FC Bayern: Louis van Gaal:Grüße an Calli und Ribéry

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Reiner Calmund nennt Bayern-Trainer Louis van Gaal ein "Ekelpaket". Der Niederländer reagiert verschnupft - und klärt ganz nebenbei die Hierarchie zwischen sich und dem unzufriedenen Franzosen Franck Ribéry.

Louis van Gaal ist ein leidenschaftlicher Wortschöpfer, das beginnt schon bei der Berufsbezeichnung: Er nennt sich "Trainer-Coach", der ungewöhnliche Doppelbegriff soll - frei übersetzt - ausdrücken, dass sein Job aus fachlichen und sozialen Führungsaufgaben bestehe.

"Ich bin der Trainer, er ist der Spieler. Was glauben Sie, wie ist da die Reihenfolge?" - Bayern-Coach Louis van Gaal ist ganz zufrieden mit sich selbst." (Foto: dapd)

Van Gaals Fußballsprache beinhaltet noch viele weitere hübsche Wortkreationen: Vom Wisselpass (niederländisch für Seitenwechsel) über "Positionsspiele" - bis hin zum "Zirkelpressing", wie van Gaal es nennt, wenn eine Mannschaft tief stehend verteidigt; eben so, wie es die meisten Gegner des FC Bayern tun, mutmaßlich auch der FC St. Pauli an diesem Samstag in München. Zuweilen jedoch ist es der eifrig Deutsch paukende Trainer selbst, der noch Vokabeln für Fortgeschrittene dazulernt.

Am Freitag zum Beispiel sah van Gaal in der Zeitung ein Bild von sich, daneben stand in großen Buchstaben: "Ekelpaket!"

Reiner Calmund, der frühere Leverkusener Manager, hatte van Gaal bei einer Talkrunde den Kosenamen verpasst. Der Holländer hat den Affront am Freitag beantwortet: Es sei "enttäuschend, wenn ein erwachsener Mensch so etwas sagt" - zumal "der gute Mann", Calmund, ihn ja kaum kenne. Den Menschen van Gaal im Kern zu erfassen, ist allerdings nicht einfach, sogar dann, wenn man ihm täglich bei der Arbeit begegnet.

Franck Ribéry hat bis heute seine Mühe damit. Soeben beklagte der Mittelfeldspieler der Bayern, der am Mittwoch zwei Tore in der Champions League gegen Basel schoss (3:0), erneut, der "Trainer-Coach" van Gaal sei seiner Empfindung nach etwas zu sehr Fachmann und zu wenig Pädagoge. Mehr menschliche Wärme wünschte sich der Franzose, der zudem den freigeistigen, anarchischen Fußball liebt und keine verschulten Positionsspiele. "Mehr Freiheiten" brauche er auf dem Platz, monierte Ribéry - so wie früher unter den Trainern Hitzfeld und Klinsmann.

Van Gaal ließ sich auch bei diesem Reizthema nicht weit aus der Reserve locken: "Jeder Spieler will Freiheiten, aber es ist ein Mannschaftssport", teilte er Ribéry am Freitag ebenfalls auf dem öffentlichen Wege mit: "Ich bin zufrieden mit seiner Arbeit. Aber ich bin der Trainer, er ist der Spieler - was glauben Sie, wie ist da die Reihenfolge?"

Weniger leicht zu beantworten ist die Frage, wer gegen St. Pauli für die Bayern angreifen soll. Mario Gomez, der einzige gesunde Mittelstürmer und Serientorschütze dieses Herbstes, fällt im 50. Bundesligaspiel des Trainers mit Grippe aus: "Das wiegt schwer", hadert van Gaal. Miroslav Klose ist zwar nach seinem Faserriss erstmals wieder im Kader, doch lange verletzte Spieler von null auf hundert zu bringen, ist eigentlich nicht van Gaals Stil. Vermutlich rückt deshalb Thomas Müller von rechts ins Sturmzentrum .

Das Münchner Tor hütet wieder Jörg Butt. Der gegen Basel erfolgreiche erprobte Thomas Kraft wurde später in einem Interview so zitiert, dass er den FCBayern verlassen werde, falls Nationaltorwart Manuel Neuer aus Schalke komme. Van Gaal hat sich mit seiner begabten Nummer zwei natürlich unterhalten deswegen: "Er hat mir gesagt, dass er das so nicht gesagt habe", stellte van Gaal in Krafts Namen klar. Er kenne das ja: "Das passiert mir leider auch oft."

© SZ vom 11.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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