FC Bayern in der Einzelkritik:Gruppentaugliche Egoisten in Zirkusform

Manuel Neuer hätte "Läckerli" naschen können, Philipp Lahm kreiselt um Arjen Robben, Franck Ribéry wird wie ein Volkstribun gefeiert und Mario Gomez bewirbt sich um einen Platz im chinesischen Staatszirkus. Die Münchner treten beim Sturmlauf gegen Basel als harmonische Gruppe auf. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Andreas Burkert und Claudio Catuogno, Fröttmaning

FC Bayern in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: dapd)

Manuel Neuer hätte "Läckerli" naschen können, Philipp Lahm kreiselt um Arjen Robben, Franck Ribéry wird wie ein Volkstribun gefeiert und Mario Gomez bewirbt sich um einen Platz im chinesischen Staatszirkus. Das gesamte Team tritt beim Sturmlauf gegen Basel als harmonische Gruppe auf. Der FC Bayern in der Einzelkritik. Von Andreas Burkert und Claudio Catuogno, Fröttmaning Manuel Neuer: Hätte pro Halbzeit locker je eine Tüte von diesem köstlichen, mit Zuckerguss bestrichenen Lebkuchengebäck in sich reinfuttern können, das in der Schweiz unter dem Namen "Basler Läckerli" verkauft wird. Benötigte seine Handschuhe bloß hin und wieder, um einen hohen Ball aus der Luft zu pflücken. Das wäre mit Zuckergussfingern auch problemlos zu bewerkstelligen gewesen.

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Philipp Lahm

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(Foto: AFP)

Philipp Lahm: Spielt, wo der Trainer ihn hinstellt, jetzt wieder rechts, wo er ja immer schon stärker war, wenn er nicht gerade links stärker war. Kreiselte mangels Defensiv-Herausforderungen oft um Arjen Robben und beschleunigte dessen Spiel wie eine Armbrust, die einen Bolzen in Richtung eines Apfels abfeuert. Quasi der Wilhelm Tell unter den deutschen Rechts-Verteidigern.

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Jérôme Boateng

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(Foto: dapd)

Jérôme Boateng: Ein Tag, an dem Lahm Rechtsverteidiger ist, ist auch für ihn ein guter Tag. Dann muss er den Job nicht machen. Im Deckungszentrum ohne Fehler und mit sicherem Aufbauspiel.

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Holger Badstuber

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(Foto: AFP)

Holger Badstuber: Anfangs mit Orientierungsproblemen und in der Rückwärtsbewegung bisweilen so schwerfällig, als habe er zur Feier seines 23. Geburtstags zu oft in die Läckerli-Tüte gegriffen. Vor dem 3:0 dann aber so flink im Basler Strafraum, als habe er eine Abkürzung durch die hohle Gasse genommen. Hat sich, wie der Münchner Stadionsprecher nicht zu erwähnen vergaß, damit selbst das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht.

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David Alaba

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(Foto: AP)

David Alaba: Kann sich den Abend als humanbiologisches Seminar anrechnen lassen. Hatte es auf der linken Abwehrseite mit einem Gegner zu tun, bei dem man schon tief in den Trikotkragen hineinforschen musste, um sich der Anwesenheit eines Halses zu versichern. Bald stellte sich heraus: Das Forschungsobjekt heißt Shaqiri und spielt nächstes Jahr bei den Bayern. Wie konsequent Alaba den Dribbler aus dem Spiel nahm, beeindruckte sogar Franck Ribéry, der durch Hinterkopfstreichler bewies, wie gern er diesen Alaba inzwischen hat.

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Luiz Gustavo

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(Foto: dapd)

Luiz Gustavo: War auch zur Stelle, als Mario Gomez die erstaunliche Badstuber-Hereingabe zum 3:0 verwandelte. Hatte bloß die kürzeren Beine. Als Schweinsteiger-Vertreter gut im Raum postiert, wenn auch mit weniger Akzenten als der Regie-Großmeister, der nach seiner Langzeitverletzung zunächst auf der Bank Platz nahm.

