FC Bayern in der Einzelkritik:Quo vadis Thomas Müller?

Der Stürmer bleibt zum dritten Mal ohne Tor und landet auf dem Hosenboden. Robert Lewandowski beendet seine "Flaute" nach 80 Minuten und Trainer Guardiola sieht bei Rafinha verborgene Talente.

Von Jonas Beckenkamp, Mainz

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Manuel Neuer

1. FSV Mainz 05 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist berühmt fürs Bällefangen und Toreverhindern, aber auch für Ausflüge in ferne Zonen des Platzes. Insofern überraschte er gleich zu Beginn: Trabte brav ganz nach hinten vor seinen Kasten. Konnte seinen Bewegungsdrang nur wenige Minuten bremsen, dann spielte er schon wieder Kopfballungeheuer vor dem Mittelkreis. Hatte bis aufs Verwerten von Rückpässen kaum zu tun und wirkte in seinem Tor ziemlich allein. Vertrieb sich die Zeit mit kleinen Spaziergängen durch seinen Strafraum. Hätte zwischenzeitlich auch ein wenig den Rasen trimmen können, so ruhig ging es zu. Nicht einmal bei Christian Clemens' Lattenschuss durfte er den Ball fangen. Dabei tut er das doch so gerne.

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Philipp Lahm

1. FSV Mainz 05 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Beschränkt seinen Bewegungsdrang mittlerweile auf striktes Rauf und Runter auf der rechten Seite - seine Phase als Xavi-Klon in der Mitte ist vorerst vorbei. Initiierte aber auch so viele Angriffe mit, weil das Bayern-Spiel ein wenig seitenlastig war. Kurvte manchmal nach innen, um in Kontakt mit Thiago oder Alonso zu bleiben. Hielt sich ansonsten fein zurück, ist ja auch nicht mehr der Allerjüngste. Ist nach wie vor aber ein ziemlich guter Rechtsverteidiger - das kann Xavi nicht von sich behaupten.

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Javi Martínez

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Quelle: AFP

Ist zwar Mittelfeldspieler, muss sich aber eher Richtung Abwehrkraft orientieren, denn als solche will Guardiola ihn verwenden. Hatte diesmal seinen ersten vollen Umschulungstag nach ewigen Zeiten Zwangsferien. Stellte sich dabei nicht schlecht an, dirigierte armerudernd die Defensive und erinnerte mit seiner Lufthoheit an den Martínez aus dem Jahr 2013. Musste sich als Abwehrchef nicht allzu sehr verausgaben und konnte den Rest der Partie ein paar Trockenübungen in Sachen Stellungsspiel ausführen. Durfte früher in den Feierabend - man braucht ihn ja noch im Ernstfall.

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David Alaba

1. FSV Mainz 05 - FC Bayern München

Quelle: dpa

Hat schon mehrere Umschulungstage hinter sich, schließlich spielt er neuerdings Innenverteidiger. War als gebürtiger Wiener in Mainz bestens aufgehoben - auch hier lieben sie ja zumindest in bestimmten Jahreszeiten (Fassnacht!) den Schmäh. Interpretierte seine Rolle aber relativ humorlos und verzichtete auf Gekasper. Seinem Fußgelenk entsprang die Seitenverlagerung, die zum Elfmeter führte. Lieferte insgesamt einen zutiefst seriösen Auftritt ab, was nun die Frage aufwirft: Ist er überhaupt noch so ein lustiger Kerl wie früher?

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Rafinha

1. FSV Mainz 05 - FC Bayern München

Quelle: dpa

Nicht wenige hielten diese Rochade zunächst für Schmäh: Rafinha als Linksverteidiger? Guardiola sieht bei ihm offenbar verborgene Talente. Der Brasilianer selbst würde sich übrigens gerne als deutscher Nationalspieler sehen, aber das hält der Bundestrainer (der zuschaute) wiederrum für Schmäh. Erfüllte seine Aufgabe dennoch mit deutscher Gründlichkeit. Grätschte herzhaft, wenn Grobes gefragt war, zelebrierte ansonsten den Kurzpass und vermied den Weg zur Grundlinie (ist halt kein Linksfuß). Führte an der Seitenlinie ein paar angeregte Zwiegespräche mit Guardiola - rein fachlicher Natur, versteht sich.

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Xabi Alonso

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Quelle: AFP

Manche Berichterstatter nennen ihn immer noch "Xavi Alonso", was natürlich ein Frevel ist angesichts der Unterschiede zu seinem kleinen Landsmann. Xavi spielt gern Billardbande, Xabi lieber Quarterback. Xavi trägt Igelfrisur, Xabi das Modell "baskischer Kutterkapitän". Nahm entsprechend früh seinen Platz auf der Kommandobrücke ein und klappte das Spährohr aus. Guckte sich Räume aus, warf die Passangel aus und trat auch mal dazwischen, wenn die See ruppig wurde. Verbrachte einen Nachmittag ganz nach seinem Gusto: Der Fang fiel mit drei Toren üppig aus - und das ganz ohne großes Gewese.

