FC Bayern in der Einzelkritik:Held der Verlängerung der Nachspielzeit

Javier Martínez fällt in der 121. Minute der Ball vor den Fuß, nachdem er zuvor gezeigt hat, wie eine Grätsche geht. Manuel Neuer darf sich am Ende feiern lassen. Philipp Lahm spielt drei Positionen, Franck Ribéry spielt, als hätte er einen schwarzen Anzug an. Der FC Bayern beim Sieg im Supercup gegen den FC Chelsea in der Einzelkritik.

Von Thomas Hummel, Prag

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Bayern Muenchen v Chelsea - UEFA Super Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Javier Martínez fällt in der 121. Minute der Ball vor den Fuß, nachdem er zuvor gezeigt hat, wie eine Grätsche geht. Manuel Neuer darf sich am Ende feiern lassen. Philipp Lahm spielt drei Positionen, Franck Ribéry spielt, als hätte er einen schwarzen Anzug an. Der FC Bayern beim Sieg im Supercup gegen den FC Chelsea in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: In dem Moment, als man dachte, Manuel Neuer ist immer da, wenn ihn seine Mannschaft braucht, da ließ er sich den Ball durch die Handschuhe knallen. Eden Hazards 2:1 für Chelsea sah sehr haltbar aus, wenngleich sehr streng geschossen. Doch am Ende dieses Spiels durfte Neuer sich revanchieren: Er hielt den letzten Elfmeter von Romelu Lukaku und durfte der Held sein eine halbe Stunde vor Mitternacht. Hatte zuvor bereits ein paar Mal bewiesen, dass er ein sehr guter Torwart sein kann. Nach Dantes Ausrutscher (siehe Dante) klärte er gegen den völlig allein vor ihm auftauchenden Oscar. Sah dann den Kopfball von Ivanovic an die Latte prallen, rettete prächtig gegen den Kopfball von David Luiz. Hatte beim 0:1 keine Chance. Kam auch sonst lange, lange an keinen Ball, außer er durfte einen Abschlag ausführen oder ein Mitspieler bezog ins Passspiel mit ein - einmal leitete er sogar mit einem Kopfball einen Angriff ein.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

Bayern Muenchen v Chelsea - UEFA Super Cup

Quelle: Getty Images

Rafinha: Da war er nun, der Ernstfall für den Brasilianer. War er unter Jupp Heynckes noch abgeschrieben und unter Pep Guardiola bislang für den Audi-Cup und Freiburg gut genug, musste der Rechtsverteidiger nach dem Ausfall von Bastian Schweinsteiger (Lahm rückte ins Mittelfeld, siehe Lahm) in diesem Supercup-Endspiel ran. Und bemerkte nach acht Minuten, was das bedeuten kann: Eden Hazard ließ ihn stehen, als wäre er abgeschrieben und leitete das 1:0 für Chelsea ein. Verliert auf diesem Niveau eben hin und wieder einen wichtigen Zweikampf. Wurde nach 56 Minuten ausgewechselt.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Bayern Muenchen v Chelsea - Jerome Boateng

Quelle: Bongarts/Getty Images

Jérôme Boateng: Hatte an diesem Tag schon früh Grund gehabt, sich zu freuen: "Welcome back Brother so happy for u", kommentierte Jérôme die Rückkehr seines Halbbruders Kevin-Prince in die Bundesliga zu Schalke. Hieß die Gegenspieler aus London nicht so herzlich willkommen. Ging entschlossen in die Duelle und gewann praktisch alle. Verlor allerdings Torres beim 0:1 ebenso aus den Augen wie Partner Dante. Machte aber insgesamt den wesentlich stabileren Eindruck als der Brasilianer. Bis zur 93. Minute, als er Eden Hazard einfach in den Strafraum hineindribbeln ließ, als ginge ihn das gar nichts an.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Dante

Bayern Muenchen v Chelsea - UEFA Super Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Dante: Konkurrierte mit Chelseas David Luiz um den Titel des Supercup-Frisur-Siegers. Das Duell ging knapp an Luiz. Auch sonst verlor der bayerische Brasilianer in der Innenverteidigung das Duell gegen den Chelsea-Brasilianer. Während Luiz vehement bis zur Schmerzgrenze in die Zweikämpfe ging (siehe Mandzukic), stand Dante bisweilen etwas regungslos im Raum. Ließ einmal Fernando Torres am Fünfmeterraum gewähren, als ginge es um einen Brauerei- oder Präsidenten-Cup. Rutschte nach 64 Minuten aus, als hätte er bereits drei Glas Pilsner Urquell intus und durfte froh sein, dass die Londoner die anschließende Chance dilettantisch vergaben.

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FC Bayern in der Einzelkritik:David Alaba

Bayern Muenchen v Chelsea - UEFA Super Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

David Alaba: Nach vorne wie immer in Supercup-Form. Hätte Franck Ribéry nicht zu lange seinen Sieg bei der Wahl zum Uefa-Spieler der Saison gefeiert (siehe Ribéry), Alaba hätte siche noch mehr schöne Szenen in der Offensive gehabt. Doch der Franzose übersah seinen Kumpel aus Österreich einige Male. Nach hinten allerdings offenbarte Alaba seine bekannten Probleme. Nationalspieler André Schürrle schwindelte sich einige Male an ihm vorbei, bereitete das 1:0 für Chelsea vor und war auch sonst bei Kontern gefährlich. Schoss einen souveränen Elfmeter.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

Munich's Kroos challenges Chelsea's Torres during their UEFA Super Cup soccer match at Eden stadium in Prague

Quelle: REUTERS

Toni Kroos: In der ersten Halbzeit gab es eine Szene, da durften sich alle Kritiker bestätigt fühlen, dass Toni Kroos kein defensiver Mittelfeldspieler ist. Kroos ging da in der gegnerischen Hälfte in einen Zweikampf, als wäre er einen Tag zuvor Europas Fußballer der Saison geworden und müsste nun ein Benefiz-Spiel um einen Brauerei-Cup bestreiten. Er verlor den Zweikampf kläglich und Chelsea startete einen brandgefährlichen Konter, weil hinter Kroos ja ein dickes Loch klaffte. Trainer Guardiola stellte nach einer guten halben Stunde um und schickte Kroos eine Planstelle weiter nach vorne. Wirkte sonst gewohnt ball- und passsicher. Schoss einen souveränen Elfmeter.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Super Cup FC Bayern München - FC Chelsea

Quelle: dpa

Philipp Lahm: Es ist wunderbar, Philipp Lahm in der Mitte des Platzes zu sehen. Dort, wo das Getümmel am engsten ist, die Gegner am zahlreichsten sind. Und wo vor allem der Ball am häufigsten ist. Lahm bringt alles mit, um sich dort zu behaupten: Technik, Übersicht, Handlungsschnelligkeit, Geistesgegenwart. Allein wegen ihm baute der FC Bayern im Mittelfeld eine Überlegenheit auf. Musste ja nach Schweinsteigers Ausfall nach vorne rücken, zunächst sogar in eine offensivere Rolle. Guardiola korrigierte das nach einer halben Stunde und beorderte seinen besten Mann auf die Schaltstelle vor der Abwehr. Und das nicht genug: Im Laufe der zweiten Halbzeit wechselte Lahm auch noch auf die Position des Rechtsverteidigers, weil Javi Martínez für Rafinha kam. Lahm ist eben der Mann für alle Noteinsätze bei Guardiola. Sah vor dem 1:2 von Hazard aber genau so schlecht aus wie Kollegen (siehe Boateng und Neuer). Schoss einen starken Elfmeter.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

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Quelle: AFP

Thomas Müller: Oh Mann, Thomas Müller. Es wirkte teilweise, als wäre er vor dem Spiel mit den vielen ruckligen Trambahnen stundenlang durch Prag geschippert. Verirrte sich in der ersten Halbzeit manchmal in seinen eigenen Laufwegen, konnte Bälle nicht stoppen oder übersah den Ball gleich ganz. Rannte dann plötzlich wieder in die richtige Lücke und vergab die größte Bayern-Chance in der ersten Halbzeit. Zwischen dem Trambahn-Müller und dem Torjäger-Müller liegen eben oft nur Sekunden. Ging nach 70 Minuten vom Platz.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

Super Cup FC Bayern München - FC Chelsea

Quelle: Thomas Eisenhuth/dpa

Franck Ribéry: Was hat Pep Guardiola ihm in der Halbzeit nur gesagt? Hat er Europas Fußballer der Saison vielleicht kritisiert für den leicht fahrigen Auftritt zuvor? Eine Ungeheuerlichkeit wäre das natürlich. War dem so, dann ging Ribéry nach der Pause hinaus, wuchtete den Ball zum 1:1 ins Netz, sprintete zu Guardiola und biss ihn fast in die Nase. Da war er wieder angekommen auf dem Rasen und in kurzer Hose, nachdem er zuvor fast gespielt hatte, als hätte er noch den schwarzen Anzug vom Vortag in Monte Carlo an und den schönen Pokal unter dem Hemd dabei. Es war sein erster Auftritt als Uefa-Spieler der Saison, das Uefa-Supercup-Finale war diesem Anlass angemessen. Hatte aber insgesamt schon bessere Tage. Scheiterte mit einem tollen Freistoß nach 118 Minuten am famosen Petr Cech. Überwand ihn wenig später beim Elfmeterschießen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Arjen Robben

