FC Bayern in der Einzelkritik:Ribéry pfeffert sein Trikot auf die Bank

Der Franzose bringt Energie ins Spiel - und ärgert sich bei seiner Auswechslung. Corentin Tolisso ist einer der Besten. Robert Lewandowski betreibt teils Individualsport. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

14 Bilder

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Quelle: Patrik Stollarz/AFP

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Manuel Neuer

Ganz in Weiß diesmal. Stand lange Zeit als Schneemann im Strafraum herum, musste den ersten Schuss nach 33 Minuten abwehren. Hatte nach der Lewandowski-Kritik an der Einkaufspolitik des FC Bayern ("40 Millionen für einen Spieler ist ja eher Durchschnitt") zuletzt gesagt: "Wie jeder weiß, ist der FC Bayern gut aufgestellt, oder nicht?" Ob er seine Aussage an diesem Abend bereute?

(Archivbild)

Champions League - FC Bayern Munich vs RSC Anderlecht

Quelle: REUTERS

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Joshua Kimmich

Einen energischen, frechen, listigen Kimmich, den hätte der FC Bayern lange Zeit wirklich gut gebrauchen können. Glich sich stattdessen den Kollegen an, spielte langsam, brav, uninspiriert. Erst als das Grollen der Zuschauer immer lauter wurde, schaltete er langsam um. Listige Vorlage zum 2:0. Traf ganz am Ende listig zum 3:0.

Bayern München - RSC Anderlecht

Quelle: dpa

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Niklas Süle

Erstes Champions-League-Spiel. Stellte sich nach 1:17 Minute mit einem rustikalen Foul vor. Es war der Beginn des Schrank-Duells mit dem Polen Lukasz Teodorczyk, ähnlich groß und breit wie Süle. Der Bayern-Verteidiger rammte dem Polen erst mal das Knie in die Schublade, respektive Gesäß. Stieß anschließend ständig mit diesem Teodorczyk zusammen und eroberte dabei nicht immer das Spielgerät. Hätte fast seinen ersten Champions-League-Treffer erzielt, aber der Schiedsrichter pfiff ab. Am Ende riefen die Zuschauer: "Süle vor, noch ein Tor!"

Champions League - FC Bayern Munich vs RSC Anderlecht

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Javi Martínez

Beobachtete aus sicherer Entfernung das Schrank-Duell seines Kollegen Süle. Mischte sich da besser nicht ein. Hatte somit Kraft für einen Fallrückzieher Richtung Tor, doch Anderlecht-Keeper Sels hielt. Musste dann überraschend zur Kenntnis nehmen, dass viele Mitspieler vom Verteidigen nicht viel hielten an diesem Abend. Konnte die Großchancen der Belgier zum Ausgleich nicht verhindern.

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Quelle: AFP

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Rafinha

Als die Bayern den Brasilianer für 5,5 Millionen Euro aus Genua geholt hatten, war er weit vom neuen "Lewandowski-Durchschnittstransfer" von etwa 40 Millionen Euro entfernt. Viele fragten sich: Was will der FC Bayern mit dem? Ist sechs Jahre später eine Art Allzweckwaffe; wo gerade in der Defensive ein Loch ist, da spielt Rafinha. Diesmal Linksverteidiger. Spielte souverän, abgeklärt, rustikal, überlegt - spielte auf Rafinha-Niveau.

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Quelle: AFP

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Corentin Tolisso

Auf der "Lewandowski-Skala" DER Durchschnittsspieler. 41,5 Millionen Euro? Pfff. Okay, gilt beim ruhmreichen FCB als der Königstransfer des Sommers, der Klub hat ja auch noch nie so viel Geld für einen Spieler ausgegeben. Als Konter zirkelte Tolisso den Ball von der Mittellinie in den Lauf von diesem Lewandowski, das hätte auch ein 222-Millionen-Mann nicht besser hingekriegt. Der Pass und was daraus folgte, entschied das Spiel. Öffnete auch vor dem 2:0 mit einem Seitenwechsel den Raum für Kimmich. Wirkte im Gegensatz zu einigen Mitspielern nicht gelangweilt von diesem Champions-League-Spiel, kämpfte und grätschte sogar. Und war mit der Beste bei den Bayern. Von wegen Durchschnitt.

