FC Bayern in der Einzelkritik:Müller mutiert nach 999 Minuten zum Herkules

Der Bayern-Stürmer trifft endlich wieder in der Bundesliga. Thiago spielt wie Vidal, Neuer wird für seine Anwesenheit bezahlt. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

1 / 12

Manuel Neuer

Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Erlebte ein Spiel wie ein Tag im Büro. Alle 15 Minuten gab es mal was zu tun, aber hauptsächlich wurde er für seine Anwesenheit bezahlt. Weil die spezifischen Eigenarten seines Jobs eben verhindern, dass er Kaffee kochen oder den Gummibaum gießen kann, pflaumte er in der ersten Halbzeit mal zünftig seine Vorderleute an, weil ihm das Verhalten bei einem Freistoß nicht passte. Hatte sonst nix zu meckern und erlebte einen ruhigen Bereitschaftsdienst. (Archivbild)

2 / 12

Philipp Lahm

Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Kennt von allen Spielern am besten diese Bundesligapartien, die man als FC Bayern halt gewinnen muss, die aber schon drei Tage später in den staubigen Statistikbüchern verschwinden, die heute Internet-Datenbanken sind. Guckte sich das Geschehen an, sah früh, dass von Wolfsburg keine Gefahr ausgeht. Sah kurz darauf zwei frühe Tore seiner Mannschaft. Machte gedanklich einen Haken hinter den Punkt "Wolfsburg" auf der Bayern-To-do-Liste und überlegte, wie er seinen Trainer Carlo Ancelotti dazu bringen kann, ihn wieder im Mittelfeld aufzustellen.

3 / 12

Javi Martínez

-

Quelle: AFP

Kam ja mal für 40 Millionen Euro als defensiver Mittelfeldspieler und Wellenbrecher zum FC Bayern. Der FC Bayern gewann so die Champions League. Ist nun per Gewohnheitsrecht Innenverteidiger geworden, macht das sehr anständig und rettet wenn nötig in der letzten Minute mit einem illegalen Handspiel. Brauchte an diesem Tag wirklich keine Schummelei, um Gefahr zu verhindern.

4 / 12

David Alaba

Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Spielte in Abwesenheit des leicht verletzten Jérôme Boateng und des erkrankten Mats Hummels wieder Innenverteidiger und traf dort auf seinen alten Kumpel Mario Gomez. Nahm Gomez oft in Manndeckung oder übergab ihn fürsorglich in die Obhut von Javi Martínez. Hat ihm vielleicht mal was Tröstendes ins Ohr geflüstert, weil er ja auch sehen musste, dass so wenige Anspiele kein Zustand für einen Stürmer sind. Ließ Gomez gnadenhalber einmal in der zweiten Halbzeit über das Tor schießen. Konnte sich im Gegensatz zu Manuel Neuer mit ein paar strategischen Pässen die Zeit vertreiben.

5 / 12

Juan Bernat

Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Man könnte fast auf die Idee kommen, dass sich da ein Bayern-Spieler unter Wert verkauft. So viel Außenverteidiger, die internationalen Ansprüchen genügen, gibt es ja nicht auf der Welt und Bernat liefert bei seinen wenigen Einsätzen stets Qualitätsarbeit ab. Besitzt die Dynamik, die Philipp Lahm wegen seines Alters nicht mehr haben kann, prescht mit dieser Geschwindigkeit auf die gegnerische Abwehr zu, kommt zu Torchancen und kontrolliert den Ball in erstaunlichem Tempo. Sein größtes und einziges Problem: Hat zwei Außenverteidiger vor der Nase, die ebenfalls internationalen Ansprüchen genügen.

