FC Bayern in der Einzelkritik:Entspannt wie Ziegenhirten in der Sahara

Dante macht es sich nach seinem Treffer im Abwehrzentrum gemütlich, Franck Ribéry zeigt ein paar kaum ernst gemeinte Haken und Toni Kroos schaut der Blaskapelle am Spielfeldrand zu. Die Bayern beim lockeren 2:0-Finalsieg gegen Raja Casablanca in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Marrakesch

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Quelle: AFP

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FC Bayern in der Einzelkritik:Manuel Neuer

Dante macht es sich nach seinem Treffer im Abwehrzentrum gemütlich, Franck Ribéry zeigt ein paar kaum ernst gemeinte Haken und Toni Kroos schaut der Blaskapelle am Spielfeldrand zu. Die Bayern beim lockeren 2:0-Finalsieg gegen Raja Casablanca in der Einzelkritik.

Manuel Neuer: Latschte vor dem Finale unbedarft durch die Souks von Marrakesch, wo er prompt von zutraulichen Fans umzingelt wurde. Wer aus Gelsenkirchen-Buer stammt, ist eben in der Welt zu Hause. Wirkte trotz der Brüllkulisse äußerst aufgeräumt, kickte ein bisschen mit und genoss das Spektakel. Als seine luftige Mitspielerei einmal nicht klappte, kuckte er Chtibis Schuss aufs leere Gehäuse einfach vorbei. War da was? Ach ja, mei. Verlebte insgesamt einen Abend zum Dösen und Dahindämmern - blieb aber ganz profihaft wach und wehrte Rajas einzige beiden Chancen kurz vor dem Ende in super, super Manier ab.

Issam Erraki of Morocco's Raja Casablanca fights for the ball with Rafinha of Germany's Bayern Munich during their 2013 FIFA Club World Cup final soccer match at Marrakech stadium

Quelle: REUTERS

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FC Bayern in der Einzelkritik:Rafinha

Rafinha: Vielleicht der glücklichste aller Bayern-Spieler, sicherlich aber der gläubigste: Dankte dem lieben Gott in Großbuchstaben für seine Vertragsverlängerung und ist auch sonst ein erstklassiger Katholik. Ist mittlerweile ein ebenso erstklassiger Außenverteidiger, was die Frage aufwirft, wie hoch seine Ablösesumme im Himmel bereits gehandelt wird? Ein paar Milliarden Dirham werden es schon sein. Verbrachte einen äußerst stressfreien Abend, denn Casablanca griff so gut wie nie an. Da war es auch egal, dass er mit Vordermann Shaqiri eine ziemlich kurzgewachsene Rechtsfraktion bildete. Wer braucht schon Kopfbälle, wenn der Kurzpass als Stilmittel ausreicht?

FC Bayern Munchen v Raja Casablanca - FIFA Club World Cup Final

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FC Bayern in der Einzelkritik:Dante

Dante: Sein Twitter-Foto im Gassengetümmel von Marrakesch ging um die Welt - was vor allem an seiner hübschen Verkleidung lag: Strickmütze, Kaftan und einen kleinen Markthelfer (Rafinha) im Arm. Seine erste Aktion im Spiel dürfte ebenso viele Bewunderer gefunden haben. Stand nach Boatengs Vorlage so allein wie ein Ziegenhirte in der Nordsahara und traf zum 0:1. Ließ es dafür beim Verteidigen eher ruhig angehen, was den Marokkanern zumindest ein paar Mini-Momentchen vor dem Tor ermöglichte. Trabte nach der Pause gemächlich in der eigenen Hälfte herum und schaffte es so, nicht allzu sehr zu frieren. Hätte in der 85. Minute im Verbund mit Alaba fast noch das 1:2 verschuldet - war wohl gedanklich schon am Strand.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Jérôme Boateng

Jérôme Boateng (rechts): Vom Stadionsprecher als "Boutttennnnng" vorgestellt, dabei dürfte sein Nachname den Afrikanern doch eigentlich geläufig sein. Leistete aber umgehend Aufklärungsarbeit in eigener Sache, indem er Dante geschickt dessen Treffer vorlegte. Wirkte im Vergleich zu seinem etwas bequemen Abwehr-Nebenmann aufgeweckter und präsenter. Wenn doch mal ein zögerlicher Raja-Angriff durchkam oder Stürmer lajour aufs Tor köpfelte, zuckte er nur mit den Schultern. Diesen Boutttttennnnng kennen sie nun in Marokko. Nur für den Fall, dass die Bayern kommendes Jahr wiederkommen sollten zur Klub-WM.

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FC Bayern in der Einzelkritik:David Alaba

David Alaba: Sportler des Jahres in Österreich und jetzt zum dritten Mal Fußballer des Jahres - was soll da noch kommen? Siegtorschütze gegen die "Deitschn" im WM-Finale 2018? Chart-Platzierung mit Falco-Cover in den USA? Siegtorschütze gegen Österreich als eingebürgerter Deutscher? Es kam noch viel besser: Kurvte lässig in den Strafraum und legte Thiago wie ein Oberkellner aus dem Cafe Hawelka das 0:2 auf. Verwaltete die linke Seite abgesehen von einem Schlummermoment kurz vor Schluss mit aller Abgeklärtheit und führte seine orangen Treter spazieren. Das hätte Falco auch gerade noch so hinbekommen.

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FC Bayern in der Einzelkritik:Philipp Lahm

Philipp Lahm: Ist insgeheim vielleicht gar kein braver Klassensprecher, sondern ein ziemlicher Hallodri, wie ein Scherz über Kollege Alaba verriet: "Fußballer des Jahres in Österreich ist ja nichts Besonderes." Verhielt sich dann aber wieder vorbildlich, als er König Mohammed VI. vor dem Anpfiff grinsend alle seine Mitspieler vorstellte. Führte als Sechser strebsam seine Münchner Schulklasse an - große Chefansagen waren ohnehin nicht nötig. Soll nach intensiven Recherchen der Königsgarde irgendwann sogar einen seltenen Fehlpass gespielt haben. War aber irgendwie auch wurscht.

