FC Bayern in der Einzelkritik:Dante erleidet Schiffbruch

Dante mausert sich vom Bankdrücker zum Abwehrchef - und geht doch gegen Agüero unter. Xabi Alonso gibt den Ritter auf Staatsbesuch und Franck Ribéry krault sich verdutzt den Räuberbart. Der FC Bayern beim 2:3 gegen Manchester City in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Manchester

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Manuel Neuer

Manchester City FC v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Wenn sich unter den 63 Millionen Bewohnern des Vereinigten Königreichs wenigstens ein so guter Torwart fände wie er - die Fußballgeschichte wäre eine andere. Hatte es sich gerade gemütlich gemacht, da brüllte das Stadion schon wegen Benatias Elferfoul. Wählte gegen Agüero die richtige Ecke, aber der ist eben kein Engländer und verwandelte mit Schmackes. Brachte nach der Pause gegen Navas' Geschoss das Bein dazwischen, wunderte sich kurz und fror sich die Füße in den Bauch. Dummerweise kam zum Schluss noch zweimal dieser Agüero angerannt, der erst zum 2:2 einschob und dann zum 3:2. Da purzelte selbst Neuer in die eigenen Maschen.

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Rafinha

Manchester City FC vs FC Bayern Munich

Quelle: dpa

Tat sich im Laufe seiner Karriere unter 200 Millionen Brasilianern als sehr ordentlicher Außenverteidiger hervor. Pendelte zuletzt aber öfter in die Mitte, die lahmfreien Tage beim FC Bayern machen es möglich. Gab diesmal erneut eine Art Zwischenspieler und sauste einmal sogar zum Peng-Moment heran, sein Schuss wurde aber abgeblockt. Besetzte nach dem Wechsel häufiger die rechte Seite, verhielt sich unauffällig, machte aber auch wenig falsch. Ist weiterhin ein sehr ordentlicher Außenverteidiger, auch wenn er in diesem Leben kein Philipp Lahm mehr wird.

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Medhi Benatia

Mehdi Benatia

Quelle: AP

Kennt sich mit royalen Regentschaften bestens aus - er ist schließlich Nationalspieler des Königreichs Marokko. Kostete passenderweise auch eine königliche Ablösesumme von 30 Millionen Euro. Musste zu Beginn einige Male wirkungsvoll intervenieren, ließ sich aber zunächst nicht aus der Ruhe bringen. Dann kam die 20. Minute und er traf seinen Endgegner: Sergio Agüero. Im Laufduell blieb der Argentinier klarer Sieger, weshalb Benatia nur noch die Grätsche blieb. Flog zu Recht vom Platz, verursachte den Elfmeter. Von Guardiola gab's beim Gang in die Dusche nicht mal einen Blick.

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Jérôme Boateng

Manchester City FC v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Sein Hoheitsgebiet waren früher die Fußballkäfige in Berlin-Wedding, heute ist er eine Instanz im Münchner Verteidigungsministerium. Widmete sich gegen die alten Freunde aus Manchester zunächst der Offensivpolitik: Hübsche Kurzpässe, ein paar Wackler, lässige Präzisionszuspiele in die Ferne. Als es plötzlich schnell ging, fehlte von ihm aber jede Spur - bei der Elferszene hängte er händerudernd zurück. Ließ sich davon nicht erschüttern und wagte weiter den Blick nach vorne. Seine Flanke vor dem 2:1 überrumpelte ganz Manchester, doch der Abend war längst nicht gegessen. Kam noch zweimal zu spät gegen den kaum greifbaren Agüero.

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Juan Bernat

Manchester City FC vs FC Bayern Munich

Quelle: dpa

Verkörpert in Abwesenheit der Lahms und Alabas einen brauchbaren Allzweckvasallen, denn er kann außen wie innen - und das meistens solide. Traf auf Links auf seinen spanischen Landsmann Jesus Navas, was ein lustiges Zwergenduell ergab. Wenn es schnell ging, hieß der Sieger mitunter Navas, in gemächlicheren Momenten einigte man sich auf Unentschieden und tat sich nicht weh. In der zweiten Halbzeit kamen die Engländer immer wieder über seine Seite, Bernat hielt sich aber weitestgehend schadlos.

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Pierre-Emile Höjbjerg

Manchester City FC vs FC Bayern Munich

Quelle: dpa

Ist in Sachen Feudalherrschaft noch in der Ausbildung, besitzt aber fürstliche Anlagen. Diese schätzt Pep Guardiola dieser Tage offenbar mehr als jene von Xherdan Shaqiri, dessen Reich die Bank ist. Verhielt sich in der Enge des Geschehens durchaus geschickt und bekam sogar Applaus vom Trainer. Kurz vor dem Gegentor mit einem Ballverlust, der ihn aber nicht verzagen ließ. Am Ball meistens mit Ruhe und der richtigen Entscheidung, im Zweikampf überaus robust. Bekommt in den nächsten Wochen sicher weitere Unterrichtsstunden auf dem Platz.

