FC Bayern in der Einzelkritik:Kimmich kann viel lernen

Der junge Innenverteidiger hat aber auch starke Momente. Robert Lewandowski legt sich mit den Zuschauern an - und Arjen Robben schießt endlich sein Tor. Die Bayern in der Einzelkritik.

Von Benedikt Warmbrunn, Turin

Manuel Neuer

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(Foto: dpa)

Laut jüngsten Schätzungen des Branchenkenners Philipp Lahm "mindestens 1,85 Meter groß", was von Lahm sehr konservativ geschätzt war. Mit seiner Größe von 1,93 Meter sollte der Torwart im Notfall die Höhennachteile seiner Vorderleute ausgleichen. Nach 30 Sekunden parierte er einen Fernschuss von Mandzukic. Ansonsten nutzte er seine 193 Zentimeter lange erst einmal, um das Tor klein zu halten. Oder um das Spielfeld zu verkleinern, indem er fast bis an die Mittellinie vorlief. Dann aber, als Juve auf den Ausgleich drängte, kam es wiederholt zum Notfall. Zeigte nach einem Schuss von Cuadrado wie weit nach oben er mit seinen Fingerspitzen kommt. Bei beiden Gegentoren chancenlos.

Philipp Lahm

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(Foto: Getty Images)

Spielte zum 100. Mal in der Champions League. Erinnerte daher im Vorfeld an seinen ersten Einsatz (November 2002, eingewechselt in der 92. Minute gegen Lens für Markus Feulner). Er habe, sagte Lahm, 32, damals noch ausgesehen "wie ein kleiner Junge". Hat sich seitdem beachtlich entwickelt. Spielte zum Beispiel am Dienstag erneut in einer Hybridrolle. Bei eigenem Ballbesitz zunächst in der Mittelfeldzentrale, hatte Juve den Ball, ließ er sich auf die Rechtsverteidigerposition zurückfallen. In der zweiten Halbzeit verstärkt als Außenverteidiger. Kam dann nicht mehr in jeder Aktion mit, unter anderem vor dem Ausgleich. Weiterer Makel: Blieb wie auch in den 99 Champions-League-Spielen zuvor ohne Treffer.

Joshua Kimmich

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(Foto: Massimo Pinca/AP)

Schaut aus wie ein kleiner Junge. Was vor allem daran liegt, dass er ein kleiner Junge ist. Abgesehen davon spielte er lange mit einer Abgeklärtheit, als sei dies sein 1000. Champions-League-Spiel - und nicht sein sechstes. Zunächst aufmerksam im Stellungsspiel. In der 45. Minute gewann er sogar erstmals ein Kopfballduell gegen Mandzukic. Der ist immerhin elf Zentimeter größer als der 176-Zentimeter-Junge Kimmich. Seine erste Unkonzentriertheit führte prompt zum Gegentor. Und auch beim Ausgleich war er einen Schritt zu langsam. Der kleine Junge konnte an diesem Abend am Ende doch noch sehr viel lernen, dennoch gab es ein Kompliment von Guardiola: "Perfekt. Er war perfekt." Da hatte der Lehrmeister nur leicht geflunkert.

David Alaba

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(Foto: AFP)

Mit der stolzen Größe von 1,80 Meter größter Mann der Viererkette. Nach nicht einmal einer halben Minute kam nach einem Missverständnis zwischen ihm und Neuer Mandzukic zu seinem frühen Fernschuss. Ansonsten zunächst vor allem im Spielaufbau gefragt. Später wusste er wie seine Nebenspieler dem Drängen der Turiner wenig entgegenzusetzen. Durfte dann auf die linke Seite ausweichen, weg aus dem Getümmel.

Juan Bernat

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(Foto: AP)

Lange ein ordentlicher, solider Auftritt. Fiel vor allem dadurch auf, dass er kaum auffiel. In der zweiten Halbzeit allerdings spielte Juventus verstärkt über seine linke Seite nach vorne, unter anderem vor dem Anschlusstor. Musste für Benatia weichen. Womöglich nicht nur für die Schlussviertelstunde, sondern auch für die nächsten Wochen.

