FC Bayern in der Einzelkritik:Die biblische Willensleistung des Mats Hummels

Mats Hummels und Jérôme Boateng zwingen die Schmerzen zum Sitzfußball, Arturo Vidal grüßt mit chilenischem Fußfeger. Der FC Bayern gegen Real Madrid in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Madrid

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Manuel Neuer

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Quelle: AFP

Hat in Madrid schon Elfer von Sergio Ramos über die Latte geguckt, weshalb sie ihn im Bernabeu fürchten wie eine intergalaktische Krake. Brachte seine Tentakel gerade noch an einen Ronaldo-Schuss, musste viel mitspielen und mehr schwitzen als in einer ganzen Bundesliga-Saison. Kurbelte die Offensive mit seinen Abwürfen an und war damit so etwas wie der hinterste Spielmacher. Konnte Ronaldos drei Brunftschreie von Toren leider nicht drüber gucken, das 2:4 schlug dann flach ein. Hielt aber den Rest. Und das war mucho. Für den Rest der Saison könnte Neuer den Bayern allerdings noch sehr fehlen - einer ersten Diagnose zufolge hat er sich nämlich beim Spiel einen Bruch im linken Fuß zugezogen.

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Philipp Lahm

Real Madrid CF v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Quarter Final: Second Leg

Quelle: Getty Images

Menschenskinners, der große Lahm, sollte es das wirklich schon gewesen sein auf internationaler Bühne? Stemmte sich mit all seinem Geschick gegen das drohende Ende, rannte, flankte und packte noch einmal seine Greatest Hits aus. Agierte wie in all seinen vorherigen 111 Champions-League-Spielen: Fast fehlerlos (beim Ronaldo-Tor schlicht zu klein) und wohl temperiert. Es half nichts, sein letzter Song hatte einen Sprung in der Platte. Ein ganzes Tränenmeer werden ihm die Bayern hinterherweinen.

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Jérôme Boateng

Real Madrid's Sergio Ramos has his shot cleared off the line by Bayern Munich's Jerome Boateng

Quelle: Sergio Perez/Reuters

Back-to-earth-Debatte, Taumel-Hinspiel, malade Muskeln - alles wurscht. Bernabeu. Real. Viertelfinale. 99 Problems, but a Schmerz ain't one. Warf seinen Körper ins Gerangel und kratzte einen Kroos-Torpedo von der Linie wie damals, als er Deutschlands beliebtester Nachbar wurde. Überspielte sein deutliches Fitnessdefizit mit exquisitem Stellungsspiel, konnte aber irgendwann kaum noch stehen und wechselte zum Sitzfußball. Beim 1:1 zu spät, beim 2:2 Opfer einer übersehenen Abseitsstellung, beim 2:3...ach egal. Was für ein Fight.

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Mats Hummels

Real Madrid CF v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Quarter Final: Second Leg

Quelle: Bongarts/Getty Images

Erstaunlichste Genesung seit dem Heiligen Lazarus. Ihn hätte Ancelotti selbst im Rollstuhl aufgestellt. Ging weit über die Schmerzgrenze hinaus, grätschte sich gegen Benzema warm und bewies cojones. Dass er nicht bei 100 Prozent war, ließ sich an seiner Fehlpassquote ablesen. Aber er war da, irgendwie halt. Zum Beispiel mit einem Monsterblock gegen Kroos. Lieferte trotz der Gegentore eine Willensleistung ab. Fast schon biblisch.

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David Alaba

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Quelle: AFP

Abwehrspieler, zwei gesunde Beine, King of cool, eh klar. Auf links damit bedacht, endlich wieder wie der große Alaba zu spielen, der er zuletzt nicht immer war. Versuchte, die alte Flügelzange mit seinem Buddy Ribéry wiederzubeleben, was dem Bayern-Spiel einen Linksdrall verpasste. Hatte Platz wie ein Spaziergänger im Madrider Retiro-Park, flankte leider auch wie ein solcher. Gab einen halben Außenstürmer, irgendwie war da mehr drin.

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Xabi Alonso

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Quelle: AFP

Kennt im Bernabeu jeden Grashalm, jede Kachel und jeden Winkel, in dem sich Pässe übers Feld navigieren lassen. Ging wie Lahm mit der Hypothek in diesen Abend, dass es das letzte Mal sein könnte. Sammelte Ballkontakte wie ein Tipp-Kick-Spieler, fuhr noch einmal das Fernrohr aus und zirkelte ein paar Bälle durchs Getümmel (kamen nicht alle an). Auch im Kleinteiligen nicht immer präzise. Mit Ovationen verabschiedet - dann fiel das 1:2.