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Thiago

1. FSV Mainz 05 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Gönnt sich dieser Tage eine kleine Kunstpause, sein Schaffen ist derzeit ein bissl weniger glanzvoll. Bemühte sich um Pragmatik in der Bayern-Offensive und trug als Passroboter dazu bei, dass der Ballbesitz gegen unendlich ging. Seinen Wacklern und Kreiseln fehlte aber die Zielführung, weshalb er nie in die Gefahrenzone vorstieß. Hing teilweise weit zurück, wo er versuchte, das Spiel auszubalancieren. Gelang ihm so lala. Seine Kunstpause dauert weiter an.

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Douglas Costa

Daniel Brosinski of FSV Mainz 05 challenges Douglas Costa of FC Bayern Munich during their German first division Bundesliga soccer match in Mainz

Quelle: REUTERS

Ist keiner für Kunstpausen, sondern vielmehr ein Fußballzirkus auf zwei flinken Füßen. Vermutlich macht er auch Übersteiger, wenn er morgens aus dem Bett hüpft. Bewies dann, dass er auch Bodenständiges im Repertoire hat und pfefferte einen Weitschuss aufs Mainzer Gehäuse. Widmete sich aber im Großen und Ganzen eher den schönen Dingen, zeigte noch ein paar hübsche Haken und war immer in Bewegung. Bemerkenswert, wie er mit einer Körpertäuschung gleich vier Gänge hochschalten kann - siehe seine Vorarbeit zum 3:0. War übrigens seine zehnte (!) in dieser Saison.

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Kingsley Coman

1. FSV Mainz 05 - FC Bayern München

Quelle: dpa

Kann auch ganz gut Übersteiger, was zwangsläufig zu der Frage führt: Was heißt eigentlich Übersteiger auf Französisch? Übersetzerfüchse mailen bitte an sport-online@sz.de! Wackelte vor dem Elfmeter erst den Mainzer Pierre Bengtsson aus und plumpste dann geschickt über das Bein von Pablo De Blasis. Tauschte dann mit Costa die Seite, was wenig brachte - wechselte schließlich wieder zurück nach rechts und siehe da: Seine Flanke ermöglichte Lewandowski das 1:0. Nicht nur deshalb gefiel es ihm rechts besser. Erzielte noch das 3:0, bei dem er nur den Fuß hinhalten musste.

Anmerkung der Redaktion: Vielen Dank für die zahlreichen Zuschriften. Richtige Antwort: "passement de jambes".

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Thomas Müller

FC Bayern Thomas Müller

Quelle: AFP

Was ist da los? Hat schon seit zwei Spielen nicht mehr getroffen, was bei diesem unglaublichen Müller kaum vorstellbar ist. Und es wurde noch viel unvorstellbarer: Rutschte beim Elfmeter auf den Hosenboden und prügelte den Ball Richtung Wiesbaden. Zeigte ansonsten ein typisches Müller-Spiel: Beackerte unsichtbare Zwischenräume des Feldes, stoppte manche Bälle besser und manche schlechter - und fummelte halt ein bisschen herum. Ging dann verfrüht duschen. Hat nun schon sagenhafte drei Spiele kein Tor mehr gemacht. Quo vadis?

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Robert Lewandowski

1. FSV Mainz 05 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Simon Hofmann/Getty Images

Damit konnte keiner rechnen: Befand sich nach seinen fünf Dingern gegen Wolfsburg völlig überraschend in der ersten Elf. Hatte beim Anpfiff schon über eine halbe Stunde nicht mehr getroffen, was natürlich nach Formkrise schreit. Lag zur Halbzeit schon 75 Minuten im Torverzug und wirkte darüber so konsterniert, dass er für weitere fünf Minuten verschwand. Köpfelte dann im Vorbeigehen das 1:0 - und beendete damit seine "Flaute". Seltsamerweise gelang ihm diesmal nur noch ein weiteres Tor. Aber Mainz ist ja auch nicht Wolfsburg.

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Arturo Vidal

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Quelle: AFP

Kennt als anerkannte Rennsemmel keine Kunstpausen, auch wenn Franz Beckenbauer zuletzt welche entdeckt haben wollte. Bekam von Guardiola aber eine Arbeitspause verordnet und kam erst spät herein. War bei seinem Kurzauftritt immerhin derjenige Spieler mit der schnittigsten Frisur.

Im Bild: rechts

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Quelle: AP

Jéróme Boateng

Betrat ungewohnt spät das Feld, was wohl daran lag, dass Guardiola ihn ebenso schonen wollte. Gegen die vielen kleinen Mainzer wirkte er wie ein Gigant. Half mit, den Sieg entspannt nach Hause zu bringen.

Mario Götze

Nach zuletzt ansprechendem Vortrag diesmal wieder Zuschauer - als er hereinkam, war der Käse gebissen.

© SZ.de/jbe
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