FC Bayern in der Einzelkritik:Stinkig wegen Müller

Einen Abgastest für Fußballer würde der Stürmer nicht bestehen. Alaba und Coman machen aus der linken Seite eine Autobahn. Und Xabi Alonso räumt alles weg. Der FC Bayern beim 3:1 gegen Wolfsburg in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Wolfsburg

Manuel Neuer

1 / 14
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es war Vollmond ist WOLFsburg, manch einer hätte da auf gruselige Gedanken kommen können. Doch hätte Manuel Neuer Angst vor einem Werwolf? Der einzige Wolf, der ihm lange Zeit begegnete, war das VfL Maskottchen Wölfi, und das gibt als Lieblingsspeise "Lakritze" an. Der Torwart Manuel Neuer hatte mit diesem Spiel in etwas so viel zu tun wie Wölfi. Stand hinten, schaute den Mitspielern beim Toreschießen zu und jubelte mit den Auswechselspielern. Musste nach der Pause die Faust gegen Caligiuri nach unten strecken. Bestand den Test. Fing sich kurz vor Schluss ein Gegentor, als die Mitspieler die Arbeit eingestellt hatten.

Philipp Lahm

2 / 14
(Foto: AFP)

Nach 21 Minuten geschah Ungeheuerliches: Philipp Lahm foulte! In den bisherigen zehn Bundesliga-Spielen hatten die Statistiker gerade ein Foul gesehen von ihm. Hatte sonst nur wenig mehr mit dem Spiel zu tun als Manuel Neuer. Jeder weiß, dass Philipp Lahm nicht schlecht spielen kann, aber er kann sich raushalten. Er macht das immer dann, wenn der Gegner gnadenlos unterlegen ist. Hätte im Mittellandkanal auch heimlich eine Bootstour machen können, die Wolfsburger hätten es gar nicht gemerkt. Gab zuletzt den Wunsch an Trainer Pep Guardiola weiter, die Mannschaft möchte gerne mit ihm weiterarbeiten. Wer noch nicht wusste, warum, der weiß es nach diesem Spiel.

Javier Martínez

3 / 14
(Foto: Arne Dedert/dpa)

Gab hinten so eine Art Horst Hrubesch. Der Plan des FC Bayern sah vor, die Wolfsburger dazu zu zwingen, die Bälle hoch und weit rausschlagen zu müssen. Und dann kam der große Martínez und köpfte den Ball ungeheuerlich wieder zurück. Verfolgte die Gegner teilweise über den ganzen Rasen. Die Gefahr, dass hinter ihm für den Gegner ein Loch entsteht, war gleich Null.

Jérôme Boateng

4 / 14
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Sind seine Mitspieler Fließband-Gewinner, dann gibt der Verteidiger seit einiger Zeit den Vorarbeiter: Wenn was schief geht, taucht von irgendwoher Boateng auf und rettet die Produktion. Es ging aber nichts schief, weshalb der Verteidiger zeigen konnte, warum er in jeder anderen Mannschaft auch den Spielgestalter geben könnte. Passte über 60 Meter mehrmals auf den großen Zeh eines Mitspielers. Demütigte den Gegner, indem er einen Pass mit der Hacke à la Ronaldo zeigte.

David Alaba

5 / 14
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Begab sich zunächst auf die Position des Linksverteidigers. Verteidigte dann allerdings nur bei Bedarf, tobte sich zusammen mit dem famosen Kingsley Coman (siehe Coman) auf der linken Seite aus wie einst mit Kumpel Ribéry. Bei der Geschwindigkeit von Alabas Spiel wünschten sich einige Wolfburger wohl auf die Autobahn nach Braunschweig - dort wird sicher nicht schneller gefahren. Flankte beim 2:0 auf Müller, flankte beim 3:0 auf Müller (siehe Müller).

Xabi Alonso

6 / 14
(Foto: REUTERS)

Holte sich eine blutige Nase. Aber nicht von einem Werwolf, sondern von der Wade Joshua Guilavoguis. Da stand es bereits 3:0, es lief noch die erste Halbzeit und der Spanier grätschte irgendwo in der Nähe der Mittellinie einen Ball ins Aus. So viel zur Arbeitseinstellung. Lenkte und leitete das gnadenlose Gegenpressing der Münchner bis in die letzten Spielfeldecken. Dachten die Wolfsburger, sie könnten mal über die Mittellinie kombinieren, stand Alonso im Weg. Und grätschte, wenn es sein musste. Dazu fast unfehlbar im Passspiel. Verließ nach 70 Minuten keuchend und schnaufend das Spielfeld, und wer es nicht gemerkt hat: Da ging der beste Bayern-Spieler.

