FC Bayern in der Einzelkritik:Fast Heiligen-Status erreicht

Der Österreicher David Alaba muss in seiner Heimat heilig gesprochen werden. Dante kann sich schon seiner Abendplanung widmen. Und Pierre-Emile Höjberg wirkt wie eine Ballerina im Heavy-Metal-Schuppen. Der FC Bayern beim 6:0 gegen Bremen in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Saskia Aleythe

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FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Manuel Neuer

Manuel Neuer: Hat in den vergangenen zwei Länderspielen so viele Gegentore kassiert wie mit dem FC Bayern in der gesamten Saison - alle drei Wettbewerbe eingeschlossen. War also vermutlich ganz froh, erstmal wieder im Münchner Trikot aufzulaufen. Erlebte dabei nicht viel mehr als Wochenendreisende an deutschen Bahngleisen. War dafür aber deutlich besser gelaunt: Null Bälle landeten in seinem Tor. Das Münchner Trikot passte wunderbar.

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Jérôme Boateng

Jérôme Boateng: War zu Beginn einmal sowas wie der Feuerschlucker im Strafraum: Lieferte sich mit Dante zu Beginn ein brenzliges Ping-Pong-Spiel im eigenen Strafraum. Das war unnötig gefährlich, aber doch unterhaltsam. Und wie sooft ging es gut mit Boateng in der Abwehr. Hatte viel Lust am Laufen an diesem Oktobertag - im eigenen Strafraum wäre es sonst auch viel zu langweilig geworden. Die Lektion Selbsthilfe hat er längst gelernt beim FC Bayern.

FC Bayern München - Werder Bremen

Quelle: dpa

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Dante:

Dante (hinten): Hat die Vorzüge des Lebens in Deutschland so schätzen gelernt, dass er sich gerne eines Tages einbürgern lassen möchte. Feierte am Samstag erstmal seinen 31. Geburtstag, konnte sich im Geiste auch ausgiebig der Abendplanung widmen: Grillen, Tanzen, Schwimmen? Auf dem Platz hatte er so viel zu tun wie Lokführer zum Ferienstart. Hoppelte am Ende auch mal durch den Bremer Strafraum. Warum? Weil er es konnte.

Bayern Munich's Alaba is tackled by Fritz of Werder Bremen during German Bundesliga first division soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

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David Alaba

David Alaba: Ist nicht nur einer der wenigen Österreicher, die es bis ins Team des FC Bayern geschafft hat, sondern auch einer der wenigen Österreicher, die bald beim Papst antreten dürfen. Sollte damit in seiner Heimat alsbald einen Heiligen-Status verpasst bekommen. Rauschte gegen Bremen wie ein losgelassener ICE ohne Lokführer durch die gegnerische Abwehr, hätte wohl auch ungestört bis zum Norddeich düsen können. Das führte zu großen Anteilen an zwei schönen Toren. Musste in der Halbzeit Bernat weichen, konnte derweil schon mal seinen Heiligen-Status im Internet checken.

FC Bayern München - Werder Bremen

Quelle: dpa

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Rafinha

Rafinha: Musste jüngst im Training mit Dante zum Dosenschießen antreten, tat sich gegen das spanische Duo Alonso/Guardiola schwer. Gab gegen Bremen in der ersten Halbzeit kaum Lebenszeichen, kam dafür in der zweiten Hälfte gleich in den Strafraum geschossen. Jagte Raphael Wolf fünf Minuten später mit einem Distanzschuss Angst ein. War dann wieder im Teamgefüge verschwunden.

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Quelle: Matthias Schrader/AP

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Philipp Lahm

Philipp Lahm: Sorgt mitunter dafür, dass Pep Guardiola ein glücklicherer Trainer ist als Joachim Löw: Spielt noch beim FC Bayern, während der Bundestrainer ohne ihn auskommen muss. War schon nach knapp 20 Minuten die Endorphin-Kanone: Netzte aus zentraler Position im Strafraum ein. Der Jubelansturm seiner Kollegen war ihm dann aber fast peinlich, er wiegelte verlegen ab, ganz nach dem Motto "Jaja, schon in Ordnung". Spielte anschließend weiter wie einer, der seinen Trainer froh machen kann. Durfte dafür feiern, was nicht vielen gelingt: Seinen 200. Sieg in der Bundesliga - sogar noch mit seinem zweiten Tor durch die Beine von Wolf.

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Lennart Preiss/Getty Images

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Xabi Alonso

Xabi Alonso: Gehört beim FC Bayern ja nicht unbedingt zur Abteilung Schabernack, war daher beim wohl ungewöhnlichsten Freistoßtor des Spieltags in der Rolle des eiskalten Verwandlers gut besetzt. Ließ Alaba und Müller die Abwehr auseinanderzupfen und schoss dann knackig flach geradeaus ins rechte Eck - das erste Bundesliga-Tor des Spaniers. Spielte sonst wie ein Hellseher in der Zentrale: Hatte stets den richtigen Pass für die Gepflogenheiten seiner Kollegen parat. Ließ dadurch den Frischling Höjbjerg genauso gut aussehen wie die Passmaschine Lahm. Durfte Kopf und Glieder nach 61 Minuten wieder ausruhen.

