FC Bayern: Mark van Bommel:Die befürchtete Verletzung

Kapitän Mark van Bommel fehlt dem FC Bayern München zwei Wochen, der Streit mit dem niederländischen Verband eskaliert. Auch Miroslav Klose und Ivica Olic sind verletzt.

Andreas Burkert

Louis van Gaal hat schon oft betont, dass sich Wörter oder Redewendungen unterscheiden können in ihrer Bedeutung, wenn man sie aus dem Niederländischen ins Deutsche überträgt. Doch selbst der sprachgewandte Trainer des FC Bayern dürfte keine andere Erklärung aufgetrieben haben für jenen Kraftausdruck, der Mittwochfrüh recht unmissverständlich aus seiner Heimat Amsterdam in München eintraf: "Es ist asozial, so etwas über die Medien zu spielen", empörte sich da noch Bert van Oostveen, der CEO des Fußballverbandes KNVB, über die Bayern.

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Er kühlte vergeblich: Mark van Bommel fällt wegen eines "Faszienrisses mit ausgedehntem Bluterguss" für zwei Wochen aus - mindestens.

(Foto: AFP)

Die Münchner hatten Tags zuvor ihre Forderungen publik gemacht, man möge ihren Kapitän Mark van Bommel wegen dessen Knieproblemen bitte schleunigst heimschicken. Das vorerst letzte Wort hatten jedoch abends wieder die Münchner, und Herr Oostveen dürfte es betroffen vernommen haben. Denn van Bommel ist nun tatsächlich verletzt aus Holland heimgekehrt - er wird zwei Wochen ausfallen.

Ernüchternde Diagnose

Nach seiner Rückreise unterzog sich van Bommel der von den Bayern ersehnten Untersuchung bei Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Dessen Diagnose fiel nach vierstündiger Behandlung ernüchternd aus: Der 33-Jährige zog sich im Spiel gegen Schweden (4:1), bei dem er nach eigenen Angaben auf das lädierte Knie gefallen war, "einen Faszienriss mit ausgedehntem Bluterguss" zu - van Bommel benötige deshalb fünf Tage "absolute Ruhe" und fehle "mindestens" im wegweisenden Spiel der sportlich angeschlagenen Bayern am Samstag gegen Hannover und in der Champions League, Dienstag gegen Cluj.

"Leider ist genau das eingetreten, was wir schon vor dem EM-Qualifikationsspiel der Niederlande befürchtet hatten", teilte FC-Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge am Mittwochabend mit. "Es wäre verantwortungsvoll gewesen, wenn Mark schon am Dienstag nach München zurückgekehrt und von unserem Klubarzt diagnostiziert und behandelt worden wäre." Stattdessen sei erneut belegt worden, "dass ein Verband ausschließlich seine eigenen Interessen vertritt und dabei sogar die Gesundheit der Spieler" gefährde. Deshalb werde man den Dachverband Uefa informieren und sich rechtliche Schritte vorbehalten.

Eine Klage hat Rummenigge ja schon wegen des Desasters im Fall des holländischen Dauerpatienten Arjen Robben angedroht; am Dienstag erneuerte er sein Misstrauen in die KNVB-Ärzte. Die Gegenseite verwahrte sich darauf zunächst gegen die Vorwürfe. Bondscoach van Marwijk, Schwiegervater van Bommels, behauptete nach dem Spiel, es sei "nichts kaputt in Marks Knie, es handelt sich um eine kleine Schleimbeutelentzündung, die hat er schon seit Wochen".

Münchner Personalprobleme

Oostveen sagte, ein unabhängiger Arzt sowie van Bommel selbst hätten dem Einsatz zugestimmt, zudem seien Dokumente der Untersuchung nach München geschickt worden. Van Bommel, beim Stand von 4:0 ausgewechselt (72.), hatte nach der Partie erklärt, er sei auf das Knie gefallen: "Aber es ist nichts Ernstes. Ich bin sicher, dass ich am Samstag spielen kann."

Kleine Brötchen

Dieser Irrtum dürfte auch Klubpräsident Uli Hoeneß zusätzlich verärgert haben, als er sich in die Debatte einschaltete. Neben einem galligen Gruß ins Nachbarland ("Eigentlich hätte ich erwartet, dass man aus holländischer Sicht, nach dem unvorstellbaren Vorgang Robben, ganz kleine Brötchen backt und mal die Klappe hält") äußerte er im BR-Radio eine Spitze gegen den eigenen Angestellten. "Auch Mark van Bommel muss sich allmählich die Frage gefallen lassen, wo sein Arbeitgeber ist", sagte Hoeneß, "wenn er schon seit Wochen Knieprobleme hat, dann hätte man auch solche Länderspiele mal ausfallen lassen können." Rummenigge dagegen hatte den Kapitän, der seit einem Monat über Beschwerden klagt, von der Kritik ausgenommen.

Fakt ist nun, dass sich die Münchner Personallage zuspitzt: Miroslav Klose, im deutschen Punktspiel in Kasachstan wegen eines Muskelfaserrisses ausgetauscht, fällt ebenfalls aus - wie van Bommel womöglich sogar einschließlich des übernächsten Ligaspiels am 22. Oktober beim HSV. Zumindest für Hannover ist der Einsatz von Ivica Olic fraglich, der Kroate zog sich beim Nationalteam einen Nasenbeinbruch zu und wurde am Dienstag operiert; am Freitag soll sich klären, ob er gegen Hannover mit Schutzmaske auflaufen kann.

Der gleiche Zeitplan gilt für Bastian Schweinsteiger (Kapsel), der aber erneut trainieren konnte. Keine Meldung machten die Bayern zu Abwehrchef Daniel van Buyten, der sich kurz vor dem Spiel der Belgier gegen Österreich verletzt abgemeldet hatte. Trainiert hat er Mittwochabend nicht.

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