FC Bayern in der Einzelkritik:James verblüfft die Bundesliga

Der Kolumbianer zeigt Kunststücke gegen Schalke. Robert Lewandowski macht sich unbeliebt und Arturo Vidal hört nicht auf seinen Trainer. Der FC Bayern beim 3:0 gegen Schalke in der Einzelkritik.

Von Christopher Gerards, Gelsenkirchen

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Sven Ulreich

Ist dazu auserkoren, Manuel Neuer in den kommenden drei Monaten zu ersetzen. Nutzte die 22. Minute fachgerecht, um seine Eignung in der Kategorie "Paraden" zu beweisen: Gegen Bastian Oczipka lief er erst geschickt raus und fuhr beim Nachschuss eine Pranke raus, das hätte Neuer nicht besser gekonnt. Und als der zweite Nachschuss dann doch noch ins Tor flog, hatten die Schiedsrichter schon ein Abseits erkannt. Hielt ansonsten alles, was sich ihm näherte, und in der zweiten Halbzeit näherte sich einiges. Bei der Strafraumbeherrschung eher nicht wie Neuer, griff einmal bei einer Flanke sehr halbherzig zu und machte sich damit ums Amüsement des Schalker Publikums verdient. Kloppte auch schon mal Bälle ins Aus, das gab Abzüge in der B-Note.

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Joshua Kimmich

Beim Einschießen einer der Stärksten, traf beim 20. Schuss als erster Bayern-Profi. Fiel ansonsten dadurch auf, dass ihm keine drei Vorlagen gelangen wie jüngst gegen Mainz. Flankte wahrscheinlich kaum drei Mal insgesamt, und wenn einer seiner Bälle Richtung Strafraum flatterte, dann eher unpräzise. Dafür gelangen ihm ein, zwei Stockfehler mehr. Rehabilierte sich aber, indem er nach einer Stunde in höchster Not im Strafraum mit einer Grätsche gegen Yevhen Konoplyanka klärte.

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Niklas Süle

Durfte für Mats Hummels in der Innenverteidigung starten, tat das gewohnt robust. Spielte allerdings auffällig viele horizontale Pässe, was das Münchner Aufbauspiel eher nicht beschleunigte. Als er's dann mal steil versuchte, setzte er Sebastian Rudy derart unter Druck, dass der sich gestenreich beschwerte.

FC Schalke 04 - FC Bayern München

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Javi Martinez

Nach seiner Pause gegen Mainz wieder von Anfang an dabei. Tat, was Süle unterließ: Machte sich ums Aufbauspiel verdient. In der 7. Minute platzierte er einen langen Pass auf Thomas Müller derart genau, dass Naldo beim Klären fast ins eigene Tor traf. Warf sich in jedem Zweikampf gegen Guido Burgsteller, und das waren einige. Hatte sich seine Abendgestaltung aber wahrscheinlich schöner vorgestellt. Wurde in der 22. Minute verhaltensauffällig, als er erst einen Fehlpass spielte und dann beim Schalker Konter eher hüftsteif aussah. Ließ sich nach 57 Minuten von Konoplyanka überlaufen, verlor nach 65 Minuten erneut gegen Burgstaller die Orientierung, Ulreich musste retten. Machte eine Viertelstunde vor Schluss Platz für Mats Hummels.

FC Schalke 04 - FC Bayern München

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Rafinha

Spielte als Linksverteidiger, hätte aber wohl lieber als Rechtsverteidiger gespielt. Forderte vor dem Spiel via SportBild jedenfalls nicht nur mehr Einsätze beim FC Bayern, sondern betonte auch seine Liebe zur Position rechts hinten ("das ist meine Position"). Spielte links hinten dann auch eher nicht, als wäre es seine Position. War einer der relevanteren Faktoren im Schalker Offensivspiel. Ließ sich schon nach fünf Minuten böse von Daniel Caligiuri überlaufen, die Kollegen mussten retten. Nach einer halben Stunde verlor er erst den Ball und positionierte sich danach derart schlecht, dass Schalke fast das Anschlusstor gelang.

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Corentin Tolisso

Ist in dieser Frühphase der Saison eines der größeren Rätsel: Wie gut ist dieser 41,5 Millionen Euro teure Franzose eigentlich? Antwort nach dem Schalke-Spiel: passt schon. Forderte immer wieder den Ball, ließ sich manchmal tief fallen, um Süle beim Aufbauspiel zu helfen. Kreiste sonst vor allem im rechten Mittelfeld rum, bereitete von dort das 2:0 vor. Humpelte nach 69 Minuten aus dem Spiel. Kann sich jetzt "Bundesliga-Tabellenführer für mindestens eine Nacht" auf die Visitenkarte schreiben.