Bayern Muenchen v RSC Anderlecht - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Thiago

Ein reinrassiges Thiago-Spiel. Im Bewusstsein, eh eine Liga besser zu sein als der Gegner, geht hier mal ein Außenrist-Pass, dort mal ein Spannschlag-Pass, hier ein Trickserl, dort ein Trick. In Überzahl muss man auch nicht unbedingt Schwitzen, und in Gedanken ist man eh schon beim Gläschen Wein mit der Frau. Wenig Tempo? Wenig Ideen? Wenig Energie? Egal. Stolperte das 2:0 freistehend über die Linie und ließ sich feiern.

Bayern Muenchen v RSC Anderlecht - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

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James Rodriguez

War einmal Real Madrid 75 Millionen Euro wert gewesen, heißt eigentlich "Chames" und ist damit auf der Lewandowski-Skala gehobener Durchschnitt. Motiviert wuselte er durchs Mittelfeld, beziehungsweise: versuchte zu wuseln. Ließ sich viele Bälle geben, verteilte diese dann überall hin, beziehungsweise: versuchte sie überall hin zu verteilen. Scheiterte dabei häufig, musste sich einige Male bei den Mitspielern wegen schlampiger Zuspiele entschuldigen. Erhielt bei seiner Auswechslung artigen Applaus.

Champions League - FC Bayern Munich vs RSC Anderlecht

Quelle: REUTERS

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Arjen Robben

Oha, der Robben spielt ja auch mit, sagte ein Zuschauer auf der Haupttribüne nach ungefähr 30 Minuten. So eine Aussage ist kein gutes Zeichen. Die Unwiderstehlichkeit ist dem Niederländer derzeit gründlich abhanden gekommen. Nach einem Eckball setzte er vermutlich aus Verzweiflung zum Kopfball an und köpfte den Ball statt ins Tor auf den Hinterkopf von Joshua Kimmich. Regte sich einmal gestenreich und zu Recht über den Kollegen Lewandowski auf, weil der ihm den Ball nicht zuspielte. Vielleicht reicht sein Wert auf der Lewandowski-Skala für so ein Zuspiel nicht mehr aus?

Bayern Muenchen v RSC Anderlecht - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Franck Ribéry

Stand nach der Hinausstellung eines Belgiers ständig frei links vorne, pfiff deshalb ständig laut durch die Zähne. Einmal erhörte ihn sogar Torwart Manuel Neuer, der ihm sogleich den Ball zuflankte. Oft genug misslang den Mitspielern der Pass auf Ribéry, was den Franzosen fast verzweifeln ließ. Mit Ball rannte er wie immer los und wollte die Welt einreißen. Das schaffte er nicht, brachte aber eine Menge Energie ins Spiel. Als einer von wenigen. Seine Auswechslung nach 77 Minuten war umstritten, sowohl beim Publikum als auch bei Ribéry, der Franzose pfefferte sein Trikot auf die Bank.

Bayern München - RSC Anderlecht

Quelle: dpa

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Robert Lewandowski

Hat sich ein derart breites Kreuz antrainiert, dass er aussieht, als würde noch ein Kleiderbügel im Trikot stecken. Ein XXL-Kleiderbügel. Hatte zuletzt ein XXL-Kleiderbügel-Interview gegeben, in dem er die Einkaufspolitik seines Arbeitgebers kritisiere. Konfliktpotenzial: groß! Fiel für einen Kleiderbügel-Mann erstaunlich fix zu Boden, als Gegenspieler Sven Kums am Schülterchen zog (übrigens vor dem Strafraum). Es war der Faller, der das Spiel nach elf Minuten entschied. Rot für Kums, Elfmeter für Lewandowski, 1:0 für Bayern. Wirkte sehr selbstbewusst und manchmal wie ein Sportler in Ausübung einer Einzelsportart. Auf eigenen Pfaden unterwegs, was im Normalfall aber gegen zehn Belgier zu mehr als einem Tor hätte führen müssen.

Bayern Muenchen v RSC Anderlecht - UEFA Champions League

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Jérôme Boateng

Comeback nach längerer Verletzungspause, trägt nun weiße Haare und solidarisierte sich äußerlich mit Schneemann Manuel Neuer.

Bayern Muenchen v RSC Anderlecht - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Thomas Müller

Kam nach 77 Minuten für Ribéry. Ein Paradebayer hat eben keine Stammplatz-Garantie, wie ihm Chef Rummenigge unter der Woche beschied.

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Quelle: AFP

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Kingsley Coman

Kam nach 84 Minuten für James Rodriguez. Muss wannanders zeigen, dass er mehr als halber Durchnitt (etwa 20 Millionen) auf der Lewandowski-Skala repräsentiert.

© SZ.de/chge
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