Bayern Muenchen v Chelsea - UEFA Super Cup

Quelle: Getty Images

Arjen Robben: Spieler mit der zweitschlechtesten Erinnerung an das Champions-League-Finale dahoam, doch da der Mann mit der schlechtesten (Schweinsteiger) nicht dabei war, hatte er die dickste Rechnung offen mit Chelsea-Torhüter Petr Cech. Der hatte ja damals in der Verlängerung seinen Elfmeter gehalten, weshalb ihn die Münchner Fans noch Wochen später auspfiffen. War dies der Tag der Revanche? Musste zunächst feststellen, dass Ashley Cole immer noch einer der unangenehmsten Linksverteidiger ist. Hatte durch seine zackigen Bewegungen dennoch einige gute Szenen, wenngleich eine klare Chance ausblieb. Wurde ausgewechselt. Revanche nahm er dann von der Seitenlinie aus - ein bisschen zumindest.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Mandzukic

Munich's Mandzukic challenges Chelsea's Luiz during their UEFA Super Cup soccer match at Eden stadium in Prague

Quelle: REUTERS

Mario Mandzukic: Gilt als durchaus kampfeslustiger Stürmer, der bei den Gegenspielern schon mal rote Striemen auf Oberschenkel und Knie hinterlässt. Bemerkte aber, dass die Verteidiger des FC Chelsea ebenfalls kampfeslustige Gesellen sind. David Luiz vor allem, aber auch Gary Cahill versetzten dem Kroaten einige Stöße und Tritte. Wich deshalb sicher nicht ungern öfter auf die Flügel aus, der FC Bayern spielte bisweilen ohne Mittelstürmer, was Trainer Pep Guardiola aber ohnehin ganz gut gefällt.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Javier Martínez

Bayern Muenchen v Chelsea - UEFA Super Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Javier Martínez: Der Held der Nachspielzeit der Verlängerung. Schoss in der wirklich allerletzten Sekunde das 2:2 und überwand doch noch diesen unüberwindbaren Petr Cech. Einige hatten schon vermutet, dass der Spanier aufgrund von Leistenproblemen sehr lange ausfallen würde. Plötzlich stand er nach Schweinsteigers Verletzung wieder im Kader und kam auch prompt als erster Einwechselspieler nach 56 Minuten rein. Sofort wurde deutlich, dass dem Bayern-Spiel ein echter, geborener Sechser abging, Martínez grätschte in seiner ersten Aktion sogleich erfolgreich Oscar den Ball an der Mittellinie vom Fuß. Bekam einen schmerzvollen Tritt gegen das Knie, bei seiner Reaktion musste man mit dem schlimmsten rechnen. Kam aber nur Sekunden später wieder auf den Platz.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Götze

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Quelle: AFP

Mario Götze: Kam nach 70 Minuten, dribbelte gleich munter los. Verhedderte sich aber oft in den vielen Abwehrbeinen. Erhielt dann einen bösen Tritt von Ramires, wodurch der Brasilianer beim FC Chelsea vom Platz musste. Wurde immer stärker und leitete in der Verlängerung das Münchner Spiel an. Vergab wie mehrere Kollegen in der Endphase eine dicke Chance.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Xherdan Shaqiri

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Quelle: AFP

Xherdan Shaqiri: Guardiolas letzte Offensiv-Patrone, als Chelsea zum zweiten Mal in Führung gegangen war. Kam in der 95. Minute und brachte all seine Fähigkeiten ein. Was ja nicht wenige sind beim kleinen Schweizer. Legte zum Beispiel einen Fallrückzieher hin, der einer Propeller-Maschine gut gestanden wäre. Traf aber dabei den Ball nicht. Wäre fast an Cech gescheitert beim Elfmeterschießen, der Ball ging aber rein. Und Bayern gewann den Supercup, da Lukaku nach Shaqiris Vorlage zu nervös war.

© Süddeutsche.de/lala/sonn
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