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Sebastian Rudy

Tat in der 48. Minute etwas Unerhörtes: Rudy spielte einen Fehlpass! Erinnerte sonst in seiner Fehlerlosigkeit fast schon an Philipp Lahm. Angetreten als Leiter des Ressorts "Struktur", ordnete er das Spiel mit überlegten Pässen, selbst unter maximalem Druck fand er kluge Lösungen. Wechselte zudem kurz mal ins Ressort "Torschüsse": Setzte nach acht Minuten einen Direktversuch ab, der Schalkes Ralf Fährmann zu einer hübschen Flugeinlage zwang.

FC Schalke 04 - FC Bayern München

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James Rodriguez

Leitete das Ressort "Dr. Jekyll und Mr. Hyde", spielte ein bisschen mit gespaltener Persönlichkeit. Schaffte es zum Beispiel, seine ersten beiden Pässe nicht zu einem Mitspieler zu bringen. Schaffte es zudem allen Ernstes und unter fast belagerungsartigen Zuständen, einen Querpass durch den eigenen Strafraum zu spielen. Schaffte es dann aber, bester Spieler auf dem Platz zu werden. Stand beim Anstoß auf der Rechtsaußen-Position, tauchte aber danach auf mehr Positionen auf, als es eigentlich gibt. Legte Rudys Chance nach acht Minuten auf, schoss Naldo vor dem Elfmeter zum 1:0 an die Hand, traf zum 2:0 selbst. Bereitete fast das 3:0 durch Müller vor. Bereitete dann das 3:0 durch Vidal vor, und zwar mit einem fein gelupften Pass, wie ihn die Bundesliga noch nicht oft gesehen hat. Fast traf er noch zum 4:0. Zeigte mit diesem Spiel, warum er Carlo Ancelottis sog. Wunschspieler war.

FC Schalke 04 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

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Thomas Müller

Kann Arjen Robben besser machen, laut Arjen Robben. Konnte Arjen Robben diesmal nicht besser machen, weil Arjen Robben nicht mitspielte. Machte stattdessen womöglich James besser. War nicht ganz so auffällig wie gegen Mainz (obwohl er die Kapitänsbinde trug), seine stärksten Szenen waren zwei Chancen: In der 10. Minute scheiterte er aus spitzem Winkel an Fährmann, in der 51. Minute per Kopf am Pfosten. War allerdings auch derjenige, der vor Konoplyankas Chance den Ball im Mittelfeld verloren hatte, was Carlo Ancelotti zu gestenreichen Beschwerden anregte. Versuchte sich nach Lewandowski Auswechslung als Mittelstürmer, fiel dort nicht weiter auf.

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Kingsley Coman

Spielte so wie immer, also mit sehr formschönen Dribblings, aber mit weniger formschönen Flanken. Zog nach 21 Minuten zum Beispiel derart schnell an Thilo Lehrer vorbei, dass dieser hinfiel, als wäre dieser nicht U-21-Europameister, sondern Ersatz-Rechtsverteidiger des DSC Wanne-Eickel. Legte dann aber so ungenau in die Mitte ab, dass jeder Ersatzinnenverteidiger des DSC Wanne-Eickel hätte klären können. Versuchte sich nach einer Stunde mit einem Schuss, scheiterte aber an Fährmann.

Bundesliga - Schalke 04 vs Bayern Munich

Quelle: REUTERS

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Robert Lewandowski

Gelang es diesmal, in ein Bundesligaspiel zu gehen, ohne dass zuvor ein neues Transfergerücht um seine Person kursiert hätte. Versuchte dieses und jenes, war damit aber eher unauffällig. Blieb im Schalker Lärm hinreichend cool und verwandelte einen Strafstoß. War dann aber ein bisschen zu cool und jubelte vor der Schalker Tribüne, was seine Beliebtsheitswerte noch ein bisschen mehr schmälerte (Ex-Dortmunder!). Machte sich ansonsten nicht noch unbeliebter, beließ es nämlich bei dem einen Tor und ging nach 64 Minuten. Bei der Auswechslung mit einem Pfeifkonzert verabschiedet, für das das Wort "gellend" eine rechtschaffene Untertreibung wäre.

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Thiago

Kam für Robert Lewandowski und half Rudy dabei, das Spiel zu sortieren. Sah Gelb, weil er Nabil Bentaleb zu energisch anging.

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Arturo Vidal

Nach 69 Minuten gekommen, um das Ergebnis über die Zeit zu retten. Baute das Ergebnis dann aber aus, indem er nach James' Vorlage den Ball volley in den Winkel wuchtete.

1899 Hoffenheim - Bayern München

Quelle: dpa

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Mats Hummels

Kam nach 77 Minuten für Martinez. Wurde für einen ehemaligen Dortmunder erstaunlich emotionslos empfangen. Half dabei, den Sieg ins Ziel zu tragen. (Archivbild)

© SZ.de/tbr
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