FC Bayern in der Einzelkritik:König Alonso und seine Vasallen

Xabi Alonso lässt es in der Mittelfeldzentrale ordentlich chefeln. Jérôme Boateng wird künftig auf Schuhplatteln umsteigen. Und Gianluca Gaudino könnte noch ein paar Muckis vertragen. Der FC Bayern beim 2:0 gegen den VfB Stuttgart in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

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FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Manuel Neuer

Manuel Neuer: Teilte der Welt neulich offenherzig mit, dass er auch gerne im Feld mitspiele. Ach wirklich? Hätte man gar nicht vermutet bei ihm. Wo er doch immer brav auf der Linie klebt und algerischen Ausflügen abschwört. Kleidete sich in der knalligen Kombination giftgrün (Leibchen) und signalorange (Handschuhe), womit er auf der London Fashion Week dieser Tage sicher der dernier cri wäre. Wurde von den biederen Stuttgartern nicht ein einziges Mal gefordert und hätte problemlos eine Runde Tretboot auf dem Starnberger See fahren können.

(Archivbild)

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart - Bundesliga

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Jérôme Boateng

Jérôme Boateng: Mag es weniger algerisch, dafür lieber bayerisch. Machte unlängst beim Lederhosen-Fotoshooting der Bayern eindeutig die beste Figur - und das als gebürtiger Berliner! Genoss den Platz auf der rechten Seite und beeindruckte gleich mit zwei Flanken aus dem Präzisions-Proseminar. Schulte nach der Pause auf Abwehrchef um. Hätte dort auch ein paar Schuhplattler aufführen können, so wenig gab es zu tun. Freut sich auf die Wiesn und die ganze Trachtennummer - ganz bestimmt.

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Quelle: AP

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Dante

Dante: Macht eh immer bella figura, egal in welcher Klamotte. Gab erst einmal den Mittelmann in der Dreierkette und freute sich, dass ihm Ballmagnet Alonso fast die ganze Arbeit im Aufbauspiel abnahm - und wenn es doch mal brenzlig war, stand hinter ihm immer noch der algerische Neuer. Nach Badstubers Unpässlichkeit überließ er Boateng das Abwehrzentrum und orientierte sich weiter nach links. Sah weiterhin blendend aus, trabte gemächlich hin und zurück und nahm die Einfallslosigkeit der Gäste zufrieden zur Kenntnis.

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Holger Badstuber

Holger Badstuber: Dürfte den Zukauf von Mehdi Benatia interessiert zur Kenntnis genommen haben. Ist aber keiner, der sich wegen der Konkurrenz in die Hose macht - und siehe da: Benatia saß zunächst draußen. Das Volk ist ihm ohnehin wohlgesonnen, es rief: "Badstuber, Fußballgott!" Wirkte aufmerksam, energisch und voller Tatendrang. Dann kam die 40. Minute und er tat sich bei einem Pass im Nirwana der eigenen Hälfte weh. Und wenn Badstuber sich wehtut, heißt das meist nichts Gutes. Verließ kopfschüttelnd das Feld, konnte aber immerhin noch aufrecht gehen. Erste Diagnose: Muskelverhärtung.

Munich's Goetze celebrates after he scored against Stuttgart during their German first division Bundesliga soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

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Philipp Lahm

Philipp Lahm: Freute sich während der Länderspielpause zum ersten Mal seit gefühlten 18 Jahren über ein wenig Freizeit. Was macht einer wie er dann eigentlich? Daheim endlich mal schön klar Schiff? Visite bei den Schwiegereltern? Kuchen backen? Vermutungen bitte an sport-online@sz.de. Kehrte nach langer Abstinenz wieder ins Mittelfeld zurück, wo er eine Art Vasall für König Alonso gab. Zeigte kleine Klugheiten am Ball und sogar ein Foul per kernigem Fußfeger. Lahm, ein Foul! Heilig's Blechle! Beschloss seinen Arbeitstag schließlich wieder auf der rechten Seite. Hatte dort reichlich Zeit, sich Kuchenrezepte auszudenken.

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David Alaba

David Alaba: Von wegen Länderspielpause! Knöpfte sich zuletzt einen gewissen Zlatan I. vor und geigte ihm die Meinung. Könnte sich in etwa so angehört haben: "Mogst an Wickl areißn, du Blunzn?" Verzichtete diesmal auf weitere Scharmützel - vielleicht auch, weil er des Schwäbischen nicht mächtig ist. Agierte erstaunlich offensiv, Stuttgarts rechte Seite ließ ihn vornehm gewähren. Verbrachte die Partie im Wesentlichen mit kurzen Sprints, ein paar Zweikämpfen und meist gelungenen Zuspielen - ohne großen Glanz also, aber "eh urleiwand".

FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart - Bundesliga

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Xabi Alonso

Xabi Alonso: Posierte mit treuem Hundeblick auf dem Titelbild des Stadionheftes, in dem Vorstandsboss Rummenigge bekanntlich ein paar kernige Zeilen an alle Spanien-Kritiker der Bayern richtete. Ließ es in der Zentrale ordentlich chefeln, saugte die Bälle förmlich an und pinselte edle Passgemälde auf den Rasen. Wirkte mit seiner erhabenen Präsenz wie einer, der schon lange da ist. Beschränkte sich im weiteren Verlauf aufs Organisieren - und sorgte mit einem Lattenschuss für einen "Ooh"-Moment unter den Fans. Noch Fragen, liebe Spanier-Kritiker?

FC Bayern München - VfB Stuttgart

Quelle: dpa

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Juan Bernat

Juan Bernat: Ist auch Spanier, was aber nichts zur Sache tut. Ragte beim Einlaufen gerade so über das Einlaufkind hinweg - kein Wunder bei 1,70 Meter Körpergröße. Und als wäre das nicht genug, sprang ihm Sekunden nach dem Anpfiff bei einem Kopfballversuch auch noch Air-Badstuber ins Kreuz. Ließ sich von diesen Unwägbarkeiten aber nicht die Laune verderben und prüfte prompt Ulreich mit einem fiesen Flaschschuss. Verwaltete pflichtbewusst die linke Seite. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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Quelle: AP

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Mario Götze

Mario Götze: Ist kein Spanier und auch kein bayerischer Bazi. Bewegt sich herkunftstechnisch irgendwo dazwischen, halb Zuagroaster (Dortmund!), halb Allgäuer (Memmingen!). Bewegte sich auf dem Feld wie so oft zwischen den Linien und zeigte dann ein kunstvolles Kringerl, als es nötig war: Ein Haken im Sechzehner - und schon stand es 1:0. Hielt sich mit weiteren Finessen zurück und unterstrich wieder einmal das große Götze-Dilemma: Sein Riesenpotential gibt es nur in homöopathischen Dosen zu sehen.

Munich's Mueller challenges Stuttgart's Werner during their German first division Bundesliga soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

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Thomas Müller

Thomas Müller: Wer sich in der Luft gegen baumlange Schotten durchsetzt, überspringt auch mittelgroße Schwaben locker. Schraubte sich nach 15 Minuten in die Höhe und forderte VfB-Keeper Ulreich mit einem Kopfball-Torpedo heraus. Ging gewohnt eigenwillige Wege, arbeitete viel, doch der Ball wollte ihm nicht immer gehorchen. Vielleicht sollten ihn seine Mitspieler nur noch in der Luft anspielen, dann gäbe es keine Probleme mit den Füßen.

Munich's Lewandowski challenges Stuttgart's Vidal during their German first division Bundesliga soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

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Robert Lewandowski

Robert Lewandowski: Hatte es zuletzt nicht mit baumlangen Briten, sondern mit hilflosen Gibraltarern zu tun, denen er gleich vier Tore verpasste. Bekam in der Spitze kaum Verwertbares vor die Füße und blieb lange ohne nennenswerten Arbeitsnachweis. Vollbrachte dann immerhin einen hübschen Drehschuss, der knapp drüber preschte - und stocherte die Kugel schließlich nach Alonsos Lattenkracher an den Pfosten. Weil es mit dem Toreschießen nicht klappte, legte er halt Ribéry das 2:0 auf. Hätte sich gewiss nicht über ein paar Gibraltarer beim VfB beschwert.

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Quelle: AP

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Gianluca Gaudino

Gianluca Gaudino: Als Badstuber vom Feld humpelte, fuchtelte Guardiola plötzlich in seine Richtung: Rein mit dir, signalisierte der Katalane. Platzierte sich im Mittelfeld und schickte Lahm weiter nach hinten. Fügte sich gekonnt ein, unterstrich seine Ballsicherheit und kurvte mehrfach in Mehmet-Scholl-Manier Richtung Sechzehner. Seine Technik ist bemerkenswert, sein Teenie-Körper könnte noch ein paar Muckis vertragen, aber das wird noch.

Ribery receives instructions before he enters the match against VfB Stuttgart during their German first division Bundesliga soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

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Franck Ribéry

Franck Ribéry: Genoss die Länderspielpause avec contenance, schließlich muss ein Grandseigneur wie er nicht mehr zu jedem Regenkick nach Belgrad tingeln - oder, Monsieur Platini? Als er eingewechselt wurde, hallte es "Ribéry, Ribéry" durch die Arena. Es war sein erster Auftritt seit dem Pokalfinale im Mai. In der 86. Minute war es dann vorbei mit der Contenance: Pass Lewandowski, Treffer Ribéry. Willkommen zurück.

Claudio Pizarro, Bayern Muenchen, Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Claudio Pizarro

Claudio Pizarro: Kam spät in die Partie und erinnerte wieder einmal daran, dass er der bestgelaunte Einwechselspieler der Liga ist.

© Süddeutsche.de/fued
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