FC Bayern in der Einzelkritik:Schüsse wie im Wilden Westen

Immer wenn Arjen Robben den Ball hat, fällt ein Tor. Bastian Schweinsteiger verteilt geometrisch Pässe und Holger Badstuber schlürft bei seinem Comeback genüsslich einen Cocktail mit Schirmchen. Der FC Bayern beim 8:0 gegen den HSV in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

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Manuel Neuer

FC Bayern Muenchen v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist Manuel Neuer ein Jeck? Bei der Faschingsfeier einiger Bayern-Profis in der vergangenen Woche kam Neuer als Cowboy, eine Mischung aus Old Shatterhand und Old Surehand. Neuers Fehlschussquote war wie bei seinen Vorbildern auch diesmal nahe Null. Hatte alles im Griff, musste bis zur Halbzeit keinen Ball halten, dafür viele Pässe spielen. Es fehlte eigentlich nur noch, dass er auf HSV-Stürmer Artjoms Rudnevs Rücken durch das Stadion geritten wäre. Dann wäre der Neuers Cowboy-Nachmittag perfekt gewesen. Diskutabel ist lediglich, ob sein grellgrünes Trikot nicht allein schon faschingsgeeignet ist.

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Rafinha

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Quelle: AP

Ein Brasilianer ohne Carnaval? Unvorstellbar! Wer allerdings in Deutschland spielt, muss sich anpassen. Während sich die Brasilianer zu Hause gerne fast nackig machen, musste Rafinha beim Aufwärmen am Samstag in München Handschuhe überziehen, um sich vor der bissigen Kälte zu schützen. Ihm macht die Kälte allerdings nichts mehr aus, so lange ist er schon hier. Schlug eine Flanke zielgenau dem bedauernswerten Ronny Marcos aus zwei Metern an die Hand und leitete damit die bayerische Leichtigkeit ein.

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Medhi Benatia

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Quelle: AFP

Wurde einst aus Rom geholt, weil sich ein gewisser Holger Badstuber verletzt hatte. Durfte nun zum ersten Mal mit seinem Transferhelfer zusammenspielen. In diesem Sinne erlebte er eine Art Blind Date, in dem die Masken während der Party gehoben werden. Zum Kennenlernen waren diese Hamburger wirklich die besten Tanzpartner, denn sie stiegen niemandem auf den Fuß.

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Holger Badstuber

FC Bayern München - Hamburger SV

Quelle: dpa

Comeback des Tages. Nach einer schweren Muskelverletzung - erlitten am dritten Spieltag gegen Stuttgart - stand er erstmals wieder auf dem Platz. Das sind vor allem schlechte Nachrichten für Dante, der heute sicher lieber den berühmten Carnaval zu Hause in Salvador gefeiert hätte. Badstuber spielte, als wäre er nie weg gewesen. Gut, die letzte Genauigkeit bei den 60-Meter-Diagonal-Pässen auf Robben fehlte. Doch gegen Ivica Olic gewann er das erste Laufduell nach 53 Sekunden, wirkte auch sonst so ruhig am Ball, als könnte er nebenbei einen Cocktail mit Schirmchen im Glas trinken.

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David Alaba

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Quelle: AP

Trat im Fasching als Django auf. Im Film redet der nicht viel und zieht einen Sarg hinter sich her. Mit David Alaba hat das eigentlich nichts zu tun, denn der Österreicher brabbelt gern und Leichen im Keller traut man ihm auch nicht zu. Brach in die Altherren-Zentrale ein, weil er für Alonso neben Schweinsteiger spielte und damit das Durchschnittsalter im Mittelfeld um eine Fußball-Epoche senkte. Hatte sein Zielgerät diesmal falsch eingestellt, drosch einen Freistoß in den dritten Rang statt wie zuletzt in Stuttgart unter die Latte. Wurde vielleicht deshalb nach der Pause von Guardiola in die Innenverteidigung zurückgezogen.

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Bastian Schweinsteiger

FC Bayern Muenchen v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ein Oberbayer ist generell ja nicht als Karnevalsbiest bekannt, doch zuletzt kam er als Lone Ranger gemeinsam mit Ana Ivanovic zur Wild-West-Party. Nach dem Ausfall von Xabi Alonso vor dem Spiel kam ihm die Rolle der Drehscheibe zu. Was für einen echten Lone Ranger selbstredend kein Problem ist, muss der doch auf der Bullenmaschine bis zur letzten Stufe durchhalten. Leitete das Spiel an, verteilte geometrisch die Bälle über den Platz, spielte bisweilen schlaue Pässe durchs Mittelfeld wie vor dem 2:0 auf Thomas Müller.