6 / 12

Thiago

Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Ist der Peter Pan des FC Bayern nun doch erwachsen geworden? Machte jedenfalls alles, was erwachsene Fußballer so tun. Holte sich früh eine gelbe Karte wegen eines taktischen Trikotziehens ab, foulte, wo es nötig war, sortierte an der Seite von Arturo Vidal das Spiel und eroberte vor dem 3:0 mit vidalschem Körpereinsatz den Ball. Gut, der VfL machte es ihm auch einfach, eine reife Leistung zu bringen, weil er im Mittelfeld dann doch vier- bis fünfmal zu oft den Ball ohne Bedrängnis annehmen durfte. So viel Freiheit wird er gegen einen Gegner wie Leipzig nicht haben. Machte dann in der zweiten Halbzeit wenigstens noch einen Hackentrick.

7 / 12

Arturo Vidal

Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ein Beweis dafür, dass man ein Spiel im Stadion anders wahrnimmt, als vor dem Fernseher. War gegen Atlético Madrid in der Champions League schon in starker Form und bestätigte die gegen Wolfsburg. Gewann wichtige Zweikämpfe, stand oft richtig und agierte zuweilen so strategisch, wie es sich Pep Guardiola oft von ihm gewünscht hätte. Die Zuschauer in der Münchner Arena konnten das gut beobachten: Kein anderer bekam so oft Szenenapplaus wie der Chilene.

8 / 12

Arjen Robben

Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Mit Arjen Robben auf dem Feld ist das Spiel des FC Bayern ein anderes. Es hat ein bisschen mehr Geschwindigkeit, ein bisschen mehr Durchschlagskraft und wenn nichts mehr geht, immer diese eine Robben-Aktion: Von außen nach innen und dann mit dem linken Fuß schlenzen. Man weiß, was er machen wird, aber man kann es nicht verhindern. Jedenfalls nicht der VfL Wolfsburg an diesem Tag vor dem 1:0.

9 / 12

Franck Ribéry

Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Wird im Gegensatz zu Thiago kein Fußballer mehr, der erwachsen spielt. Soll er auch gar nicht. Ist aber wie Lahm im gesetzteren Fußballalter und entschied früh, dass seine volle Energie hier nicht nötig sein wird. Wirkte weniger quirlig als der auf seiner Seite spielende Bernat und bewies, dass man ihn keine Ecken schießen lassen sollte.

10 / 12

Thomas Müller

-

Quelle: AFP

Und plötzlich stand er da wie der mickrigste Herkules der Welt. Er spannte den kaum vorhandenen Bizeps an und reckte die Arme in die Luft. Es war passiert. Tatsächlich noch in dieser Saison: Thomas Müller hat ein - Trommelwirbel - Tor geschossen. Zum 4:0 drückte er den Ball nach exakt 999 torlosen Minuten rein und in der Torschützenliste der Fußball-Bundesliga steht nun eine 1 hinter seinem Namen. Er hat auch schon vorher sehr gut gespielt, legte Franck Ribéry den Ball per Volleyhacke in den Lauf und schlug mal einen Diagonalpass, wie ihn Xabi Alonso nicht schöner hinbekommen hätte. Allein, ihm fehlte das Glück. Sein alter Meister Hermann Gerland sagte mal "Immer Glück ist Können". Die Frage, was "Immer Pech" dann ist, muss Müller nun nicht mehr beantworten.

11 / 12

Robert Lewandowski

Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hat im Moment das Glück, das sich Thomas Müller erackern muss. Erwartet ein Kind und die Bälle gehen bei ihm halt rein. Bekam beim 2:0 den Ball an den Fuß, stand knapp nicht im Abseits, konnte ihn sogar noch stoppen und dann reinschießen. Beim 3:0 lenke er einen Schuss von Thomas Müller reflexartig ins Tor. Zwei Tore, die ein Stürmer macht, bei dem es gerade läuft. Hat trotzdem noch vier Tore Rückstand auf seinen Torjäger-Kanonen-Rivalen Pierre-Emerick Aubameyang.

12 / 12

Xabi Alonso, Douglas Costa, Rafinha

Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Rafinha spielte noch einen Querpass, den Douglas Costa mit Schallgeschwindigkeit in den Winkel jagte. Xabi Alonso schaute sich diesen Knaller geruhsam an.

© SZ.de/schm/tbr
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: