FC Bayern in der Einzelkritik:Helden in Skistiefeln

Dante wirkt unglücklich und erinnert erneut an einen Nordländer, Sebastian Rode wird mit aller Wucht zum Mann des Tages und Thomas Müller erzwingt mit Geschick ein Eigentor. Die Bayern beim 2:0 gegen Hoffenheim in der Einzelkritik.

Von Claudio Catuogno, Sinsheim

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Quelle: Daniel Roland/AFP

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Manuel Neuer

Wurde vor dem Spiel von Pep Guardiola zum Helden ernannt und erfüllte diese Rolle mit angemessener Grandezza. Klärte in der ersten Halbzeit allein gegen den anstürmenden Modeste, indem er einfach regungslos stehen blieb und sich den Fuß anschießen ließ (30.). Zeigte sich auch wieder gewohnt heldenhaft beim vorausschauenden Herauslaufen, wenn es um das Abwehren von Rudelbildung geht, etwa als er den Kollegen Rafinha von Polanski fernhielt und so einen Fall von Selbstjustiz wegen mutmaßlichen Elfmeterschindens schon auf dem Präventionswege verhinderte (41.; tatsächlich war Polanski am Fuß getroffen worden). Aber zurück zum Helden Neuer: Der überzeugte in der zweiten Halbzeit noch mit einem riskanten, auf die Millisekunde richtig abgeschätzten Libero-Ausflug gegen Volland (51.) und durfte den Rest des Nachmittags als Schonung fürs Viertelfinal-Rückspiel am Dienstag gegen den FC Porto abhaken.

FC Bayern Hoffenheim Rode

Quelle: Daniel Roland/AFP

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Rafinha

Wurde vor dem Spiel von Pep Guardiola zum Helden ernannt, wie übrigens auch alle anderen, die dem Trainer derzeit noch zur Verfügung stehen ("Ich will kämpfen mit den Leuten, die hier sind. Sie sind meine Helden.") Erfüllte diese Rolle mit der ihm eigenen Flexibilität: in der ersten Halbzeit - wie gewohnt - als Rechtsverteidiger in einer Dreierkette, in der zweiten, nach Bernats Auswechslung, phasenweise sogar als Linksverteidiger. Gewohnt souverän in der Deckungsarbeit wie im Spielaufbau. Steht Guardiola am Dienstag gegen Porto ebenfalls zum Kämpfen zur Verfügung, was definitiv eine gute Nachricht ist.

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Quelle: Michael Probst/AP

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Dante

War nach seinem vorentscheidenden Patzer beim 1:3 in Porto vom Sky-Ehrenpräsidenten und FC-Bayern-Experten (oder war es umgekehrt??) Franz Beckenbauer als "Isländer in Skistiefeln" verspottet worden. Wurde vor dem Hoffenheim-Spiel wohl auch deshalb von Guardiolas zum Spezialhelden ernannt ("Hatte Dante danach Angst? Nein. Aus diesem Grund ist Dante mein Held."). Fungierte diesmal im Zentrum einer Dreierkette und führte sich mit einem angstfreien Rempler gegen Bicakcic im Hoffenheimer Strafraum ein, der ihm Gelb einbrachte (24.). Dass er ansonsten nicht mit heldenhaftem Selbstbewusstsein gesegnet ist nach der jüngsten Kritik, sieht man ihm an. Wie ein Isländer in Skistiefeln wirkte er aber nur in einer Szene: als ihm der Ball in der Rückwärtsbewegung ebenso unglücklich wie grotesk zu Modeste versprang (siehe: Manuel Neuer). Trotzdem dürfte Guardiola nach diesem Spiel seinen kürzlich geäußerten Wunsch nicht wiederholen, dass er "gerne 1000 Dantes" hätte - obwohl es, wie meistens, an fast allen seiner Aktionen nichts auszusetzen gab. Aber eine reicht halt, um doof auszusehen.

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Quelle: Daniel Roland/AFP

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Holger Badstuber

Wie üblich weniger auffällig als Nebenmann Dante, was wie üblich nicht nur an der Frisur lag. Ist immer noch dabei, sich nach langer Absenz bei laufendem Spielbetrieb wieder an den Hochgeschwindigkeitsfußball zu gewöhnen. Wirkte bei einigen Stockfehlern wie ein Schwede in Schlittschuhen, was aber jeweils ohne Folgen blieb. Ansonsten ohne größere Auffälligkeiten - und damit mutmaßlich ebenfalls gewappnet für den Dienstagabend.

Mitchell Weiser of Bayern Munich challenges Roberto Firminho of TSG 1899 Hoffenheim during their German first division Bundesliga soccer match in Sinsheim

Quelle: Kai Pfaffenbach/Reuters

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Mitchell Weiser

Ein junger Allrounder mit beachtlichem Talent und ebenso beachtlichem Selbstbewusstsein, der von Guardiola trotzdem meist gemieden wird wie ein Lette in Langlaufschuhen. Diesmal als rechter Flügelläufer aufgeboten; immer aktiv, aber ohne die Brillanz, die der Meister erwartet. Eine Halbfeld-Flanke hätte Lewandowski beinahe zur Führung eingeköpft (18.), aber eben nur fast. Seine eigene beste Gelegenheit vertändelte Weiser in der zweiten Halbzeit (65.). Darf trotzdem sicher mal wiederkommen, wenn auch eher nicht am Dienstag in der zu erwartenden Schlacht gegen Porto. Aber in der für die Bayern ausplätschernden Bundesliga.

