles besser." Unter Guardiola habe sich die Zahl der Muskelverletzungen beim FC Bayern erhöht, berichtete Müller-Wohlfahrt. Er habe den Trainer allerdings "mit dem, wie ich denke und arbeite, schlicht nicht erreichen" können. Guardiola haben sich zum einen "absolut nicht für medizinische Fragen" interessiert, "verlangte aber andererseits von uns, medizinische Wunder zu vollbringen".

Präsident Uli Hoeneß vertrat in Bild die Meinung, wäre er damals nicht "verhindert" gewesen, "hätte ich den Konflikt moderieren können". Guardiola sei ein "stolzer Katalane", und Trainer aus Spanien hätten "ein ganz anderes Verhältnis zur medizinischen Abteilung des Klubs". Und Müller-Wohlfahrt sei ein "stolzer Arzt, der nicht über seine erfolgreichen Behandlungsmethoden diskutieren möchte".

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