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Pierre-Emile Höjberg

Pierre-Emile Höjberg: Wirkte zunächst fehl am Platz wie eine Ballerina im Heavy-Metal-Schuppen, mit dem einen oder anderen Fehlpass zu Alonso. Machte dann aber eine erstaunliche Metamorphose durch: Entwickelte sich zum robusten Kerl, holte damit auch mal einen Freistoß raus. Scheiterte nach 36. Minuten zwei Meter vorm Torwart - doch der Winkel war spitz. Übernahm zunehmend mehr Verantwortung auf dem Platz, musste später auch ohne Alonso klar kommen. Das klappte immer besser.

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Quelle: AFP

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Arjen Robben

Arjen Robben: Schämte sich nach der Pleite der Niederländer in der EM-Qualifikation gegen Island öffentlich, trat in München aber nicht mehr mit hochrotem Kopf auf, sondern in fröhlicher Winke-Winke-Stimmung. Wurde später Teil Münchner Geschichte: Schoss den ersten Freistoß in der Arena, bei dem Schaum die Linie der Mauer markierte. Zog seine Kreise in typischer Arjen-Robben-Manier: Engagiert und gefährlich. Bekam in der zweiten Hälfte schlechte Laune wie Ausflügler beim Bahnstreik: Hatte einen Elfmeter versagt bekommen. Zeterte, bis er zur Ruhe ermahnt wurde. Drosch den Ball noch einmal sehenswert übers Tor, dann wurde er ausgewechselt - schämen musste er sich dieses Mal aber nicht.

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Thomas Müller

Thomas Müller: Neue Freunde im Norden hat sich Thomas Müller in dieser Partie sicher nicht geschaffen, dafür ein Freistoßstor kreiert, das wohl nur mit Thomas Müller möglich ist. Antäuschen und vorbeilaufen, das kennt man. Antäuschen, vorbeilaufen, eine Finte vor der Abwehr machen und dann noch kurz beim Torwart vorbeischauen - Müller vollführte den absurdesten Freistoßtanz der Bundesliga. Doch Müller war noch nicht glücklich genug, vor der Pause verschaffte er sich einen Elfmeter, den er selbst noch verwandelte. Später auch am 5:0 beteiligt. Könnte bald einen Ratgeber verfassen, Titel: "Das Glück liegt in dir selbst".

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Mario Götze

Mario Götze: Laut Manuel Neuer mit Justin-Bieber-Status in der Öffentlichkeit gesegnet, schenkte ihm dafür gleich beim Einschießen einen fiesen Ball ein. War erstaunlich früh erstaunlich wach und nicht um Neckereien gegen Bremens Raphael Wolf verlegen. Für Alabas Geistesblitze auch mal zu langsam, aber das Schicksal teilte er mit anderen Kollegen. Hatte drei Torschützen gefeiert und dann selbst genug Mut: Schleuderte den Ball kurz vor der Pause zum 4:0 in einem formschönen Bogen ins Netz. Ließ den Ball in der zweiten Hälfte im Strafraum wegkullern, was ihm den Spott von Müller einbrachte. Doch damit kann Götze mittlerweile umgehen. Antwortete mit einem weiteren Fernschuss zum 6:0 kurz vor Schluss.

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Juan Bernat

Juan Bernat: Wurde in der Halbzeit auserwählt, David Alaba zu ersetzen. Das war ein undankbares Unterfangen nach der starken Vorstellung des Österreichers, Bernat löste die Aufgabe mit Unauffälligkeit. Machte Götze beim 6:0 kurz vor Schluss den Weg im Strafraum frei. (Bild links)

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Franck Ribéry: Erlebte schon vor dem Anpfiff Hochmomente im Münchner Stadion, wurde beim Warmmachen mit herzlichen Applaus begrüßt. Durfte nun also sein Comeback und zweites Bundesligaspiel der Saison absolvieren, lief nach 61 Minuten für Arjen Robben auf den Platz. Wuselte ein bisschen mit Bernat durch den Strafraum, dann trudelte der Ball zu Götze - und der traf aus der Ferne. Fast Vorbereiter-Status also.

FC Bayern Muenchen v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Xherdan Shaqiri: War als einer der wenigen Nationalspieler in München fröhlich heimgekehrt: Hatte im Schweizer Trikot ein Tor geschossen. Kam gegen Bremen nach 61 Minuten für Alonso, stubste Lahm den Ball zum 5:0 vor die Beine und ging wiederum fröhlich.

© Süddeutsche.de
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