Arturo Vidal

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hatte gestanden, dass ihm, bis zum Sommer selbst noch Juventus-Spieler, "das Los nicht gefallen hat". Stand etwas überraschend für Xabi Alonso in der Startelf, Arbeitsauftrag: Mit seiner Aggressivität die großen Juve-Spieler von den kleinen Münchner Verteidigern fernzuhalten. Spielte sehr wuchtig, warf sich immer wieder den Angriffen seiner ehemaligen Mitspieler entgegen. Konnte so mehrere Bälle abfangen, unter anderem vor dem Führungstor. Auch bei eigenem Ballbesitz sehr eifrig, jeder Angriff startete bei ihm. Als Ballverteiler kreativer als in den Wochen zuvor. In der zweiten Halbzeit wurde deutlich, warum ihm das Los nicht gefiel: Musste sich gegen das anrennende Heimteam sehr mühen, es wurde auch für ihn unangenehmer. Dennoch sein bisher bester Auftritt als Bayern-Spieler.

Thiago

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(Foto: AP)

Entgegnete auf die Drohung einiger Juve-Spieler ("Wird in unserem Stadion die Hölle!"), dass er die Hölle schon lange kenne. Die Hölle, sagte er, sei es, verletzt zu sein. Ließ sich daher nicht schocken von den Pfiffen, mit denen die italienischen Fans jeden Ballkontakt der Bayern kommentierten. Die Aggressivität, mit der die gesamte Mannschaft spielte, war ihm, dem virtuosen Techniker, besonders anzumerken. Wich trotz seiner anfälligen Bänder und Gelenke keinem Zweikampf aus. Und wenn es angebracht war, zauberte er ein bisschen, zum Beispiel als er das zweite Tor einleitete. Musste am Ende auch erfahren, was die Hölle von Turin ist.

Arjen Robben

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(Foto: Getty Images)

Hatte vor diesem Duell in Turin im Jahr 2016 noch kein Tor erzielt. Was für ihn ein untragbarer Zustand war. Vielleicht, sagte er, fehle ein bisschen das Glück. So ging das auch erst einmal gegen Juve weiter. Wann immer er das Tempo erhöhte, wurde die Turiner Defensive unruhig. Dann endlich durfte er dribbeln und schießen, wie nur er dribbeln und schießen kann. Folge: das 2:0. Hat nun in der Torschützenliste der Champions League 26 Tore Vorsprung auf Philipp Lahm.

Thomas Müller

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(Foto: dpa)

Musste nach seinen Verrenkungen am Wochenende gegen Darmstadt erst einmal seine Knochen sortieren. Anders war es kaum zu erklären, wie ihm anfangs vor dem nahezu leeren Tor der Ball versprang. Sortierte bis zur 43.Minute weiter. Dann war wieder jeder Knochen dort, wo er hingehört. Resultat: die Führung. Danach unauffällig.

Douglas Costa

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(Foto: AP)

Sein Spiel lebt ja davon, dass er mit jedem Hüftwackler, mit jedem Übersteiger, mit jedem Trick, das Glück herausfordert. Wie überhaupt in diesen Wochen überreizte er es am Dienstag, viele seiner Zuspiele waren ungenau und überhastet, er überraschte damit manchmal sogar sich selbst. In der Rückwärtsbewegung aber ungewohnt ruppig, konnte so das eine oder andere Mal einen Ball erobern.

Robert Lewandowski

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(Foto: REUTERS)

Gab den ständigen Prellbock in der Juve-Abwehr. Rannte, grätschte, legte sich sogar mit den Zuschauern an. Mit viel Übersicht vor dem 2:0.

Einwechselspieler

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Medhi Benatia: Erster Einsatz seit 76 Tagen. Kam, um die Größennachteile in der Defensive auszugleichen. Wenig später fiel der Ausgleich. Franck Ribéry: Kam sechs Minuten vor dem Ende. Hatte gleich ein paar Ballkontakte. Das reichte immerhin, um Juve etwas nach hinten zu drängen.

Franck Ribéry

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(Foto: AFP)
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