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Arjen Robben

FC Bayern Muenchen v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

"Fundamental" nannte Trainer Guardiola zuletzt Arjen Robben für das Bayern-Spiel. Wer noch nicht wusste, was er damit meinte, der sah es auch diesmal. Wenn Robben den Ball hat, rast die bayerische Polonäse plötzlich im doppelten Tempo nach vorne. Vor seinem ersten Treffer regelte er auch die Machtverhältnisse: Guardiola beorderte ihn laut schreiend zurück. Robben deutete an, er müsse doch gleich nach vorne rennen. Sekunden später lief der Konter tatsächlich über den enteilten Robben, der aus 25 Meter den Ball ins linke Kreuzeck hob. Nach der Pause schickte er den HSV endgültig Richtung Rosenmontag, war weder von einem noch von vier Hamburgern zu fassen. Immer wenn Robben den Ball hatte, fiel ein Tor, oder zumindest fast. Seine Auswechslung nach dem 7:0 durfte man als Gnadenakt der Bayern für den Gegner deuten.

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Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v Hamburger SV - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Kann sich eigentlich nicht verkleiden im Fasching, weil es kein Kostüm für seine dünnen Haxen gibt. Lief deshalb auch diesmal unverkennbar als Thomas Müller auf den Platz und damit als größter Freigeist der Geschichte des Wilden Südens. Profitierte von der Überform seinen Partners Robben und stand gerne dort, wo der Ball dann auch hinkam. Beim Elfmeter wie immer sicher, beim 5:0 zeigte er einen so strengen Schuss, der mit solchen Haxen eigentlich gar nicht geht.

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Mario Götze

Bayern Munich's Goetze jumps over goalkeeper Drobny of Hamburger SV during German Bundesliga soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Hätte in der Wild-West-Story gut und gerne den Schmetterlings-Sucher Lord Castlepool abgeben können. So detailverliebt spielt Mario Götze bisweilen Fußball und ist auf der Suche nach dem buntesten Geflatter auf dem Platz. Wurschtelt sich gerne mal an drei Gegenspielern vorbei ohne dabei zu wissen, wohin das Ganze gehen soll. Blieb anfangs ein paar Mal hängen, wurschtelte aber dann immer besser und bereitete so einige Tore und Angriffe vor. Staubte zum 2:0 ab und schlenzte den Ball zum 8:0 ins Tor. Kam übrigens im Fasching als eine Art Zorro mit schwarzem Tuch im Gesicht.

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Juan Bernat

Bayern Munich's Bernat is tackled by Diaz and Stieber of Hamburger SV during German Bundesliga soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Übernähme in einem Wild-West-Film immer die Rolle des braven, herzensreinen Helfers von Old Shatterhand. Brachte sich immer fein ins Passspiel ein, gewann viele Zweikämpfe. Als er dann ein Tor schoss, stand dummerweise Lewandowski im Weg. Der brave Arbeiter darf eben nicht zu sehr auffallen im Plot.

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Robert Lewandowski

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Quelle: AFP

Machte schon auf dem Faschingsfest den Eindruck eines Desperados im wilden Cowboy-Kostüm. Desperado heißt übersetzt der Verzweifelte und ein klein bisschen Desperado ist Robert Lewandowski derzeit auch im Bayern-Spiel. Trainer Guardiola stellte ihn wieder auf Linksaußen. Den besten Mittelstürmer Europas auf Linksaußen! Kam zu Beginn nicht zurecht da draußen, wechselte dann häufig in die Mitte, auf eigene Faust sozusagen. Stand aber dort zumeist im Weg. Erst, als er einen Robben-Schuss aus dem Abseits heraus verlängerte, dann blockte er einen Schuss von Bernat ab. Durfte dann doch noch jubeln, nachdem ihm Robben und Müller den Ball wunderbar serviert hatten.

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Franck Ribéry

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Quelle: AP

Ob sich die Münchner am Faschingsdienstag auch als Ribéry verkleiden? So beliebt wie der Franzose unter den Bayern-Fans ist, darf das nicht ausgeschlossen werden. Wurde nach seiner Verletzungspause lautstark willkommen geheißen. Bedankte sich zehn Minuten später gleich mit dem 7:0. Dürfte dazu beitragen, dass sich die Bayern weiterhin verbessern, wie Trainer Guardiola angekündigt hatte.

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Gianluca Gaudino

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Führte sich mit einem ordentlichen Foul gegen Marcell Jansen ein. Was beim Stand von 7:0 ein ungewöhnliches Zeichen ist. Vielleicht der künftige aggressive Leader? Mag man sich bei der jungenhaften Statur noch nicht vorstellen können.

(Archivbild)

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Claudio Pizarro

VfL Wolfsburg v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Er hat in seiner Bundesliga-Karriere schon alles erlebt. Schon alles? Beim Stand von 7:0 eingewechselt zu werden, dürfte selbst für ihn ungewöhnlich gewesen sein. Gilt der lustigen Feier ja nicht als abgeneigt und durfte sich für den Abend ein bisschen aufwärmen.

© Süddeutsche.de
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