Mohamed Oulhaj of Morocco's Raja Casablanca fights for the ball with Xherdan Shaqiri of Germany's Bayern Munich during their 2013 FIFA Club World Cup final soccer match at Marrakech stadium

Quelle: REUTERS

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FC Bayern in der Einzelkritik:Xherdan Shaqiri

Xherdan Shaqiri: Überraschungsgast in der ersten Elf, wo er Mario Götze vertreten durfte - und dann gleich Initiator des 0:1. Seine präzise Ecke segelte zu Boateng, der Dantes Treffer vorbereitete. Trieb sich erst rechts herum, manchmal auch in der Mitte, wo seine Dribblings stete Panik bei Raja auslösten. Versuchte es schließlich sogar im Strafraum, wo er Müllers Hereingabe an die Latte prügelte. Gab es eigentlich schon einmal einen Schweizer Klub-Weltmeister? Chapuisat? Alex Frei? Andy Egli? Nein.

FIFA Club World Cup 2013

Quelle: dpa

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FC Bayern in der Einzelkritik:Toni Kroos

Toni Kroos (rechts): Wollte sich laut eigener Aussage in Marokko ausgiebig "sonnen" - und ward deshalb auch nicht beim Feilschen auf dem schattigen Marrakescher Markt gesehen. Agierte auf dem Feld ähnlich zurückgezogen, was aber mehr an seiner Position lag. Ordnete von hinten heraus den bayerischen Vortrag, musste sich dabei aber keineswegs verausgaben. Nutzte das laissez-faire des Gegners zu der ein oder anderen Pirouette und gönnte sich sogar einen Torschuss mit der Pieke. Kann ja nicht alles immer Sonnendeck-Fußball sein. Wich in der zweiten Hälfte für Martinez - und hatte so Zeit, der Blaskapelle am Spielfeldrand zuzuschauen.

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Quelle: AFP

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thiago Alcántara

Thiago Alcántara: Lieferte zuletzt ein ambitioniertes Bewerbungsschreiben für die Position des Zehners ab, als er gegen Guangzhou kunstvoll das Spiel ankurbelte. Trabte diesmal erneut auf diesen Posten und streichelte den Ball mit zwei, drei sanften Kunstschubsern - beim vierten pinselte er den Ball zum 0:2 neben den Pfosten. War für die armen Marokkaner einfach viel zu gewandt. Täuschte, kreiselte und dominierte mit seiner exquisiten Ballführung, dass fast Mitleid mit dem Gegner gefragt war. Hielt sich nach flottem Beginn am Ende zurück - und zeigte damit Milde gegenüber seinen überforderten Widersachern. Ist jetzt neben Claudio Pizarro der einzige zweifache Klub-Weltmeister unter den Bayern-Profis.

FC Bayern Munchen v Raja Casablanca - FIFA Club World Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

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FC Bayern in der Einzelkritik:Franck Ribéry

Franck Ribéry: Wäre wohl auch mit dem Frachter von Marseille nach Casablanca geschippert, so gut gefällt es ihm in Marokko. Genoss auf seiner Seite die "liberté toujours", als wäre sein Können bei Raja nicht so recht bekannt. Hätte bei soviel Platz in Ruhe eine ganze Kanne Minztee schlürfen können, bevor er sich die fachgerechte Verknotung marokkanischer Abwehrbeine vornahm. Beließ es in der zweiten Halbzeit bei ein paar kaum ernst gemeinten Haken und verlor prompt viele Bälle. Darf gerne wiederkommen nach Nordafrika, denn die Menschen verehren ihn hier fast wie den König.

FC Bayern Munchen v Raja Casablanca - FIFA Club World Cup Final

Quelle: Bongarts/Getty Images

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FC Bayern in der Einzelkritik:Thomas Müller

Thomas Müller: Ein plärrendes Stadion, königlicher Besuch, Endspiel-Atmosphäre - alles ganz nach seinem Gusto. Gab entsprechend animiert eine ordentliche Nervensäge für Rajas Defensive ab, weil er ständig woanders zu finden war als die Abwehrspieler dachten. Rochierte nach rechts oder ins Mittelfeld und beinahe auch noch bis in die Loge des Königs, weil sich ihm niemand in den Weg stellte. Ging schließlich für Mario Mandzukic vom Feld, war bis dahin aber soviel gerannt, dass ihm wenigstens nicht kalt wurde.

FC Bayern München - Raja Casablanca

Quelle: dpa

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FC Bayern in der Einzelkritik:Javi Martínez

Javi Martínez: Gehört derzeit nicht zur Startformation bei den Bayern - durfte auch diesmal erst in der zweiten Hälfte mitspielen. Kam für Kroos, als es nur noch darum ging, ins Ziel zu trudeln.

FIFA Club World Cup 2013

Quelle: dpa

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Mandzukic

Mario Mandzukic: Torschütze gegen Guangzhou - diesmal nur Einwechselspieler. Macht nix. Klub-Weltmeister.

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Quelle: AFP

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FC Bayern in der Einzelkritik:Mario Götze

Mario Götze: Hatte sich eigentlich auf eine Begegnung mit Mineiros Ronaldinho gefreut, schließlich sei der "schon ein beeindruckender Typ". Durfte dann nur noch kurz mitmachen. Und dann auch noch "nur" gegen Casablanca. Wird das aber verkraften.

(Archivbild)

© Süddeutsche.de/jom
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