Thiago

7 / 14
(Foto: AP)

Zeigte selten ein derart strategisches Geschick im Schließen von Räumen und Erzeigen von Überzahl. Strangulierte zusammen mit Alonso alle Versuche der Wolfsburger, im Mittelfeld mal mehr als zwei Pässe hintereinander an den eigenen Mann zu bringen. Gönnte sich einige Male kleine Hüftwackler und einen herrlichen Außenrist-Pass auf Robben, damit niemand auf die Idee kommen könnte, er werde nun allein ein hochseriöser, defensiver Mittelfeldspieler. Ein Torjäger wird er auch nicht mehr, verdaddelte eine Coman-Hereingabe. Doch noch einen Torjäger brauchen die Münchner auch nicht.

Kingsley Coman

8 / 14
(Foto: dpa)

Weiß Juventus Turin eigentlich, welchen Spieler es da hat gehen lassen? Für eine vergleichsweise läppische Leihgebühr plus Kaufoption für den FC Bayern? Machte auf der linken Seite mit seinen Gegenspielern, was er wollte. Dabei war sein erster Gegenüber, Christian Träsch, noch der beste Wolfsburger. Die Vorbereitung zum 2:0 und 3:0 ging über den jungen Franzosen. Verwandelte zusammen mit Alaba die linke Seite in eine Rennstrecke (nicht zu vergleichen mit der Autobahn nach Braunschweig).

Douglas Costa

9 / 14
(Foto: REUTERS)

War er bislang der Fließbandarbeiter auf links (Grundlinie! Grundlinie! Grundlinie!), versetzte ihn Guardiola wie schon gegen Köln in die Spielfeldmitte. Kam sich dort zuerst vor wie Autofahrer in Wolfsburg kurz nach einem VW-Schichtwechsel: Wo sonst freier Raum war, waren plötzlich alle Wege verstopft. Bis zur 14. Minute: Da sprintete er an Landsmann Luiz Gustavo vorbei und nagelte den Ball zum 1:0 aus 20 Metern ins Netz. Assimilierte sich dann besser in der Mitte und zeigte erstaunliche Pass-Geschosse über 30 Meter auf seine Mitspieler.

Thomas Müller

10 / 14
(Foto: AP)

Würde es einen Abgas-Test für Fußballer geben, Thomas Müller würde glatt durchfallen. Fährt der Gegner doch stets stinkig nach Hause, wenn er auftaucht. Vergab nach sieben Minuten noch ganz unmüllerig eine riesengroße Chance. Verwandelte dann aber die Flanken eins und zwei von David Alaba (siehe Alaba) sicher mit dem Innenrist. Sah ganz leicht aus. Ist aber enorm schwierig, in dieser Geschwindigkeit, mit dieser Präzision. Ging frühzeitig vom Platz - nicht dass noch jemand eine Untersuchung macht.

Robert Lewandowski

11 / 14
(Foto: dpa)

Bis in den Kleingärtnerverein Am Kraunsbusch hinein werden die Wolfsburger an diesem Tag ein mulmiges Gefühl gehabt haben. Jetzt kommt dieser Lewandowski wieder daher, der uns letztes Mal fünf Dinger in neun Minuten verpasst hatte. Hatte diesmal keine himmlischen neun Minuten, ackerte dafür 90 Minuten lang an vorderster Front wie ein Stürmerlehrling beim Pressing. Fast kleingärtnerhaft. Hatte dennoch genug Kraft für ein paar gute Szenen in der Offensive.

Arjen Robben

12 / 14
(Foto: REUTERS)

Kam in der 66. Minute. Wer braucht beim Stand von 3:0 noch einen Arjen Robben? Das Münchner Publikum freute sich jedenfalls energisch und sang das schöne Lied: "Der Arjen hat's gemacht." Hätte er auch fast, als ihm Costa nur zwei Minuten später den Ball auf den Kopf flankte. Doch Robben und Kopfball? Nunja, niemand kann alles können. Vergab danach allerdings auch zweimal mit dem linken Fuß. Der Arjen hat's diesmal nicht gemacht. Was aber niemanden beim FC Bayern störte.

Arturo Vidal

13 / 14
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor seiner Frisur und seinen Tätowierungen würde sicher jeder Werwolf fliehen. Dabei war nach 70 Minuten keine Einschüchterung mehr nötig. Die Gastgeber lagen längst gedemütigt im Staub.

Rafinha

14 / 14
(Foto: dpa)

Darf einmal sagen, dass er bei einem perfekten Fußballspiel einer Mannschaft mitgewirkt hat. Wurde nach 78 Minuten für Müller eingewechselt.

© SZ.de/hum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: