FC Bayern in der Einzelkritik:Und am Ende lacht Arjen Robben doch

Der Niederländer überwindet seine schlechte Laune, Jérôme Boateng würde die Partie gern löschen lassen. Die Bayern in der Einzelkritik.

Von Saskia Aleythe, Leipzig

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Tom Starke

RB Leipzig v Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hat in fünf Jahren beim FC Bayern 13 Titel gewonnen, was laut findigen Statistikern bei nunmehr neun Pflichtspieleinsätzen pro Halbzeit mindestens einen Drei-Viertel- Pokal bedeutet. Oder so. Müsste mit dieser Quote sofort seine Karriere beenden (Höhepunkt!), hat aber mit 36 Jahren so viel Bock wie ein Teenager. Hatte nach zwei Minuten erstmal Grund zum Schmollen, nachdem sich die eigene Abwehr von den Leipzigern überrollen ließ, konnte beim Kopfball von Sabitzer nur noch chancenlos hüpfen. Fischte mal einen Fallrückzieher aus der Ecke oder zeigte feine Fußreflexe. Bei den Überfällen der Leipziger durch seine löchrige Abwehr geschwächt.

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Philipp Lahm

RB Leipzig - Bayern München

Quelle: dpa

Entkam in den vergangenen Partien bemerkenswert dem berühmten Lame-Duck-Phänomen. Wer will schon mit schlechten Namenswitzen abtreten? War gegen Leipzig zu Beginn in Sachen Tempo gefordert, konnte in Flitzduellen in der Abwehr noch ausreichend mithalten. Operierte dann lieber in der Offensive, traf mit einer Flanke in den Strafraum Bernardo am Arm - indirekte Elfmeter-Vorbereitung. Das letzte Auswärtsspiel seiner Karriere ist sein erstes Bundesliga-Spiel in Leipzig - insofern brachte ihm diese Saison doch noch etwas Neues.

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Jérôme Boateng

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Quelle: AP

Ananas? Bert von Ernie und Bert? Boatengs Kopfbewuchs ließ in den vergangenen Tagen Interpretationsspielraum. Was auch auf seine Situation beim FC Bayern zutrifft, Boateng soll eindringlich eine Klärung seines Status im Verein erbeten haben. Schließlich gäb's da auch ein paar interessierte Klubs aus England - logo! Wird die Partie gegen Leipzig eventuell von findigen Hackern aus der Internethistorie löschen lassen. Verlor mal den Ball mal an Werner, war auch sonst nicht der Spritzigste, war trotz Doppeldeckung mit Lahm nicht dazu in der Lage, Werner am 4:2 aufzuhalten.

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David Alaba

Bayern Munich's David Alaba celebrates scoring their fourth goal

Quelle: REUTERS

Läuft als Österreicher freilich nicht Gefahr, sich beim Wandern zu verletzen, hat die Woche daher optimal überstanden im Vergleich zum Spanier Javi Martínez. Wobei wohl jeder die Woche beim FC Bayern optimal überstanden hat, der nicht in 500 Zeichen aus seinem Vertrag entlassen wurde. Erlebte gegen Leipzig, wovon Abwehrspieler schlecht träumen: Total überrannt zu werden. Machte im Vergleich zu Boateng und Bernat noch eine bessere Figur. Packte in der Nachspielzeit den fast verloren geglaubten alten Alaba aus: Erzielte das 4:4 per Freistoß.

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Juan Bernat

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Quelle: AFP

Hat vermutlich genau hingehört, als Carlo Ancelotti für die Partie gegen Leipzig "ein Fußballfest" versprach. Fest ist nicht gleich Fest, für Bernat begann das Spiel wie ein Stolperer bei der Schulaufführung. Pflegte zu seinen Abwehrkollegen eine Beziehung der Kategorie "Es ist kompliziert", woraus die Leipziger ihren Profit schlugen. Immerhin: Bernat verzagte nicht. Was leider das einzig festliche war.

(Archivbild)

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Xabi Alonso

Bayern Munich's Xabi Alonso is shown a yellow card by the referee

Quelle: REUTERS

Hat mit einer letzten Dienstreise in Cardiff geliebäugelt, musste nun mit Leipzig Vorlieb nehmen. Für einen Weltmann wie Alonso nicht unpassend, schließlich haben hier schon die Größten aus diversen Motiven Abschiedstränchen verdrückt: Goethe, Schiller, Michael Ballack. Machte nach einer knappen halben Stunde einen seitlichen Auswärtsschritt der Marke Adduktorenverletzung und holte damit Forsberg von den Beinen. Blieb unverletzt, kassierte aber Gelb und einen Strafstoß. In der zweiten Halbzeit dann selber Torschütze: Lenkte den Ball von Poulsen zum Eigentor ins Netz. Ja, Alonso kann den Ball noch am Mann vorbeibringen wie kaum ein Zweiter und vorausschauend Bälle stoppen - doch Leipzig hatte an diesem Nachmittag immer noch einen Plan B, den auch Alonso nicht verhinderte. Wurde dann tatsächlich ausgewechselt.

