FC Bayern in der Einzelkritik:Nur der Flaschengeist zaubert

Jérôme Boateng taucht immer genau da auf, wo er gebraucht wird. Der raktetenhafte David Alaba benötigt für einen Job bei der Nasa mehr Präzision. Und Thomas Müller rutscht folgenlos durch die Partie. Der FC Bayern beim 0:0 gegen den HSV in der Einzelkritik.

Von Saskia Aleythe, Hamburg

Manuel Neuer

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(Foto: dpa)

Jérôme Boateng taucht immer genau da auf, wo er gebraucht wird. Dem raktetenhaften David Alaba benötigt für einen Job bei der Nasa mehr Präzision. Und Thomas Müller rutscht folgenlos durch die Partie. Der FC Bayern beim 0:0 gegen den HSV in der Einzelkritik. Manuel Neuer: Was tut man, wenn man auf dem Torwartolymp angekommen ist? Runterschauen und genießen und dann sicherstellen, dass dieser Status erstmal so bleibt. Bundestrainer Joachim Löw adelte Neuer jüngst, in dem er ihm zuschrieb, mit seiner Agilität "für einen Wandel im Weltfußball" zu sorgen. Torwartspiel ist nun also offiziell Neuerspiel. In Hamburg konnte er sich ganz dem heißen Sommerlüftchen widmen, zwischendurch beendete er mit dem ein oder anderen Ausflug nach vorne die Hamburger Tor-Träume. Manche waren allerdings ziemlich riskant. In der Nachspielzeit erhielt er bei einem Trip sogar eine gelbe Karte wegen Handspiels. Der Fauxpas blieb aber folgenlos. Kommt vor - auch auf dem Torwart-Olymp.

Rafinha

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Rafinha: Für den Brasilianer war der Auftritt in Hamburg quasi Bundesligastart: Nach dem Warmlaufen in der Champions League ging es für ihn nun auch wieder im Meisterschaftsgeschehen weiter. Erfüllte seine Jobbeschreibung gewissenhaft: Verteidigte, was es zu verteidigen gab, grätschte auch mal den ein oder anderen missratenen Pass seiner Kollegen aus den Hamburger Beinen. Erlebte aber auch die Undankbarkeit des Geschäfts: Wurde in der 61. Minute ausgewechselt zugunsten der Offensivkräfte von Mario Götze.

Jérôme Boateng

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Jérôme Boateng: Hat nun die Annehmlichkeiten eines Torschützen kennengelernt und wurde für seinen Treffer gegen Manchester City euphorischer gefeiert als für seine eigentliche Aufgabe: clever zu verteidigen. Findet sich mit dieser Ungerechtigkeit aber offenbar gerne ab und bleibt erstmal Abwehrspieler. Tat das in Hamburg mit der üblichen Unaufgeregtheit und war praktisch wie ein Flaschengeist: Tauchte dort auf, wo man ihn gerade gut gebrauchen konnte. Hatte dabei auch noch Augen wie ein Laubfrosch, Kopfball-Abwehr im Rückwärtsgang? Kein Problem.

Dante

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(Foto: AFP)

Dante: Wurde von Guardiola gegen Manchester City 85 Minuten geschont, um für diesen angsteinflößenden HSV unter neuem Trainer topfit zu sein. Bekam leichtes Nervenflattern, als er nach zwölf Minuten von Holtby und Lasogga an der eigenen Strafraumlinie aufdringlich umzingelt wurde, brachte den Ball aber noch sicher zu Manuel Neuer. Kann sich in Sachen Coolness von Kollege Boateng noch weiterbilden lassen.

Juan Bernat

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Juan Bernat: Musste als Erster kapieren, dass die Hamburger an diesem Tag nicht zum Spaßen aufgelegt waren: Wurde früh attackiert und in seinem Bewegungsdrang eingeschränkt wie ein Frettchen im Mini-Geschirr. Sorgte zwar für den ersten richtigen Torschuss der Bayern nach 33 Minuten, der war aber für Drobny locker wegzufausten. Kam einmal aussichtsreich in den Strafraum, hatte aber keine Laubfrosch-Augen wie Boateng: Ließ den Pass von Pizarro einfach austrudeln.

Philipp Lahm

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Philipp Lahm: Spielt seit neuestem nicht mehr wie Philipp Lahm, sondern wie Xabi Alonso. Zumindest ohne Xabi Alonso auf dem Platz. Musste in Abwesenheit des Spaniers zwischen Mittelfeld und Abwehr rotieren, leistete sich nach acht Minuten einen Lahm-untypischen Fehlpass direkt in den Lauf eines HSV-Angreifers. War ansonsten das gewünschte Bindeglied zwischen Hinten und Vorne, konnte aber erst wieder Impulse in die Offensive liefern, als Alonso in der zweiten Hälfte dazukam.

Pierre-Emile Höjbjerg

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Pierre-Emile Höjbjerg: Stand erstmals in dieser Saison in der Startelf und durfte gleich in der Zentrale ran: mal links, mal rechts von Philipp Lahm. Blieb als Co-Pilot unauffällig, was keine sonderlich schlechte, aber auch keine sonderlich gute Eigenschaften eines Co-Piloten ist. Hatte sich vor der Pause von der Sonne so mürbe machen lassen, dass er einen Pass von Dante direkt zu Arslan durchließ. Daraus wurde die bis dato beste Chance des HSV, doch Neuer bügelte Höjbjergs Fauxpas wieder aus. In der 53. Minute beendete Guardiola Höjbjergs Co-Piloten-Dasein.