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Toni Kroos

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(Foto: AFP)

Toni Kroos: Angesichts des Wirbels über die Flügel fiel sein Werk vielleicht nicht jedem ins Auge. Trotz der spektakulär tief stehenden Schweizer defensiv orientiert und nach Ballgewinnen als ungemein wertvolle Zwischenstation ein stiller Kleinkünstler. Wagte dennoch immer wieder Vorstöße in den Strafraum, auf der ständigen Suche nach einem Partner für den finalen Doppelpass oder einen strammen Schuss aus dem Hinterhalt. Erwies sich bei seinem Freistoß vor dem befreienden 3:0 mal wieder als ein Meister des ruhenden Balles. Eine dezente, eine herausragende Leistung.

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Arjen Robben

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Arjen Robben: Gab es beim Mittagessen holländische Kroketten, Frikadellen und Pommes Spezial? Oder haben ihm die Bayern nachmittags einen neuen Vertrag mit verdoppeltem Salär vorgelegt? Der Holländer schien Basel früh allein besiegen zu wollen - und zu können. Schoss aus allen Lagen, seine dritte Großchance brachte den Bayern nach nur zehn Minuten das frühe 1:0. Genoss erstaunliche Freiheiten, kreuzte regelmäßig die Wege mit Ribéry, was die Gäste noch mehr verwirrte. Sein präzises Anspiel auf Müller vor dem 2:0 öffnete das Tor zum Viertelfinale; brachte sich tatsächlich auch mal ins Pressing ein und verdiente sich damit die Sonderauszeichnung des gruppentauglichsten Egoisten des Abends.

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Thomas Müller

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(Foto: REUTERS)

Thomas Müller: Auf seiner Lieblingsposition zwischen den vordersten Linien zunächst nicht annähernd so gefährlich wie seine Offensivkollegen. Wich häufig auf rechts aus, doch seine Hereingaben glückten ihm selten. Aber wenn man einen Müller nicht sieht, ist er umso gefährlicher. Zeigte Arjen Robben beim 2:0 an, wo er den Ball empfangen würde, womit sich der Holländer revanchierte für die unterlassene Hilfeleistung am Samstag gegen Hoffenheim. Laufstark, fleißig, energetisch wie immer. Niemand musste sich an diesem Dienstagabend mit ihm streiten.

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Franck Ribéry

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(Foto: AP)

Franck Ribéry: Auch sein Beitrag beschränkte sich erneut nicht auf verwegene Dribblings gegen zwei oder drei Basler. Was seine Vorstellung zurzeit so komplett macht, ist sein Verständnis für den Rückwärtsgang und die Adoption des hochveranlagten Wiener Talents Alaba in seinem Reich, der linken Außenbahn. Lieferte sich nach abgefangenen Standards der Schweizer einige 40-Meter-Sprints in die gegnerische Hälfte mit seinem Widersacher Markus Steinhöfer, eine faszinierende Art der Energieverschwendung (die Abschläge erreichten ihn nie). Reichte in punkto Effektivität zu Beginn nicht ganz an Arjen Robben heran, doch dann drehte er Steinhöfer auf links dreimal sehenswert ein, Gomez vollendete dreimal. Von den Fans mit Recht wie ein Volkstribun gefeiert und in dieser Verfassung ein unersetzlicher Trumpf des FC Bayern.

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Mario Gomez

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mario Gomez: Lange ohne große Szene, doch als der Ball kurz vor der Pause parallel zur Basler Torlinie einen Abnehmer suchte und Luiz Gustavo vorbeigrätschte - da stand er, wo ein Mittelstürmer stehen muss. Hat jetzt 34 Tore in 39 Pflichtspielen erzielt. Denn dem 3:0 ließ er noch drei weitere Treffer folgen, darunter die spektakuläre Abnahme zum 4:0 nach Ribérys Flanke: Gomez hielt in Brusthöhe seinen linken Stiefel hin, seine Körperbeherrschung in diesem Moment war eine Bewerbung für den chinesischen Staatszirkus. Gomez ein Stürmer ohne Ballgefühl und Körperspannung? Ein schöner Irrtum.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: dapd)

Bastian Schweinsteiger: Kam für Müller und hätte sich damit selbst das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht, wenn er nicht am 1. August geboren wäre.

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