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Joshua Kimmich

RB Leipzig - Bayern München

Quelle: dpa

Wird erst am 8. Februar 2018 23 Jahre alt, muss dann immer noch fünf bis sieben Jahre warten, um unter Carlo Ancelotti eine Startelf-Chance zu haben - außer, er spielt halt in Leipzig. Wurde von den Fans seines Ex-Vereins mit liebevollem Applaus empfangen. Sah dann aber seine Ex-Kollegen jubeln. Erwischte eine undankbare Partie, in der es beinahe so wirkte, als hätten die Münchner unter der Woche gefeiert und nicht die Leipziger ihre Champions-League-Quali. Egal, was Kimmich versuchte: Die Laufwege passten nicht, die Bälle gingen verloren wie Postkarten aus Südamerika. Bekam bei seiner Auswechslung von Ancelotti einen Handschlag.

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Arjen Robben

RB Leipzig v Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hat mehr Titel als Tom Starke mit dem FC Bayern gewonnen, musste dafür aber ein bisschen öfter antreten. Der Ball erreichte ihn durch kaum gelungene Spielzüge meist gar nicht und wenn, war schon ein Leipziger zur Stelle. Robben tat, was er dann eben tut: Er wird knatzig und versucht es selber. Lenkte einen Freistoß an die Latte, was kurz vor Schluss zum 4:3-Anschlusstreffer führte. Allein: Es war nicht Robbens Tor und so schaute er dann auch. Nutzte die fünf Minuten Nachspielzeit, um in alter Robben-Manier den Siegtreffer zu schießen. Lachte dann.

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Thiago

Bayern Munich's Thiago Alcantara celebrates scoring their second goal

Quelle: REUTERS

Will laut eigener Aussage im vereinsinternen Fernsehen so lange beim FC Bayern spielen, bis der Klub die Champions League gewinnt. Hat sicherheitshalber schon mal bis 2021 verlängert. Warf sich gegen Leipzig wie ein Turmspringer rücklings in die Gefahrenzone, stand bei seinem Fallrückzieher aber im Abseits. Erlebte Seltenes: Bekam eine Vorlage von Alonso mit dem Kopf serviert, brachte den Ball auch zum 3:2 ins Netz, doch das Leipziger Publikum war noch zu sehr mit Singen beschäftigt und die eigene Anhängerschaft zu betrübt. Applaus blieb aus. Kassierte später wegen Meckerns Gelb, was es auch nicht so oft gibt.

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Franck Ribéry

RB Leipzig v Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Boris Streubel/Getty Images

Soll nach Auswechselungen immer mal wieder zum Hörer greifen, um Uli Hoeneß mit Kündigung zu drohen. "That's the spirit!", würde in Startups der gleichaltrige Boss zurückbrüllen und Tischkicker im Großraum versprechen. Ribérys Mindesthaltbarkeitsdatum beim FC Bayern läuft im kommenden Jahr ab, der Franzose würde den Bossen aber gerne beweisen, dass er auch darüber hinaus noch zu gebrauchen ist. Hatte mit der ersten Halbzeit zu knabbern wie alle Münchner, lief mal auf, mal ab, spurtete in Räume und zu Bällen, doch immer gab ein Leipziger den Spielverderber. Musste dieses Mal wegen einer Verletzung runter, wird demnächst wohl erstmal tischkickern.

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Robert Lewandowski

Bayern Munich's Robert Lewandowski scores their first goal from the penalty spot

Quelle: Hannibal Hanschke/Reuters

Immer noch heiß aufs Torjägerkanönchen, lag vor der Partie mit 28 Treffern gleichauf mit BVB-Abstauber Abaumeyang. Schnappte sich selbstverständlich in der 17. Minute den Ball und trat zum Elfmeterpunkt, verwandelte wie einer, der schon mal mit der Kanone das Posieren geübt hat. Drehte und wendete sich formschön durch die Räume, bekam nur den Ball zu oft abgenommen. Staubte ab zum 4:3. Hätte noch Chancen zum dritten und vierten Tor gehabt, mal war der Winkel zu spitz, mal das Abseits zu klar, mal der Pfosten zu ungnädig.

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Douglas Costa

FBL - GER - BUNDESLIGA - BAYERN MUNICH - DARMSTADT

Quelle: AFP

Kam in der 44. Minute für Ribéry und hatte Pech bei den eigenen Aktionen. Darf aber als Aktivposten in die Geschichte des Spiels eingehen.

(Archivbild)

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Arturo Vidal

Bayern Munich's Arturo Vidal celebrates their third goal

Quelle: REUTERS

Kam und trat und siegte dann sogar. In der 61. Minute eingewechselt, in der 64. Mit Gelb versehen: Angelte Diego Demme ziemlich dreist von den Beinen. Durfte zu Ende spielen.

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Thomas Müller

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Quelle: AFP

Hat sich längst den Status erarbeitet, vom FC Bayern in mehr als drei Sätzen verabschiedet zu werden, sollte er eines Tages tatsächlich diese Mannschaft verlassen. Allerdings, man weiß ja nie, und so ist Müller auch in torlosen Phasen ein eifriger Geselle: Kam in der 67. Minute für Alonso und brachte gleich ein bisschen Pfiff ins Spiel.

(Archivbild)

© SZ.de/chge
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