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Xabi Alonso

Manchester City FC vs FC Bayern Munich

Quelle: dpa

In seinem Jungbrunnen würde sich ein ausgiebiges Bad lohnen: Gab an seinem Geburtstag den edlen Ritter auf Staatsbesuch in der alten Heimat. Als ehemaliger Liverpooler mit den Gegebenheiten des Inselfußballs bestens vertraut: Hoch und weit, das kann keiner so gut wie er. Musste dann aber zeigen, dass er auch den einfachen Ordnungsdienst kann, denn es taten sich Lücken auf. Als sich die Wogen wieder geglättet hatten, lief er zum Freistoß an und verwandelte mit einem dicken Ällerbätsch flach rechts unten. Lieferte zum 33. eigentlich einen chefigen Auftritt ab, wenn nicht der Fehlpass vor dem 2:2 gewesen wäre.

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Sebastian Rode

Manchester City FC v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League

Quelle: Getty Images

Für seinen Trainingseifer und seinen ersten Bayern-Treffer gegen Hoffenheim mit einem Startelfplatz belohnt und damit Teil eines guardiolischen Experiments: Im rechten Mittelfeld als Verbindungsmann im Einsatz. Nahm sich die Freiheit, früh alleine vor dem City-Tor aufzutauchen, vergab aber gegen Joe Hart. Wirkte übermotiviert und etwas fahrig, verlor ein paar Bälle und musste raus, ehe der Abend richtig begonnen hatte. Das guardiolische Experiment scheiterte bereits am Vorführeffekt.

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Arjen Robben

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Quelle: AFP

Bekam vor dem Spiel Besuch von Louis van Gaal, der als Trainer von Manchester United ja Zeit hat unter der Woche. War bestimmt ein netter Herrenplausch unter Holländern bei einer Tasse Darjeeling. Verbrachte die erste Halbzeit damit, vom Teetrink- in den Wettkampfmodus zu schalten und suchte Räume, die nicht da waren. Merkte bei einigen Dribblings nach der Pause, dass es kein Robben-Abend werden würde und beschränkte sich aufs Schimpfen und Kommandogeben. Hätte zum Runterkommen sicher nichts gegen ein Gläschen Rioja mit Van Gaal gehabt.

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Franck Ribéry

Manchester City FC v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League

Quelle: Getty Images

Hatte Glück, dass die Queen nicht zugegen war, sonst hätte er sich seinen Räuberbart zurechtstutzen müssen, um die Etikette zu wahren. Genoss auf Links einige Freiheiten, wusste aber wenig damit anzufangen. Stellte bei fast jedem seiner Läufe fest, dass überall gegnerische Beine im Weg standen und fasste sich grübelnd an seine Gesichtsborsten. Verbrachte insgesamt einen Abend der Marke "Ja mei, muss halt". Hätte Her Majesty sicher auch so gesehen.

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Robert Lewandowski

Robert Lewandowski

Quelle: AP

Unter all den Räubern, Vasallen und Rittern so etwas wie der Münchner Robin Hood: Klaut sich gerne Bälle und verteilt sie - wenn er sie nicht selber ins Tor befördert wie beim 2:1. Hatte zuvor seinen Gegner Bacary Sagna mit einem diebischen Rempler in den Wald geschickt. Lauerte immerzu auf Verwertbares aus dem Mittelfeld, prallte jedoch öfter an der Ein-Mann-Büffelherde namens Vincent Kompany ab. Hatte es mangels Unterstützung schwer und blieb oft zweiter Sieger. Diesmal nur mit überschaubarer Beute.

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Einwechselspieler: Dante

Manchester City FC vs FC Bayern Munich

Quelle: dpa

Wird sich zunächst etwas gewundert haben, dass er nicht von Beginn an spielen durfte. Bekam aber bald Gelegenheit, das Getöse auf dem Feld mitzuerleben. Guardiola schickte ihn als Benatia-Ersatz ins Rennen - und plötzlich hieß der Abwehrboss Dante. Musste in seinen ersten Minuten einige Aufräumarbeiten erledigen, stellte dann aber im Verbund mit Alonso wieder Ordnung her. Verwaltete mit seiner körperlichen Präsenz die Münchner Defensive - bis die letzten Minuten kamen. Da erlitt er mit dem Rest seiner Kollegen Schiffbruch gegen eine Kriegsflotte namens Agüero.

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Einwechselspieler: Bastian Schweinsteiger

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Quelle: AFP

Sein letzter Auftritt in Manchester endete im April mit der Schlagzeile: "You dirty Schwein!". Die Zeitung Daily Mirror warf ihm eine vermeintliche Schwalbe gegen Wayne Rooney vor. Diesmal nur braver Einwechselgast und blöderweise genau dann im Spiel, als City die Partie drehte.

© SZ.de/ska
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