FC Bayern in der Einzelkritik:Nur Strieder und Gaudino verzichten auf Unfälle

Zwei Nachwuchsmänner sind noch die besten Münchner. Philipp Lahm lässt sich hingegen überlaufen - und Mario Götze scheitert kläglich. Die Bayern beim 0:2 in Leverkusen in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer, Leverkusen

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Manuel Neuer

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Quelle: AP

Möglicher Dialog vor dem Spiel, Pep Guardiola zu Neuer: "Manu, Du bist super-super, ich weiß. Aber schau mal, Pepe ist auch super. Möchtest Du in Leverkusen nicht mal eine Pause machen?" Neuer zu Guardiola: "Nö." Der Nationaltorwart hat zum Leidwesen des Münchner Ersatzkeepers Reina immer Lust auf Fußball. Den Freistoß von Hakan Calhanoglu zum 1:0 hätten wohl nur beide gemeinsam gehalten. Auch beim 2:0 durch Julian Brandt chancenlos.

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Mitchell Weiser

Bayer Leverkusen - Bayern München

Quelle: dpa

Lief beim Aufwärmen selbstbewusst als erster Münchner ins Stadion ein und schnappte sich gleich einen Ball. Übte ein paar Übersteiger, versuchte, dem ersten Fitnesstrainer den Ball durch die Beine zu schieben, scheiterte. Tunnelte den zweiten Fitnesstrainer. Ein Frechdachs, dieser Weiser! Spielt, seit bekannt wurde, dass er wohl im Sommer wechseln soll, regelmäßig gut — auch, weil er öfter auf als neben dem Platz als Frechdachs auftritt. Spielte am Samstag aber selten frech und meist unauffällig gegen einen möglichen zukünftigen Arbeitgeber. Bayer Leverkusen soll zu den Interessenten zählen.

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Dante

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Quelle: AP

Guardiola, das ist bekannt, hätte gerne 1000 Dantes. Er würde 1000 Dantes aber wohl auch alle auf die Bank setzen, wenn da so viel Platz wäre. Der Brasilianer war in Leverkusen mit ein paar beherzten Grätschen auffällig. Und wenn man als Fußballer grätschen muss, hat man zuvor meist falsch gestanden. Dante stand bereits nach elf Minuten falsch, als Stefan Kießling nach Flanke von Calhanoglu ein Tor erzielte, das wegen vermeintlicher Abseitsposition nicht gegeben wurde. Stand dann noch ein paar Mal falsch. Bekam von Philipp Lahm die Kapitänsbinde und winkte bezeichnend hektisch, weil er sie nicht wollte. Gerade nicht mit dem Selbstvertrauen eines Champions-League-Siegers ausgerüstet.

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Javi Martínez

Bayer Leverkusen - Bayern München

Quelle: dpa

Nach fast neuen Monaten, nachdem er im Supercup gegen Dortmund mit Marcel Schmelzer zusammenprallte und die Bänder in seinem Knie rissen, stand Martínez erstmals wieder in einem Bundesligaspiel auf dem Rasen. War vor eineinhalb Wochen unter dem Applaus seiner Kollegen ins Mannschaftstraining eingestiegen, mit seiner Rückkehr ist die Hoffnung auf eine auf hohem Niveau arbeitende Abwehr verbunden, auch ohne den verletzten Holger Badstuber. Seinem Spiel war die lange Pause jedoch noch anzumerken, als die Leverkusener Stürmer auf ihn zuflitzten. Wurde nach 62 Minuten gegen Medhi Benatia ausgewechselt. Das Champions-League-Halbfinale kommt für ihn vielleicht noch zu früh.

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Rafinha

Bayer Leverkusen - Bayern München

Quelle: dpa

Hatte das mit dem "Blick Richtung Barcelona", von dem Guardiola vor dem Spiel gesprochen hatte, nicht so recht verstanden. Hat sich jedenfalls keine seiner berühmten Giftpfeile für den kommenden Mittwoch aufgehoben.Gefährdete zunächst mit einem beherzten Tritt die Zukunftspläne des Familienvaters Stefan Kießling, bevor er den Leverkusener Stürmer in den Schwitzkasten nahm, um anschließend wild gestikulierend auf den Ball zu deuten. Hatte in der ersten Hälfte Glück, dass Tin Jedvaj seine zu kurze Kopfballabwehr nicht zur Führung nutzte. In Barcelona spielen für gewöhnlich elf Fußballer, die solche Chancen verwerten.

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Rico Strieder

Bayer Leverkusen - Bayern München

Quelle: dpa

Wer? Strieder, Rico, 22 Jahre alt, geboren in Dachau, von Beruf Mittelfeldspieler in der Regionalliga Bayern. Zuschauern im Stadion an der Grünwalder Straße ist Rieder natürlich als sog. Urgestein bekannt. Solch szenekundige Zuschauer wissen auch, dass seine Geschichte durchaus dramatische Züge trägt. Strieder durfte nämlich zuletzt sieben Monate lang kein Fußball spielen, Hüftgelenksverletzung mit muskulärem Teilabriss. "Ich wusste immer, dass ich zurückkommen würde", sagte Strieder damals. Dass er aber in dieser Saison bei den Profis würde mitspielen dürfen, hätte er wohl auch nicht gedacht. Unfallfreies Debüt, auch wenn er sich einmal von Calhanoglu böse austricksen ließ.

