FC Bayern in der Einzelkritik:Hechtsprünge ins Weißbierglas

Robert Lewandowski beendet sein Durchhängerle. Manuel Neuer zeigt schöne Flugeinlagen. Und Xabi Alonso kann nicht mitfeiern. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Ingolstadt

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Manuel Neuer

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Quelle: AP

Hätte es bei seiner Über-Athletik vermutlich auch per Hechtsprung nach Ingolstadt geschafft, ist ja nicht so weit. Zeigte zur Begrüßung gleich mal ein feines Neuer-Dribbling, bei dem das Stadion Schnappatmung bekam. Hatte es sich in der Sommersonne gerade gemütlich gemacht, als plötzlich ein Mensch namens Moritz Hartmann alleine vor ihm stand. Ihm hechtete Neuer mit seinen vier Metern Körpergröße entgegen - und siehe da: Szene geklärt. Wirkte ordentlich geladen, als er dann doch das 1:2 vom Punkt kassierte. Wieder dieser Hartmann! Ertrug den Rest des Spiels in Erwartung seines vierten Ligatitels. Kann die Saison kommende Woche mit einem Hechtsprung ins Weißbierglas krönen.

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Philipp Lahm

FC Ingolstadt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hechtsprünge hat er schon seit seinen Schülertagen in München-Gern nicht mehr nötig. Der Fips war damals im Dante-Bad sicher bei allen Bademeistern beliebt - stand immer richtig, hatte alle Abzeichen vom Seepferdchen aufwärts, hielt den Laden sauber. Wie heute eigentlich. Musste auf Rechts viel Ordnungsdienst verrichten, denn von überall her pressten irgendwelche Ingolstädter. Gönnte sich einige Fehlpässe, die er so zuletzt auf der Badewiese in Gern gespielt hat. War aber wurscht, denn dieser Fips, der ist jetzt zum siebten Mal Deutscher Meister! Genauso oft wie ein gewisser Alexander Zickler (sic!).

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Javi Martínez

FC Ingolstadt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Verbrachte seine Kindertage in einem Kaff namens Ayegui, wo er Hechtsprünge im Schwimmbad "Ardantze" üben konnte - dem baskischen Dante-Bad quasi. War aber nicht nach Ingolstadt gekommen, um baden zu gehen, sondern um hinten Klarschiff zu machen. Musste gegen die Drückerkolonne des FCI mehrere Stressmomente überstehen und empfahl sich mit seinem Stellungsspiel nicht unbedingt als Rettungsschwimmer. Gewann an Sicherheit, als sich langsam die Sonne über der Arena senkte. Daheim in Ayegui werden sie ein Fläschchen Rioja auf ihn öffnen.

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David Alaba

FC Ingolstadt 04 v Bayern Munich - German Bundesliga

Quelle: REUTERS

War froh, dass er an der Außenlinie diesmal nicht das Gefuchtel von Diego Simeone ertragen musste, sondern nur seinen Landsmann Ralph Hasenhüttl. Musste sich wie viele seiner Mitspieler erst einmal mit den Ingolstädter Schmeissfliegen herumplagen, die um ihn herumschwirrten. Ist derzeit nicht der Alaba, der alles wegräumt, dafür fehlen ihm die Glanzmomente. Verlebte schon Tage mit mehr Präzision, mehr Esprit und vor allem mehr Sicherheit. Aber mei - wer fünf Mal Deutscher Meister wird, der kann auch nicht so viel falsch gemacht haben.

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Joshua Kimmich

FC Ingolstadt 04 v Bayern Munich - German Bundesliga

Quelle: REUTERS

Seine Kindertage sind ja quasi erst seit vorgestern vorbei. Ist trotzdem schon ein gestandener Guardiola-Liebling, der diesmal den Playmaker von hinten heraus geben sollte. Stibitzte sich vor dem 1:0 im Mittelfeld per Stechschritt den Ball und kurbelte den Angriff an. Agierte wie ein kleiner Anführer, machte kaum etwas falsch und zeigte wieder jene Pässe, die so einfach ausschauen, aber durch ihre Messerschärfe so viele Räume öffnen. Empfahl sich mit einem weiteren erwachsenen Auftritt dafür, auch bald ein Liebling von Ancelotti zu sein.

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Xabi Alonso

FC Ingolstadt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Alex Grimm/Getty Images

Seine Kindertage sind schon etwas länger vorbei - was ihn nicht daran hindert, Pässe wie ein junger Künstler zu spielen. Bereitete das 2:0 durch Lewandowski mit einem Zuspiel vor, das man so eigentlich nur träumen kann. Kollidierte dann aber kurz darauf mit Mathew Leckie, der wesentlich jünger und kräftiger ist. Alonso erlitt eine Rippenprellung, konnte nicht weiterspielen und musste die Meisterschaft im Krankenhaus feiern.