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Arturo Vidal

Real Madrid - Bayern München

Quelle: dpa

Ging mit der Hypothek eines verbaselten Elfers im Hinspiel in diese Partie - brachte dafür die schnittigste Frisur aller Beteiligten mit (trotz Ronaldo). War fürs Vanbommelige zuständig und warf sich in jedes Duell wie ein Torero. Begrüßte Isco mit einem chilenischen Fußfeger, was seine Beliebtheitswerte in Madrid unter Null beförderte. Aber das war dem Bommelvan damals ja auch egal. Musste sich nach einer weiteren Kampfeinlage "fuera, fuera"-Gebrüll von den Rängen anhören (raus!). Durfte vorerst auf dem Feld bleiben, sah aber noch Gelb-Rot. Natürlich. Lag insgesamt schon auch an ihm, dass die Bayern ausschieden.

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Arjen Robben

Bayern Munich's Arjen Robben is fouled by Real Madrid's Casemiro for a penalty

Quelle: REUTERS

Freute sich auf eine weitere Episode Ultimate Fighting mit Marcelo, dem größten Gauner des Grätschengeschäfts. Versäbelte früh eine königliche Chance, bei der ganz Madrid in Schnappatmung geriet. Kurvte durch sämtliche Regionen der gegnerischen Hälfte, fand aber keinen Raum. Vergab in der 50. Minute eine weitere Jahrtausendchance und beschloss kurz darauf, einfach elfmeterwürdig hinzufallen. Großes Pensum, wie man so sagt. An ihm lag's nicht.

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Thiago

Real Madrid's Marcelo blocks the shot of Bayern Munich's Thiago Alcantara

Quelle: REUTERS

Trägt das Barca-Gen in sich - in Madrid daher so beliebt wie welker Manchego-Käse oder der Bommelvan. Ancelottis Fixstern, um den alles kreisen sollte, doch da war immer wieder dieser Casemiro, der seine Laufbahn kreuzte. Immer um die direkte Lösung bemüht, oft niveauvoll, manchmal fahrig. Bei Fernschüssen glücklos und mit ausgiebig Häme von den Rängen bedacht. Trotz einigen Aufwands nicht der alles dominierende Thiago, den die Bayern gebraucht hätten.

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Franck Ribéry

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Quelle: AFP

Trug seinen persönlichen Streetfight mit Dani Carvajal aus, dem er natürlich auch schon mal freundlich eine gelangt hat. Verpasste Luka Modric einen Tunnel, der die O-Beine des Kroaten vergrößerte. Kringelte los wie der 27-jährige Ribéry, dabei ist er ja eigentlich schon 49. Verlor im Lauf des Spiels sein Mojo, kreiselte immer gemächlicher und überließ Alaba das Anrennen. Dann lechzten auch seine Knochen nach der Auswechslung.

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Robert Lewandowski

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Quelle: AFP

Der Klang seines Namens löste in Madrid nervöse Zuckungen aus. Sie fürchten ihn, sie verwünschten seine geschundene Schulter, aber da war er: Bayerns letzte Hoffnung auf Schlachtenglück. Brachte einige kaum zu fassende Bälle unter Kontrolle, strahlte diese flackernde Gefahr aus, die ein echter Stürmer eben hat. Verwandelte den Elfmeter kühl, was bei Bayern ja keine Selbstverständlichkeit ist. Fummelte beim 1:2 irgendwie auch mit. Machte selbst mit hängender Schulter ein gutes Spiel.

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Douglas Costa

Real Madrid CF v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Quarter Final: Second Leg

Quelle: Bongarts/Getty Images

Kam für Ribéry und sollte noch einmal Zack bringen. Schoss einmal in die Wolken und vergab eine große Chance mit schlampigem Zuspiel. Mehr nicht.

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Thomas Müller

Bayern Munich's Thomas Muller, Robert Lewandowski and Douglas Costa  celebrate after Real Madrid's Sergio Ramos scores an own goal and the second goal for Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Durfte doch noch herein. Es war Müller-Zeit, es war alles verloren, es musste ein Stochertor her - und es kam: ein Stochertor, an dem er irgendwie beteiligt war. Glaubt man kaum.

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Joshua Kimmich

Real Madrid CF v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Quarter Final: Second Leg

Quelle: Bongarts/Getty Images

Innenverteidiger traute ihm Ancelotti offenbar nicht zu, Einwechslung aber schon. Musste nach Vidals Ausfall Löcher stopfen - nächste Saison sollte Ancelotti ihm viel mehr zutrauen.

© SZ.de/ska
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