David Alaba

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(Foto: AP)

David Alaba: Bekundet seit längerem gerne mal seine Ambitionen, offensiver mitmischen zu wollen. Durfte das gegen HSV tun, musste aber gegen die aggressiven Gegner Durchbeiß-Qualitäten entwickeln. Die zeigten sich in Halbzeit zwei: Alaba kam raketenartig aus der Kabine, als wolle er sich bei der Nasa für einen Ausflug ins All bewerben. Machte viel Druck mit einem Fernschuss und Dampf im Strafraum. Musste aber lernen, dass es fürs Toreschießen noch mehr Präzision braucht.

Xherdan Shaqiri

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(Foto: AFP)

Xherdan Shaqiri: Stand zuletzt Ende August für den FC Bayern auf dem Platz und hatte jede Menge Zeit, die neuen Kollegen zu inspizieren. Spielte nun wieder mit vielen alten Kollegen, aber neuem System, wurde von Guardiola nach 30 Minuten von links auf rechts beordert. Das änderte wenig am Spiel: Shaqiri wurde beackert und bedrängt. Immerhin Drobny konnte er mit seiner Aura noch Angst einflößen. Der spielte den Ball in seiner Nähe schon mal ins Seitenaus statt nach vorne.

Thomas Müller

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(Foto: AP)

Thomas Müller: Rutschte für Arjen Robben auf den Rasen in Hamburg, der Niederländer hatte sich beim Aufwärmen verletzt. Wuselte erst in der Zentrale, dann an der Spitze, muss sich aber zunehmend gefühlt haben wir ein Mittelgewichtsboxer: Bekam so einiges ab. Wurde durch die neue Spitze Lewandowski weitgehend beschäftigungslos, meldete aber immer noch Ambitionen im Strafraum an - kurz vor Schluss beinahe mit einem Konter zum 1:0. Doch es sollte nicht der Nachmittag von Müller werden.

Claudio Pizarro

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(Foto: AP)

Claudio Pizarro: War mit einer glänzenden Bilanz nach Hamburg gekommen: 19 Tore in 22 Spielen, da setzte ihn Guardiola selbstverständlich von Anfang an ein. Erlebte in der Sturmspitze, dass es gar nicht so leicht ist mit dem Toreschießen, wenn der Ball dort gar nicht ankommt. Zeigte nach 20 Minuten eine sehenswerte Viertel-Schraube aus dem Stand, ballerte das Leder aber volley über den Kasten. Zeigte danach, dass er auch im Mittelfeld ein robuster Spieler ist, schickte schöne Pässe über den Rasen. Die Bilanz weiter verbessern konnte er allerdings nicht.

Xabi Alonso

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Xabi Alonso: Hat es tatsächlich geschafft, in diesem bayerischen Ensemble aus Filigranfüßen und Passgenies eine Sonderstellung einzunehmen: Seit Alonso in München ist, wird dort Alonso-Fußball gespielt. Hätte auf Nachfrage wohl auch den Wiesn-Anstich ausgeführt, musste aber zu diesem Fußballspiel in Hamburg. Kam in der 53. Minute für Höjbjerg aufs Feld und nahm seine übliche Position ein, verwaltete die Bälle akribisch wie ein Finanzbeamter - wurde in der Nachspielzeit allerdings nachlässig und zwang Neuer per Fehlpass in eine missliche Lage. Wird von Guardiola nun wohl auch mal Kritik abbekommen.

Mario Götze

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mario Götze: Kam in der 61. Minute für Rafinha. Neue Impulsse brachte das keine, aber auch keine Gefahren. Interpretation: Ansichtssache.

Robert Lewandowski

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Robert Lewandowski: In der 66. Minute für Shaqiri eingewechselt und der letzte Sturmspitzen-Versuch von Guardiola an diesem Nachmittag. Hatte nicht die besten Chancen zum Vollenden, braucht die ja aber auch nicht immer. Blieb wie seine Vorgänger: wirkungslos.

Xabi Alonso

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(Foto: AP)

Xabi Alonso: Hat es tatsächlich geschafft, in diesem bayerischen Ensemble aus Filigranfüßen und Passgenies eine Sonderstellung einzunehmen: Seit Alonso in München ist, wird dort Alonso-Fußball gespielt. Hätte auf Nachfrage wohl auch den Wiesn-Anstich ausgeführt, musste aber zu diesem Fußballspiel in Hamburg. Kam in der 53. Minute für Höjbjerg aufs Feld und nahm seine übliche Position ein, verwaltete die Bälle akribisch wie ein Finanzbeamter - wurde in der Nachspielzeit allerdings nachlässig und zwang Neuer per Fehlpass in eine missliche Lage. Wird von Guardiola nun wohl auch mal Kritik abbekommen.

Mario Götze

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Mario Götze: Kam in der 61. Minute für Rafinha. Neue Impulsse brachte das keine, aber auch keine Gefahren. Interpretation: Ansichtssache.

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