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Thiago Alcantara

FC Ingolstadt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist seit einigen Wochen mit einer Formdelle beschäftigt, die seinen Nimbus als Guardiola-Spezi ein wenig ankratzt. Schaute sich das Treiben eine Weile unbeteiligt an und kramte dann einen Steilpass von solcher Schönheit aus der Hosentasche, dass Lewandowski nur noch zum 2:0 einschieben musste. Probierte viele Tempowechsel und versuchte so, Schärfe ins Spiel zu bringen. Gelang ihm phasenweise ganz gut, manchmal dachten aber auch die Kollegen nicht mit. Kippte sich aus Frust eine ganze Trinkflasche ins Gesicht - da war leider noch kein Weißbier drin.

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Franck Ribéry

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Quelle: AFP

Wenn es stimmt, was "die Medien" über den Physio-Zoff schreiben, dann ist er neuerdings Chef-Streitschlichter beim FC Bayern - eine völlig neue Rolle für einen Hafenarbeiter wie ihn. Apropos Hafen: Navigierte nach 13 Minuten allein vor dem Tor in den leeren Raum, ehe ihm Matip den Wind aus den Segeln grätschte. Holte so den Elfer raus. Versuchte es mit Dribblings, Kopfballfinten und allerlei Tricks aus dem Hafenarbeiter-Repertoire - fand aber nie die Fahrrinne für unbeschwertes Passieren. Nach einer Flanke Richtung Autobahndreieck Holledau war Schluss. Für ihn kam Rafinha.

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Thomas Müller

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Quelle: AFP

Erlebt dieser Tage sein erstes persönliches Fußball-Trauma: Erst auf der Bank, dann ein verschossener Elfer, dann das Aus gegen Atletico. Dabei ist er doch immer noch der unbekümmertste Mensch, der jemals das Bayern-Trikot getragen hat. Hielt sich beim Elfmeter schuldbewusst zurück - bis er wieder darf, muss erst ein anderer schwächeln. Lieferte sich mit Guardiola eine hübsche Fuchtelei am Seitenrand, bei der ein paar oberbayerische Kraftausdrücke durch die Luft zischten. Bekämpfte sein Trauma mit beherztem Gestocher und Gefummel. Tore schießt er dann wieder, wenn's drauf ankommt (Pokalfinale!).

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Douglas Costa

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Quelle: AFP

Verlor sich zuletzt immer öfter im Übersteiger-Ozean und lähmte damit die Bayern-Offensive. Wirkte zunächst etwas zielstrebiger, fetzte die ersten 50 Meter gleich mal in einer halben Sekunde und inszenierte mit einem Zucker-Zuspiel die Szene, die zum Strafstoß führte. Sicherte sich dann aber seinen Platz in sämtlichen Jahresrückblicken, als er es mit den Übersteigern wieder einmal übertrieb: Alleiner scheiterte wohl nie jemand vor dem leeren Tor als er in der 22. Minute. Zeigte sich von diesem Slapstick-Moment beeindruckt und verschwand für lange Zeit. Konstanz wird bei ihm ein wichtiges Thema im nächsten Jahr.

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Robert Lewandowski

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Quelle: AP

Bei allem Gerede um sein "Durchhängerle" ist fast untergegangen, dass er immer noch recht souverän die Torjägerliste der Bundesliga anführt. Beendete dieses Durchhängerle dann endgültig mit seinem Elfertreffer zum 1:0, seinem 28. Saisontor. Hüpfte jedem hohen Ball hinterher, spielte munter mit und veredelte schließlich Thiagos Jahrtausendzuspiel mit dem Treffer zum 2:0. Schickte mit seinem 29. Saisontor ein Schulterzucken Richtung Dortmund, wo ein gewisser Aubameyang ja auch gerne Schützenkönig werden möchte. Wenn nicht noch der Himmel auf die Erde kracht, geht dieser Titel aber an den Polen.

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Medhi Benatia

FC Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Quelle: Getty Images For MAN

Deutete exakt 28 Sekunden nach seiner Einwechslung zur Pause ein Bonmot von Dragoslav Stepanovic um. Statt "erste Pass, gleich Scheisse" hieß es bei ihm: Erste Berührung, gleich Gelb. Klärte eine Flanke per Grätschen-Kerze und half so mit, dass nicht noch ein Unglück passierte.

(Archivbild)

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Rafinha und Sebastian Rode

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Quelle: AFP

Rafinha: Glänzte auf der Bank zunächst als Abklatscher von allen. Als er reinkam, war noch ein wenig Giftelei gefragt - und das kann er ja.

Sebastian Rode: War auch noch dabei in dieser denkwürdigen Partie.

(Archivbild)

© SZ.de/fued/chge
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