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Philipp Lahm

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Quelle: AP

Der Kapitän wirkte, als hätte er am Samstag nichts gegen eine Pause gehabt. Ließ sich einmal von Karim Bellarabi überlaufen und kam auch sonst recht häufig zu spät. Wurde nach 64 Minuten ausgewechselt und war wahrscheinlich gar nicht so unglücklich darüber.

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Bastian Schweinsteiger

Bayer Leverkusen - Bayern München

Quelle: dpa

Hüpfte in der Freistoßmauer zwar am höchsten, aber auch nicht hoch genug, um Calhanoglus Freistoß abzufälschen. Übernahm in der Schlussphase die Kapitänsbinde von Philipp Lahm, sprach dann öfters mit Schiedsrichter Christian Dingert und machte ansonsten wenig, außer Leverkusens Son kurz vor dem Schusspfiff das Standbein wegzutreten. Schweinsteiger wird irgendwann mal zahlreiche Biographien über seine bewegte Karriere veröffentlicht haben. In keiner wird der Leser etwas von diesem Samstagnachmittag in Leverkusen erfahren.

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Gianluca Gaudino

Bayer Leverkusen - Bayern München

Quelle: dpa

Zweiter Profiteur der Münchner Spielerrotation. Gaudino machte sein achtes Bundesligaspiel und das nicht schlecht. Setzte Mario Götze einmal stark in Szene und hätte seinen ersten Bundesliga-Scorerpunkt verdient gehabt. Spielte offensiver, als es seine Jobbeschreibung als defensiver Mittelfeldspieler eigentlich vorsieht. Musste Mitte der zweiten Hälfte von zwei Leverkusenern gleichzeitig am Strafraum gefoult werden. Wenn es so etwas gab an diesem für die Bayern bedeutungslosen Nachmittag: bester Münchner.

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Mario Götze

Bayer 04 Leverkusen v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Es hatte gute Gründe, dass Pep Guardiola ausgiebig rotierte, um Spielern wie Müller, Boateng oder Alonso eine Pause zu gönnen. Es hatte genauso gute Gründe, dass er Götze keine Pause gönnte: Götze ist noch nicht in Barcelona-Form. Nach 27 Minuten lief er allein auf Bernd Leno zu, umspielte den Bayer-Keeper lässig, doch schob den Ball dann so schwach aufs Tor, dass Tin Jedvaj retten konnte. Nach 67 Minuten lief er wieder allein auf Leno zu — und scheiterte noch kläglicher. Guardiola sollte es am Mittwoch mit bewährten Psychotricks probieren. Vorher mal bei Jogi Löw anrufen. Götze spät einwechseln. Und ihm dann etwas über Lionel Messi ins Ohr flüstern.

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Claudio Pizarro

Bayer Leverkusen - Bayern München

Quelle: dpa

Der beste ausländische Torschütze der Bundesligageschichte hatte in dieser Saison bislang erst einmal in der Münchner Startelf gestanden. Der Peruaner ist eines der menschgewordenen Luxusprobleme im Münchner Kader, doch er ist eben auch schon 36 und mit der Rolle als Luxusproblem gar nicht so unzufrieden. So wirkte es jedenfalls am Samstag. Schoss einmal Leno an.

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Medhi Benatia

Bayer Leverkusen - Bayern München

Quelle: Jonas Güttler/dpa

Hatte die undankbare Aufgabe, eine halbe Stunde lang Leverkusener Kontern hinterherlaufen zu müssen. Lief dann eine halbe Stunde lang Leverkusener Kontern hinterher.

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Thiago

Bayern Munich's Thiago Alcantara (L) attends a training session at the club's training ground in Munich

Quelle: REUTERS

Wurde vom feiernden Leverkusener Publikum bei jedem Ballkontakt wütend ausgepfiffen. Hatte ja an gleicher Stelle vor ein paar Wochen Stefan Kießling auf die Brust getreten und später den Elfmeter verwandelt, der das Leverkusener Pokalaus besiegelte. Schwitzte ein wenig für Barcelona an.

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Lukas Görtler

Wuerzburger Kickers v FC Bayern Muenchen II - Regionalliga Bayern

Quelle: Bongarts/Getty Images

Profiteur der Rotation, Nummer drei. Wurde in der 72. Minute für Claudio Pizarro eigewechselt. Lief meistens ins Abseits, wenn er hätte angespielt werden können. Hat jetzt trotzdem ein paar Argumente für den Kabinen-Trash-Talk in der Regionalliga.

© SZ.de/jbe
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