1899 Hoffenheim - FC Bayern München

Quelle: dpa

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Gianluca Gaudino

Neben Weiser der zweite Gelegenheits-Held des Nachmittags, kam auf der Xabi-Alonso-Position im defensiven Mittelfeld zum Einsatz, damit das angeschlagene Original auch mal eine Pause kriegt. Sollte seinen hünenhaften Körper als Welleneinbrecher in Stellung bringen, und das Erstaunliche war: Der 18-jährige Jüngling Gaudino erfüllte den Auftrag mit Fleiß und Geschick - und sogar ganz ohne hünenhaften Körper (1,75 Meter, 65 Kilo). Rieb sich mit der Zeit allerdings auf und wurde durch Thiago ersetzt, als zunehmend die Impulse in der Bayern-Offensive ausblieben. Darf aber sicher wiederkommen, wenn auch eher nicht am Dienstag in der zu erwartenden Schlacht gegen Porto. Aber in der für die Bayern ausplätschernden Bundesliga.

1899 Hoffenheim - Bayern München

Quelle: Daniel Naupold/dpa

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Sebastian Rode

Leidenschaftlich-rustikaler Mittelfeldspieler, von dem Guardiola nicht unbedingt 1000 Stück bräuchte; einer reicht ja, um ihn konsequent auf die Bank zu setzen. Diesmal allerdings - ganz ohne rhetorische Übertreibung - der Held des Tages. Gab mit Gaudino eine ordentliche Mittelfeldzentrale ab und legte in der spielentscheidenden Szene so viel Wucht in seinen Schuss, dass er danach fast synchron zu Hoffenheims Torwart Baumann durch die Luft flog. Bejubelte seinen Treffer im Sitzen, was die Eigenheit des Münchner Heldentums recht passend illustrierte: Egal wie's aussieht, Hauptsache der Ball ist drin. Darf sicher wiederkommen. Vielleicht sogar gegen Porto.

1899 Hoffenheim v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

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Juan Bernat

Verdiente sich schon in der 19. Minute einen Eintrag ins FC-Bayern-Geschichtsbuch, als er sich von Rudy gegen den Knöchel treten ließ und so den ersten medizinischen Großalarm auslöste. Und die Welt erblickte: Dr. Volker Braun. Einen gedrungenen Mann mittleren Alters ohne wallendes Haar, der, ohne dabei den weiblichen Teil des Publikums in Verzückung zu versetzen, Bernats Fuß mit Eisspray behandelte. Und man muss dem Interims-Doc der Bayern mindestens magische Kräfte unterstellen: Bernat gefiel unmittelbar danach mit wieselhaften Dribblings und vielversprechenden Zuspielen in die Spitze. Weil Doktor Braun aber vielleicht doch nicht zaubern kann, wurde der Spanier in der Pause ausgetauscht gegen Boateng - und wird sich, Stichwort freie Arztwahl, womöglich schon diesen Sonntag als Privatpatient in der Praxis von Dr. Müller-Wohlfahrt behandeln lassen. Oder auch nicht.

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Quelle: Daniel Roland/AFP

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Thomas Müller

Gab wie gewohnt den unermüdlichen Rackerer und Gegenspieler-Anläufer rund um den Hoffenheimer Strafraum. Immer wieder mit Ballgewinnen - hat sich wohl noch mal angeguckt, wie die Portugiesen das letzten Mittwoch gegen die Bayern gemacht haben. Alles in allem aber eher Anspielstation als Vollstrecker; erzwang allerdings in der Nachspielzeit Becks Eigentor zum 2:0. Führte den FC Bayern gegen die Badener damit exakt zum Wunschergebnis - wenn auch zum Wunschergebnis am Dienstag gegen Porto.

1899 Hoffenheim - Bayern München

Quelle: Daniel Naupold/dpa

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Mario Götze

Immer anspielbar und mit viel Zug zum Tor, allerdings mal wieder nur in der von den Bayern mit Trotz und Biss geführten Anfangsphase. Anschließend wieder mit Tendenz zum unsichtbaren Riesentalent, von dem man 1000 gleichzeitig bräuchte, um einem Spiel mal wirklich den Stempel aufzudrücken. Darf trotzdem sicher immer wiederkommen in Zeiten der Wir-sind-alle-Helden-Bayern.

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Quelle: Daniel Roland/AFP

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Robert Lewandowski

Hatte die Entscheidung auf dem Kopf, zielte aber drüber (18.), und hatte dann die Entscheidung auf dem Fuß, verstolperte aber (49.). Nach einer Reihe von Spielen, die er für die Münchner ganz allein gewann, diesmal eher wieder ein Auftritt, bei dem er Franz Beckenbauer als Mittelstürmer in Moonboots vorgekommen sein dürfte. Ausgetauscht gegen Pizarro.

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Quelle: Daniel Roland/AFP

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Jerome Boateng

Kam für Bernat und machte die Dreierkette zur Viererkette. Machte ansonsten nichts falsch.

FC Bayern Muenchen - Training Session

Quelle: Mike Hewitt/Getty Images

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Thiago

Kam für Gaudino - und zeigte sofort, dass er in Spielen ohne Arjen Robben ("Held in Strumpfhosen") als Kreativmotor gebraucht wird. Zeigte Zuspiele von beiläufiger Lässigkeit, wie man sie von einem Teamarzt beim FC Bayern leider nie mehr zu sehen bekommen wird. Prognose: Könnte am Dienstag allein durch seine Präsenz zu jenem Helden werden, der dem FC Bayern weitere Erdbeben erspart.

Abflug FC Bayern München nach Porto

Quelle: Sven Hoppe/dpa

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Claudio Pizarro

Kam für Lewandowski und durfte sich ein letztes Mal vor seinem Rentenantritt die Rhein-Neckar-Arena anschauen.

© SZ.de/jbe
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