FC Bayern in der Einzelkritik:Vidals Eisenschädel verhindert den Einschlag

Damit gleicht er zwei Katastrophenpässe aus. Hummels hält wichtige Informationen zurück und Costa hatte drei Kaffee zu viel. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Beschwerte sich vor Kurzem im Vereinsmagazin, dass fremde Menschen bei ihm zu Hause am Tegernsee einfach klingeln. Daraus kann man schließen, dass er a) unerwarteten Besuch nicht mag und b) offenbar seinen richtigen Namen am Klingelschild hat. Bekam gegen Wolfsburg in der 83. Minute von Maximilian Arnold und in der 85. Minute von Daniel Didavi unerwarteten Besuch und parierte die Schüsse. Hatte sonst Zeit, sich eine Alternative zu seinem Klingelschild auszudenken. Möglichkeiten wären "Kahn", "Älter", "Buer" oder "Vielleicht wohnt hier gar nicht Manuel Neuer."

Philipp Lahm

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(Foto: AFP)

Kurz vorm Spiel verkündete die SportBild: Philipp Lahm hört im Sommer auf und wird auch nicht Sportdirektor beim FC Bayern. Er spielte dann auch gleich so, als wolle er auf der Zielgerade seiner Karriere nochmal in den Vollsprint wechseln: Kombinierte fein mit Arjen Robben, sprintete als Außenverteidiger in die Lücken der Wolfsburger Abwehr, legte zwei Torchancen auf und köpfte den Ball mehrfach aus der Abwehr. War Antreiber und vielleicht sogar der beste Mann auf dem Platz. Spielte also wie Philipp Lahm. Wird noch maximal 25 Spiele für Bayern machen und wenn er so weiterspielt, wird es die beste Abschiedstournee seit den Rolling Stones. Bei Lahm wird es aber (vermutlich) bei einer bleiben.

Javi Martinez

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Verlud in der ersten Halbzeit an der Außenlinie zwei Wolfsburger mit einer halben Körperdrehung und brachte so das Stadion zu einem langgezogenen "Oooooooooohhhhhhh", als hätte er gerade Kettensägen jonglierend ein Rad geschlagen. Sonst ja eher nicht der Zirkusfußballer und wahrscheinlich einer der wenigen Bayern-Spieler, die ziemlich glücklich mit dieser Saison sind. Denn: Er ist nicht mehr verletzt. Riskierte in diesem Spiel auch keine Blessur, dafür war Wolfsburg zu harmlos.

Mats Hummels

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(Foto: dpa)

"Ich weiß natürlich, warum wir die Balance teilweise nicht haben", sagte Hummels nach dem Spiel gegen Schalke und meinte dann: "Das werde ich aber nicht öffentlich sagen." Einige Informationen könnten die Bayern-Fans offenbar verunsichern. Sorgte gegen Wolfsburg selbst für Balance in der Abwehr - was aber auch nicht so schwer war. Grätschte einmal an einem Steilpass vorbei, um sich dann den Ball mit einer weiteren Grätsche zurückzuholen. Das war schon die kritischste Situation. Vergab kurz vor der Pause vielleicht die größte Kopfballchance seiner Karriere, als er die Kugel frei meterweit am Tor vorbeilegte.

David Alaba

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Irgendetwas ist mit David Alaba passiert. Nicht, dass er schlecht spielen würde, schon gar nicht gegen dieses ungefährliche Wolfsburg. Nein, er spielt: normal. Wo er unter Pep Guardiola quasi der jüngere Doppelgänger von Philipp Lahm auf der anderen Abwehrseite war, unterlaufen ihm mittlerweile Pass- und Stellungsfehler, in manche Zweikämpfe geht er mit der Körperspannung einer Hängematte. Er schießt keine gravierenden Böcke, aber der Alaba, der auf der linken Seite die Bälle gewinnt, den Angriff durch einen Pass in die Mitte vorbereitet, und dann mit einem präzisen Querpass vollendet: Der ist er auch nicht mehr.

Xabi Alonso

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(Foto: AFP)

Macht auf dem Feld immer noch mehr Schulterblicke als ein nervöser Fahrschüler. Sagt dabei auch immer noch die Spielzüge an wie ein überkorrekter Fahrlehrer. Ist also immer noch der Chef, aber nicht mehr der erste Arbeiter. Setzte in der ersten Halbzeit in einer Szene so spät zu einer Grätsche an, dass man ihm danach aufhelfen wollte. Servierte kurze Zeit später einen Freistoß aber so akkurat auf den Kopf von Mats Hummels, dass man applaudieren wollte. Überspielte in der 58. Minute lässig mit einem einzigen Pass die ganze Wolfsburger Mannschaft, hatte aber Pech, dass Robert Lewandowski eine Viertelsekunde zu früh gestartet war. Kann nicht mehr alles, aber vieles noch sehr gut.

