FC Bayern in der Einzelkritik:Wenn Sandkastenkindern der Bagger geklaut wird

Manuel Neuer wird von einer Verkettung turbulenter Umstände gerettet, Arjen Robben schimpft wie ein Sandkastenkind, dem das Spielzeug geklaut wurde und David Alaba zeigt so viel Dynamik, dass Louis van Gaal stolz einen Rotwein entkorken kann. Die Bayern beim 2:1 gegen Hannover in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

FC Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

Manuel Neuer wird von einer Verkettung turbulenter Umstände gerettet, Arjen Robben schimpft wie ein Sandkastenkind, dem das Spielzeug geklaut wurde und David Alaba zeigt so viel Dynamik, dass Louis van Gaal stolz einen Rotwein entkorken kann. Die Bayern beim 2:1 gegen Hannover in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Fröttmanning

Manuel Neuer: Seit Mittwoch ein bayerischer Elfmeterheld. Danach offenbarte Präsident Uli Hoeneß, dass der Klub in der Causa Neuer weiterhin Probleme verspüre in der Südkurve. Bei der Mannschaftsvorstellung spürte davon niemand was, Neuer wurde lautstark begrüßt wie eh und je. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Münchner den Ex-Schalker noch gebrauchen könnten in diesem Meisterschaftskampf gegen Dortmund. Beinahe hätten Neuer alle Gladbacher Elfmeter nichts mehr geholfen, als er den Ball an Mame Diouf vertändelte und nur eine Verkettung turbulenter Umstände ein 0:1 verhinderte. Hatte danach wenig zu tun, beim 1:2 etwas unentschlossen. Dafür rettete er nach 86 Minuten gegen Jérôme Boateng meisterhaft, als dieser eine Flanke wuchtig Richtung kurzes Eck lenkte.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

FC Bayern Muenchen v Hannover 96  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Philipp Lahm: Ist es nun so, dass Philipp Lahm immer dann aufdreht, wenn es richtig um was geht? Ist er vielleicht doch ein besserer Rechts- als Linksverteidiger? Will der Kapitän nach der Januar-Februar-Krise nun vorangehen? Was immer es ist, Philipp Lahm spielt seit zwei Wochen wie ausgewechselt. Der Quer- und Rückpasskönig ist passé, plötzlich marschiert er die rechte Seite entlang und war in der ersten Halbzeit wirkungsvoller als Arjen Robben. Verlor vor dem 1:2 das Kopfballduell gegen Mame Diouf, was ihm wegen des Größenunterschieds aber nicht zur Last gelegt werden kann.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

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Quelle: AFP

Jérôme Boateng: Hatte es häufig mit der neuen Stürmer-Attraktion in Hannover, Mame Diouf, zu tun. Regelte die Angelegenheit gegen den Wintereinkauf von Manchester United sehr gut, aber mit Zweikämpfen hatte Jérôme Boateng noch nie Probleme. Viel zu schnell, viel zu stark ist der Bayern-Verteidiger. Verlor vor dem 1:2 Didier Ya Konan am Fünfmeterraum hingegen völlig  aus den Augen, was an seine Probleme im Stellungsspiel erinnerte. War dann so verwirrt, dass er fünf Minuten vor Schluss den Ball wuchtig mit dem Knie Richtung eigenes Tor lenkte (siehe Neuer).

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FC Bayern in der Einzelkritik:Holger Badstuber

FC Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

Holger Badstuber: Gerd Müller sagte einmal, die härtesten Zweikämpfe musste er im Training führen, gegen Katsche Schwarzenbeck. Warum? Der habe harte Knochen gehabt, jeder Zweikampf geschmerzt. Nun: Irgendwann werden die Stürmer vielleicht das gleiche über Holger Badstuber berichten. Manche Zweikämpfe des Allgäuers schmerzen noch auf der Tribüne beim Zusehen, dazu zeigte er, dass er zu einem außergewöhnlichen Stellungsspiel fähig ist.

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FC Bayern in der Einzelkritik:David Alaba

FC Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

David Alaba: Beim FC Bayern werden es einige nicht gerne hören: Louis van Gaal kann stolz einen Rotwein entkorken und zu seiner Frau Truus sagen: Ich hab's zuerst gewusst! David Alaba spielt seit zwei Wochen Linksverteidiger, wo ihn damals auch van Gaal aufgestellt hatte, und Alaba füllt die Position mit einer Dynamik und Eleganz aus, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Als die Hannoveraner nach dem 2:0 allerdings mehr Risiko gingen, kamen sie immer wieder über Alabas Seite, so vor dem 1:2 und vor der Riesenchance von Mame Diouf zum Ausgleich. Unter Druck offenbar  nicht sicher im Stellungsspiel.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Luiz Gustavo

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Quelle: AFP

Luiz Gustavo: Entwickelt sich zunehmend zum Chef im Münchner Mittelfeld, zumindest wenn Einsatzminuten ein Kriterium für Cheftum sind: Schweinsteiger verletzt, Kroos und Müller rotieren, Alaba verteidigt jetzt links, Timoschtschuk sitzt auf der Bank - Luiz Gustavo dagegen ist zuletzt immer dabei. Der Brasilianer gibt die Sicherheitsfirma im Mittelfeld hinter all den Künstlern und Offensivwirblern. Er füllt diese Aufgabe derzeit vorbildlich aus.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Danijel Pranjic

