FC Bayern in der Einzelkritik:Viel mehr als Pausenclowns

Frank Ribéry funktioniert wie eine Kreissäge, Arjen Robben überzeugt durch Engagement und Mario Gomez trifft auch aus der Versenkung heraus. Bei seinem Jubiläum blickt Jupp Heynckes trotzdem missmutig drein. Der FC Bayern beim 6:1 gegen Werder Bremen in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jürgen Schmieder

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jupp Heynckes

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Frank Ribéry funktioniert wie eine Kreissäge, Arjen Robben überzeugt durch Engagement und Mario Gomez trifft auch aus der Versenkung heraus. Bei seinem Jubiläum blickt Jupp Heynckes trotzdem missmutig drein. Der FC Bayern beim 6:1 gegen Werder Bremen in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jürgen Schmieder

Jupp Heynckes: Absolvierte seine 1000. Partie in der Bundesliga und wählte eine Startelf, die man positiv mit "Rotation" umschreiben könnte - aber durchaus auch als "einen am Boden liegenden Gegner verhöhnen" bezeichnen könnte. Wurde von Karl-Heinz Rummenigge geehrt und vom Stadionsprecher mit den Worten begrüßt: "Wir sehen uns dann in ein paar Wochen auf dem Rathausbalkon." Blickte bei diesem Satz recht missmutig drein. Regte sich dann immer wieder aufgrund einiger defensiver Unkonzentriertheiten seiner Elf auf. Blickte mitunter mitleidig zu Bremens Trainer Thomas Schaaf - und trotz intensiver Recherche war nicht festzustellen, ob es wegen des Ergebnisses war oder weil Schaaf erst zum 731. Mal an einem Bundesliga-Spiel teilnahm.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Arsenal v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Round of 16

Quelle: Bongarts/Getty Images

Manuel Neuer: Bremens Stürmer Nils Petersen hatte angekündigt, dass es an der Zeit sei, dass "Bayern auch mal ein Tor kassiert". Musste sich in der ersten halben Stunde bereits zwei Mal zu Boden werfen - das war mehr als in den fünf Bundesliga-Partien zuvor insgesamt. Dazu war Neuer immer wieder bei Standards als Flankenfänger und nicht ungefährlichen Steilpässen als Ersatzlibero gefordert. Durfte diese Partie deshalb tatsächlich als Warmschießen für Dortmund betrachten. Ärgerte sich deshalb umso mehr über den Gegentreffer, bei dem er von seinen Vorderleuten im Stich gelassen wurde. 

(Archivbild)

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

FC Bayern München - SV Werder Bremen

Quelle: dpa

Philipp Lahm: Wird am Mittwoch wohl gegen Marco Reus verteidigen müssen. Verteidigte diesmal gegen: Aaron Hunt. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er auch diese Aufgabe so ernst nahm, als würde er mit einer guten Leistung einen Sack Reis in der chinesischen Stadt Chengdu am Umfallen hindern. Findet die wenigen Gegentore bislang offensichtlich so toll, dass er seine Kollegen immer wieder ermahnte, dass die Gegentorlosigkeit auch gegen Werder Bremen eine prima Sache wäre. Ärgerte sich deshalb lautstark und gestenreich über das Tor von de Bruyne.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Dante

Bayern Munich's Ribery and Dante celebrate goal during German Bundesliga first division soccer match against Werder Bremen in Munich

Quelle: REUTERS

Dante: Probierte nach einer Viertelstunde einen Holger-Badstuber-Diagonalpass, der allerdings so präzise war wie der Versuch eines Volltrunkenen, mit drei Dartpfeilen gleichzeitig auf eine Scheibe zu werfen. War ansonsten bemüht, seine Kollegen daran zu erinnern, hin und wieder mal an die Defensive zu denken. Als er bemerkte, dass dies nicht viel hilft, lief er auch mit nach vorne, um vielleicht noch ein Tor zu erzielen. Das gelang ihm nicht. Probierte deshalb in der 74. Minute einen Steilpass - mit einem ähnlichen Resultat wie bei seinem Diagonalversuch.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

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Quelle: AFP

Jérôme Boateng: Kollege Daniel Van Buyten erklärte im Stadionmagazin, dass er an Deutschland folgendes schätzen würde: "Wenn es hier schneit, dann habe ich den Eindruck, dass die Räumfahrzeuge schon unterwegs sind, bevor die ersten Flocken auf dem Boden landen." Dieses Talent, bereits an einem Ort zu sein, bevor Gefahr droht, zeichnet gemeinhin auch einen Innenverteidiger aus. Im Luftzweikampf sicher wie üblich, allerdings häufig mit Problemen, Situationen einzuschätzen oder gar vorherzusehen. Sagen wir es so: Ein deutscher Räumfahrzeugfahrer wird aus Boateng nicht mehr.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Diego Contento

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Diego Contento: Hatte bislang in dieser Saison exakt 16 Minuten gespielt. Ohne ihm nahetreten zu wollen: Sein Einsatz von Beginn an war der Beleg dafür, dass der FC Bayern dieser Partie eine Bedeutung zumaß, als würde sich ein Sack Reis in der chinesischen Stadt Chengdu zur Seite neigen. Nahm seine defensive Aufgabe nicht ganz so ernst wie Kollege Lahm, lief immer wieder nach vorne, anstatt hinten zu verteidigen - was zu schönen Kombinationen mit Shaqiri und Ribéry führte. Verfügt allerdings nicht über die Lobby von David Alaba und wird sich deshalb wohl gedulden müssen, bis er wieder mal mehr als 16 Minuten spielen darf.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Javi Martínez