Arturo Vidal

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Gewann gegen Schalke weniger Zweikämpfe als ... Xabi Alonso. Lief gegen Schalke auch weniger Kilometer als ... Xabi Alonso. Wenn die chilenische Lokomotive in den zwei Kategorien hinter dem Senior der Gruppe liegt, scheint nicht alles in Ordnung zu sein. Scheint aber Qualitäten zu besitzen, da Carlo Ancelotti ihn konsequent Joshua Kimmich vorzieht. Hatte gegen Wolfsburg den Vorteil, dass er weder viele Zweikämpfe führen, noch wahnsinnig viele Meter laufen musste. Spielte dafür zwei spektakuläre Fehlpässe in der ersten Halbzeit und machte die spätestens in der Schlussphase wieder wett, als er einen Knaller von Daniel Didavi per Flugkopfball mit seinem Eisenschädel klärte.

Arjen Robben

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(Foto: AFP)

Man assoziiert Arjen Robben mit viele Dingen - aber nicht unbedingt mit einer Fluggrätsche. Sprang in der Anfangsphase mit lang gestrecktem Bein in eine Flanke von Philipp Lahm und brachte den Ball sogar aufs Tor. Kombinierte sowieso mit Lahm besser als Sherlock Holmes sich durch einen komplizierten Fall. Diesmal ohne den finalen Schuss ins Tor aber neben Thiago der Spieler, der das bayerische Angriffsspiel aus seiner Statik holen kann.

Thiago

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(Foto: AP)

Der Martin Schulz des FC Bayern. Ist in der Lage, ein schwerfälliges Team mitzureißen und manche Schwäche zu kaschieren. Schloss die von Carlo Ancelotti angesprochene Lücke zwischen Defensive und Offensive. War also der Brückenspieler. Chippte den Ball einmal mit der Innenseite über 25 Meter in den Lauf von David Alaba. Versuchte außerdem ein Tor zu schießen, indem er mit dem Schußbein hinter dem Standbein den Ball an Koen Casteels vorbeilegen wollte. Misslang ihm, aber sonst misslang ihm wenig. Im Moment kann der FC Bayern nur schwer auf ihn verzichten.

Douglas Costa

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(Foto: AP)

Sagte unlängst, er wollte weg vom FC Bayern. Hörte dann, dass Carlo Ancelotti denkt, Costas Berater wolle, dass Costa den FC Bayern verlässt. Hörte vermutlich auf seinen Trainer, als er in der 15. Minute die Außenbahn verließ und in die Mitte rückte, weil der dort spielende Thiago die Position offen ließ. Bekam prompt den Ball. Schoss prompt. Und weil Luiz Gustavo den Ball abfälschte, hatte Casteels im Wolfsburger Tor keine Chance. Danach offenbar mit Selbstvertrauen und Tatendrang ausgestattet. Spielte engagiert und hektisch, als hätte er drei Kaffee zu viel. Legte in der 67. Minute den Ball links an Vierinha vorbei und lief dann rechts in einer Geschwindigkeit, als hätte er ein Fahr- und der Wolfsburger ein Dreirad. Klare Leistungssteigerung zu den vergangenen Spielen.

Robert Lewandowski

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(Foto: AFP)

Wurde nach 55 Sekunden rüde von Luiz Gustavo umgeholzt. Vielleicht der Grund, warum er an diesem Spiel nicht entscheidend teilnahm. Beschwerte sich in der zweiten Halbzeit sehr energisch beim Assistenten, der ihn im Abseits gesehen hatte (er war im Abseits), verpasste einen Eckball von Arjen Robben per Kopf und stolperte danach Richtung Bande. War nicht sein Spiel. Aber er wurde auch nicht gebraucht.

Joshua Kimmich

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(Foto: AP)

Kam für Xabi Alonso und nahm nicht mehr entscheidend am Spiel teil. Wird sich aber zunehmend fragen, warum er in letzter Zeit überhaupt kaum noch an Spielen teilnehmen darf.

Renato Sanches

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(Foto: dpa)

Kam in der 87. Minute für Douglas Costa. Dann ohne Mütze, aber auch ohne Chance, noch etwas zu bewirken.

Kingsley Coman

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(Foto: dpa)

Durfte in der 89. Minute für Arjen Robben auflaufen. Durfte in der 91. Minute wieder hinunterlaufen. Tat das souverän. (Archivbild)

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