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Quelle: AFP

Danijel Pranjic: Sein dritter Einsatz von Beginn an in dieser Saison: Zuvor beim Champions-League-Freundschaftsspiel bei Manchester City, als es für die Bayern um nichts mehr ging und im Pokal-Kick gegen den damaligen Letzten der zweiten Liga, FC Ingolstadt. Was das über Hannover 96 aussagt? Führte sich mit einem gestreckten Fuß und gelber Karte nach vier Minuten ein, wuselte danach wie sein kroatischer Kollege Olic (siehe Olic) und bemühte sich nach Kräften. Fiel das nächste Mal auf, als er nach 56 Minuten den Platz verließ.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

FC Bayern Muenchen v Hannover 96  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Arjen Robben: Ob es am Regen lag? Kann nicht sein, Holländer müssen Regen gewohnt sein. Ob es am Schiedsrichter lag? Nach Robbens Meinung wohl ja, zweimal pfiff Guido Winkmann nicht, obwohl Arjen Robben doch so hilflos in den nassen Rasen sank, woraufhin der nasse Robben schimpfte und mit den Armen ruderte wie ein Sandkastenkind, dem der Bagger geklaut wurde. Hatte eine unheimlich schwache erste Halbzeit, was auch am unheimlich starken Gegenspieler Christian Pander lag, der ihm mehr Bälle abnahm als alle Sandkasten-Piraten Hollands jemals Bagger geklaut haben. Leitete das 1:0 dann aber klug ein, in dem er Ribérys Hereingabe zu Kross weiterleitete.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

FC Bayern Muenchen v Hannover 96  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Toni Kroos: Ob er einen Sonderauftrag von Sportdirektor Christian Nerlinger mitbekommen hatte? Immerhin sollte er als Spieler im offensiven Zentral-Mittelfeld auf "Herrn Pinto" treffen, dem Nerlinger in München einen "warmherzigen Empfang" bieten wollte. Nun, Toni Kroos ist ein wohl erzogener junger Mann, und so hat er Herrn Pinto vermutlich tatsächlich herzlich begrüßt in der schönen Stadt im Süden. Toni Kroos hat aber auch einen feinen Fuß und mit dem schickte er den Ball nach 36 Minuten gefühlvoll über Torwart Zieler hinweg zum 1:0 ins Netz. Da dürfte auch Herrn Pinto etwas kalt ums Herz geworden sein. Leitete dann auch das 2:0 ein, musste dann aus unbekannten Gründen den Platz verlassen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

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Quelle: AFP

Franck Ribéry: Le Chef! So fühlt sich der Franzose jedenfalls, wenn man ihn bisweilen beobachtet. Als Luiz Gustavos erster Pass misslang, blickte Ribéry düster in Richtung des Brasilianers als wolle er ihm beim nächsten Fehlpass den Vereinsausweis abnehmen. Hatte mit Steven Cherundolo einen der unangenehmsten Rechtsverteidiger der Liga gegen sich, bekam auch gleich dessen Ellbogen auf die Nase (9.) und anschließend ein paar Mal Probleme in den Dribblings. Doch der Weg zum 1:0 führte dennoch wieder über Le Chef, wie zumeist in den vergangenen Wochen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Ivica Olic

Ivica Olic,Sergio Pinto

Quelle: AP

Ivica Olic: Dritter Einsatz von Beginn an in dieser Saison: Nach dem Champions-League-Freundschaftsspiel in Manchester und dem Pokal beim Zweitligisten Bochum. Was das über Hannover 96 aussagt? Lief nach vier Minuten allein aufs Tor zu und schoss schwach. Wuselte danach wie sein kroatischer Kollege Pranjic (Siehe Pranjic) und bemühte sich nach Kräften. Und an Kräften fehlt es Olic bekanntlich nicht. Allerdings diesmal an Ruhe und Orientierung. Nahm einmal dem durchstartenden Ribéry den Ball ab, ein zweites Mal stolperte er allein vor dem leeren Tor.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Anatolij Timoschtschuk

Borussia Moenchengladbach v FC Bayern Muenchen  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Anatolij Timoschtschuk: Kam nach 56 Minuten - und grätschte. Hat ja die bei modernen Fußballlehrern sehr ungeliebte Angewohnheit, häufiger als nötig über den Rasen zu rutschen im Zweikampf.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Gomez

Mario Gomez

Quelle: AP

Mario Gomez: Sollte geschont werden, vermutlich für Olympique Marseille. Schonte sich aber in Wahrheit für Hannover 96, denn als er nach einer Stunde eingewechselt wurde, kam ein derart frischer, wirkungsvoller Gomez auf den Platz wie das überhaupt noch nie zu sehen war. Erste Aktion: Schießt gegen den Pfosten, von Torwart Zielers Rücken trudelt der Ball parallel zur Linie entlang. Zweite Aktion: Versetzt Christian Pander und schießt den Ball überlegt mit links ins lange Ecke zum 2:0. Dritte Aktion: Bekommt den Ball auf Linksaußen (!), dribbelt wie Ribéry einen Gegenspieler aus, passt wie Ribéry nach innen, wo allerdings Mario Gomez fehlte.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

Munich's Mueller is tackeled by Steven Cherundolo of Hanover 96 during their German Bundesliga first division soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Thomas Müller: Kam für Toni Kroos und wirkte wie Gomez so dermaßen erholt, dass er gleich alleine regeln wollte. Umkurvte kurz vor Schluss alle Hannoveraner und Torwart Zieler, blieb aber am zurückeilenden Cherundolo hängen. Sollte jemals jemand den Bagger von Arjen Robben klauen, Thomas Müller kommt und holt ihn zurück, so viel ist sicher.

© SZ.de/hum/cop
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