FC Bayern München - SV Werder Bremen

Quelle: dpa

Javi Martínez: Agiert nach allgemeinem Dafürhalten immer stärker und ist der Hauptgrund dafür, dass der FC Bayern nur aufgrund einer Zögerlichkeit von Manuel Neuer überhaupt ein Gegentor nach der Winterpause hat hinnehmen müssen. Bei ihm gilt Unauffälligkeit zumeist als Qualitätsmerkmal - in Abwesenheit von Schweinsteiger indes offensiv präsenter und bisweilen auch als Platzanweiser für die Kollegen um ihn herum tätig. Bewies dann beim 2:0 seine Qualitäten als Luftspieler, wobei er eher von Dante als von einem Bremer Spieler gedeckt wurde. Durfte nach 52 Minuten vom Feld, um sich auf Dortmund vorzubereiten. Danach fiel der Gegentreffer.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Luiz Gustavo

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Luiz Gustavo: Durfte den Füllspieler für Bastian Schweinsteiger geben - der nicht mal auf der Bank saß (noch ein Zeichen für die Sack-Reis-in-Chengdu-Theorie). Ließ sich bereitwillig von Martínez dirigieren und versuchte, keinen Fehlpass zu spielen, keinen Ball zu verlieren und keinen Gegenspieler davoneilen zu lassen. All das gelang ihm nur fast. Versuchte dann, sich nicht zu verletzen. Das gelang ihm perfekt.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

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Quelle: AFP

Arjen Robben: Bewertete seinen Einsatz von Beginn als Zuckerl - und durchaus auch als Herausforderung, sich für die kommenden Partien einzuspielen. Ist laut Trainer Heynckes "körperlich gut drauf". Wusste nicht, ob er diese Aussage doch als versteckten Affront bewerten sollte, weil sie ja latent implizierte, dass er mental nicht gut drauf sei. War derart engagiert, als wolle er sämtliche Säcke Reis von Chengdu nach Peking tragen. War bei seinem Tor zum 1:0 nicht nur Willens, den Ball über die Linie zu drücken - hätte notfalls auch die ebenfalls bereiten Ribéry und Martínez mit über die Linie gedrückt. Schlug die Flanke zum 2:0. Danach weiter auffällig, aber ohne Glück im Abschluss.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Xherdan Shaqiri

FC Bayern München - SV Werder Bremen

Quelle: dpa

Xherdan Shaqiri: Wäre wohl auch dann ehrgeizig, wenn er nicht Fußball spielen, sondern Säcke schleppen oder als Pausenclown auftreten müsste. An vielen Aktionen beteiligt - hatte indes das Problem, dass sich an diesem Tag auch einige andere Offensivspieler präsentieren wollten. Hatte bisweilen Schwierigkeiten damit, den richtigen Moment für das Abspiel oder den Torschuss zu identifizieren. Dürfte angesichts der Konkurrenz Schwierigkeiten haben, viel Spielzeit zu bekommen und das Timing im Ernstfall üben zu dürfen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

FC Bayern München - SV Werder Bremen

Quelle: dpa

Franck Ribéry: Brauchte keine Pause, weil er ohnehin eher funktioniert wie eine Kreissäge - die stellt man ja auch nicht in die Ecke, wenn sie gerade ganz wunderbar läuft und Bäume fällt. Um bei der Metapher zu bleiben: Rotierte eher im Sparmodus, was natürlich auch daran lag, dass sich an diesem Tag auch einige andere Offensivspieler präsentieren wollten. Achtete deshalb erst einmal darauf, sich nicht zu verletzen. Bereitete aber immerhin das 4:0 vor und schoss das 5:1, um auch in der Statistik Erwähnung zu finden.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Gomez

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Quelle: AFP

Mario Gomez: Wusste nicht so genau, ob er seinen Einsatz gegen Bremen als Zuckerl oder als Affront bewerten sollte - ob er sich also empfehlen durfte oder nur als Pausenclown für Mandzukic diente. Wäre in den ersten 42 Minuten nur dann aufgefallen, wenn ihm jemand Zimbeln um die Handgelenke geschnallt und einen lustigen Hut aufgesetzt hätte. Provozierte dann den Feldverweis von Prödl. Bekam in der Halbzeit weder Zimbeln noch Hut, sondern wohl Ehrgeiz überreicht. Bereitete sogleich das 3:0 vor. Schoss drei Minuten später das 4:0. Ging dann wieder in den Unsichtbarkeitsmodus über. Tauchte dann wieder auf und erzielte das 6:1.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Einwechselspieler: Anatoliy Tymoshchuk und Claudio Pizarro

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Quelle: AFP

Anatoliy TymoshchukKam nach 52 Minuten für Javi Martínez und spielte so, wie es Gustavo gerne getan hätte: ohne Fehlpass, ohne Ballverlust, ohne Niederlage im Zweikampf. Zeigte sich auch offensiv mit einigen schönen Spieleröffnungen.

Caludio Pizarro: Durfte in der 72. Spielminute aufs Feld. Tätschelte erst einmal die Köpfe einiger alter Kollegen. Lächelte dann bei den "Pizarro"-Rufen - die nicht vom Münchner Publikum kamen, sondern von den Bremer Fans.

© SZ.de/ska
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